JERUSALEM (inn) – Die Mauern rund um die Jerusalemer Altstadt sind seit den 1970er Jahren von einem Nationalpark umgeben. Seit ebendieser Zeit liegen auch Pläne für eine Erweiterung des Gebiets vor. Sie sind immer wieder an den Befindlichkeiten christlicher Landeigentümer gescheitert. Am 2. März wollte die Jerusalemer Stadtverwaltung ein neuerliches Vergrößerungsvorhaben genehmigen.
Erweiterung und Verschönerung
Im Süden sind Ländereien im Ben-Hinnom-Tal betroffen, im Osten große Teile des Ölbergs. Insgesamt geht es um 68 Hektar Land, um die der Nationalpark anwachsen soll. Dadurch könne die Natur- und Parkbehörde (INPA) die Gebiete besser vor Vandalismus und Brandstiftung schützen. Dies sagte eine INPA-Sprecherin der israelischen Onlinezeitung „Times of Israel“.
In Zusammenarbeit mit der Stadt-Davids-Stiftung würden Terrassen gereinigt, restauriert und Bäume gepflanzt. Bauarbeiten seien nicht geplant. „Die Ergebnisse dieser Projekte sprechen für sich – die vernachlässigten Orte werden zu schönen Winkeln, die in erster Linie den Bewohnern der Gegend dienen.“ In der Tat gleicht der Ölberg stellenweise einem Müllberg. Die Erweiterung des Nationalparks rüttelt nicht an den Besitzverhältnissen.
Widerstand der Kirchen
Umso erstaunlicher erscheint der Widerstand der Landeigentümer auf den ersten Blick. Auf Kirchenland im betroffenen Gebiet befinden sich über ein Dutzend christliche heilige Stätten, darunter die Grotte von Gethsemane und der Garten der Apostel. Die Vertreter der Kirchen betrachten mit Argwohn, dass alte Klöster bald Teil des Nationalparks sein sollen. Sie erhoffen sich keine Vorteile von der Verschönerung des Umlands. Vielmehr sehen sie darin einen „vorsätzlichen Angriff auf die Christen im Heiligen Land“.
Der Aufschrei war so groß, dass die INPA den Plan bis auf Weiteres zurückgestellt hat. Ohne eine Einigung mit den Kirchen werde es keine Erweiterung des Nationalparks geben, teilte die Behörde am Montag mit.
Vorwürfe per Brief
Am Freitag hatten sich der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem Theopolis III., der katholische Kustos des Heiligen Landes Francesco Patton und der armenische Patriarch von Jerusalem Nurhan Manugian in einem Brief an die Umweltschutzministerin Tamar Sandberg (Meretz) gewandt. Der Inhalt trägt die Grundzüge einer Verschwörungstheorie: „Unter dem Deckmantel des Schutzes von Grünflächen“ würden „der Status und die Rechte der Christen in Jerusalem“ untergraben. Hinter der Parkbehörde verbärgen sich Organisationen, deren „einziger Zweck darin besteht, eine der heiligsten Stätten des Christentums zu beschlagnahmen und zu verstaatlichen und ihre Natur zu verändern“. Damit ist vor allem die Stiftung gemeint.
Der Vorwurf lautet, die Organisation arbeite daran, systematisch die jüdische Präsenz in Ostjerusalem zu erhöhen, unter anderem in Scheich Dscharrah. Die Stiftung wies die Behauptungen als haltlos zurück: Gruppen mit einer politischen Agenda sei daran gelegen, „Jerusalem in einem Zustand der Zerstörung zu halten, um ihr Narrativ zu untermauern, dass Juden und Araber nicht gemeinsam von der israelischen Souveränität in ganz Jerusalem profitieren können“.
USA und Hamas besorgt
Auch die Hamas schlug sich auf die Seite der Kirchen und verurteilte die Pläne als „Aggression gegen islamische und christliche Stätten“ sowie eine „eklatante Verletzung der Menschenrechte und des Völkerrechts“.
Vergangene Woche teilte eine US-Delegation ihre Besorgnis über das Projekt mit dem israelischen Premierminister Naftali Bennett (Jamina). Dieser schien nicht darauf vorbereitet, angesichts der brisanten weltpolitischen Gesamtlage die Verschönerung Jerusalemer Parkanlagen zu diskutieren. Er versprach aber, neue Gewalt-Eskalationen in der Stadt zu vermeiden.
Der Chor der kirchlichen, amerikanischen und islamistischen Kritiker befürchtet auch, dass mit der Erweiterung ein unliebsames Seilbahnprojekt wieder aufleben könnte. Die Seilbahn, deren Bau bereits 2017 genehmigt, aber nicht umgesetzt wurde, soll Ost- und Westjerusalem miteinander verbinden. Aber genau das ist dem arabischen Ostjerusalem ein Dorn im Auge: Es will partout kein Teil der jüdischen Hauptstadt sein. (cs)
4 Antworten
Die Natur- und Parkbehörde, die ist im Recht… .
Zitat: eine „eklatante Verletzung der Menschenrechte und des Völkerrechts“.
Für was diese Schlagwörter nicht alles herhalten müssen.
Aber Jerusalem gehört den Israelis.
Ich habe heute ein jüdisches Sprichwort gelernt:
Besser ein Haupt voll Schande,
als ein Herz voller Kummer.
Wie schade! Aber ich verstehe auch, denn vermutlich geht es auch um die Existenz der Ladenbesitzer. Gäbe es für diese wohl eine Alternative. Denn die Erweiterung des Parks tönt wirklich vielversprechend!
Sie waren auch noch nie in Jerusalem? Da gibt es keine Ladenbesitzer, die betroffen wären. Bestenfalls Souvenirverkäufer und die kommen mit Auto und packen ihre Ware oben auf das Auto. Ein Kamel könnte ich noch anbieten, das da manchmal rumsteht und Touristen draufsteigen, aber das war es auch schon. Alles andre fängt weiter oben auf dem Ölberg an. Und der ist eng bebaut, selbst wenn es da noch reinreicht. Da ist doch alles eng bebaut, da haben wir Kirche, ich denke da an die Pater Noster Kirche, die liegt doch mitten im Wohngebiet. Was spricht dagegen wenn diese Anlage auf Kosten der Israelis renoviert wird? Ich hätte da allerdings eine Idee. Dort muss man Eintritt bezahlen. Und wenn die Israelis diese Anlage dann in ihre Green Card der Nationalparks aufnehmen, sinkt der Eintrittspreis.
Geht wohl in der Tat um die christlichen Kirchen und deren Gelände. Stellt sich die Frage, warum diese dagegen sind. Für den Tourismus würde es nur Nutzen bringen, es verändert doch keine Gebäude. Ist es vielleicht nur die Aussicht, dass diese Gebäude dann in einem jüd. Nationalpark liegen? Damit einen jüdischen Charakter bekommen? Dass man sein „christlich“ in Gefahr sieht? Würde aber dann eher zeigen, dass man nach wie vor nicht bereit ist, die jüdische Wurzel des Christentums zu akzeptieren.