Vor drei Jahren war alles klar für den Sudan: Präsident Omar al-Baschir schloss eine Normalisierung der Beziehungen mit Israel kategorisch aus. Dies sei eine „rote Linie“, sagte er im November 2012 nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf eine Waffenfabrik in der Hauptstadt Khartum. Doch seitdem haben sich die Machtverhältnisse im Nahen Osten verändert. Dies könnte sich auch auf die Haltung gegenüber Israel auswirken.
So ging vor ein paar Tagen ein „internationales sudanesisches Dialogforum“ zu Ende, das Al-Baschir im Oktober eröffnet hatte. Die Veranstaltung hatte das Ziel, verschiedene dominante Parteien und bewaffnete Gruppen zu einen. Themen waren das Staatsrecht, persönliche Freiheiten oder Außenpolitik. Dabei kam immer wieder der Vorschlag auf, die Beziehungen zu Israel zu normalisieren. „Es gibt keine Rechtfertigung dafür, dass der Sudan feindliche Beziehungen mit Israel hat“, zitiert die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“ etwa den Vorsitzenden der Sudanesischen Unabhängigkeitspartei.
Außenminister Ibrahim Ghandur hielt in der vergangenen Woche in Khartum einen Vortrag über Außenbeziehungen. Unter den Zuhörern war auch der südsudanesische Islamist Abdallah Deng, der vor der Abspaltung im Sudan eine führende Rolle in einer politischen Partei gehabt hatte. Er fragte nach einer möglichen Normalisierung mit Israel. Der Minister antwortete laut der Zeitung „Sudan Tribute“, es gebe keine Einwände gegen solche Aufrufe, wenn sie die Beziehungen zu den USA verbessern könnten.
Die Vereinigten Staaten haben gerade Sanktionen aufgehoben, die sie vor etwa zwei Jahrzehnten gegen den Sudan verhängt hatten. Anlass war damals die Unterstützung für Osama Bin Laden und den Terror des Netzwerkes „Al-Kaida“.