JERUSALEM (inn) – Mehr als jeder dritte Araber in Israel (35,8 Prozent) fühlt sich in seinem eigenen Sektor unsicher. Das geht aus einer Studie der israelischen Nichtregierungsorganisation „Abraham Initiative“ hervor. Diese setzt sich für Koexistenz von Juden und Arabern im Land ein.
Der Umfrage zufolge gaben mehr als ein Viertel der befragten Araber (26,6 Prozent) an, sie selbst oder ein Familienmitglied seien im vergangenen Jahr Opfer von Gewalt gewesen. Laut der „Abraham Initiative“ waren im vergangenen Jahr unter den Mordopfern in Israel 71 Araber, das entspricht 61 Prozent. Der Bevölkerungsanteil der Araber macht hingegen etwa 21 Prozent aus.
Mehr als 59 Prozent der Araber sagten, sie hätten Angst, ein Opfer von Gewalt zu werden. Bei den jüdischen Israelis waren dies knapp 20 Prozent.
Rund 91 Prozent der Araber waren zudem der Ansicht, dass es in Israel einfach ist, in den Besitz von Schusswaffen zu gelangen. Unter den jüdischen Israelis vertraten rund 34 Prozent diese Meinung. Ferner hatten mehr als 93 Prozent der Araber das Gefühl, dass der Gebrauch von Schusswaffen in ihren Wohnorten zugenommen hat. Bei den Juden waren es rund 22 Prozent.
Kaum Vertrauen in die Polizei
Das Vertrauen in die Polizei hält sich bei den Arabern in Grenzen: Rund 26 Prozent der Befragten gaben an, den Sicherheitskräften zu vertrauen. Entsprechend selten werden Verbrechen angezeigt: Knapp 62 Prozent der Araber, die Opfer von Gewalt waren, haben dies bei der Polizei gemeldet. Bei den befragten Juden gaben rund 42 Prozent an, sie vertrauten der Polizei.
Das Innenministerium und die Polizei haben aufgrund früherer Studien bereits die Anzahl der Polizeistationen in arabischen Ortschaften erhöht. Zudem wurde verstärkt um arabische Polizisten geworben. Die „Abraham Initiative“ berichtet von fünf zusätzlichen Stationen, die 2018 in arabischen Dörfern oder Städten eröffnet wurden. Zwischen 2016 und 2018 seien zudem 550 arabische Polizisten rekrutiert worden, allein 225 im vergangenen Jahr. Unter den Neuzugängen seien 79 Frauen.
Eine „soziale Katastrophe“
In dem Bericht heißt es, die Gewalt in arabischen Gemeinschaften „nimmt eindeutig die Dimensionen einer sozialen Katastrophe an“. Dennoch sei die arabische Gesellschaft an der Bekämpfung der Gewalt interessiert.
Der Polizei empfiehlt die Organisation eine dauerhafte und positive Präsenz im arabischen Sektor. Der Dialog zwischen den Gemeinden und den Sicherheitskräften müsse verbessert werden. Die Regierung wird aufgefordert, ein interministerielles Team zum Kampf gegen Gewalt und Kriminalität in der arabischen Gemeinschaft einzusetzen. Auch gegen Diskriminierung und Vernachlässigung von Arabern müsse mehr unternommen werden. Zudem sollten Kürzungen im Haushalt rückgängig gemacht werden, die die Eröffnung weiterer Polizeistationen im arabischen Sektor verhinderten.
Die Studie wurde im Verlauf des vergangenen Jahres durchgeführt. In dieser Woche ist sie auf einer Konferenz in der arabischen Stadt Kafr Qassem Abgeordneten, Bürgermeistern und der Polizei präsentiert worden.
Von: dn