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Streit um den „Welfenschatz“

BERLIN (inn) – Die israelische Regierung hat von Deutschland die Rückgabe des „Welfenschatzes“ an dessen jüdische Erben gefordert. Im Jahr 1935 gelangte er im Zuge des Nationalsozialismus in den Besitz des deutschen Staates. Derzeit liegen die Kunstgegenstände im Berliner Kunstgewerbemuseum.
Zum Welfenschatz gehört unter anderem der Tragaltar des Eilbertus.

In einem Brief an den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Bernd Neumann, betonte die israelische Kulturministerin Limor Livnat die „große Bedeutung der Rückgabe für das jüdische Volk im Allgemeinen und für die Holocaust-Überlebenden im Besonderen“. Sie erwähnte in ihrem Schreiben außerdem die „Erklärung von Theresienstadt“, die im Jahr 2009 von 46 Staaten, darunter auch Deutschland, unterschrieben wurde.
„Die Erklärung basiert auf einem Moralprinzip, nach dem Kunst und kulturelles Eigentum, das Holocaust-Opfern von den Nazis gestohlen wurde, an die Opfer oder ihre Erben zurückgegeben wird. Und das in einer Art und Weise, die mit innerstaatlichen Gesetzen und Bestimmungen übereinstimmt, um eine faire und gerechte Lösung zu erzielen“, zitiert die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ aus dem Brief.

Nazis kauften 42 Stücke des „Welfenschatzes“

Der Welfenschatz des Braunschweiger Doms besteht aus kunsthandwerklichen Gegenständen, meist Goldschmiedearbeiten, aus dem 11. und 15. Jahrhundert. Im Jahr 1930 erwarb der jüdische Kunsthändler Zacharias Max Hackenbroch gemeinsam mit den Firmen J. Rosenbaum und I. & S. Goldschmidt für acht Millionen Reichsmark die 83 Teile des Schatzes von Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg. 1935 wurden 42 Stücke des Reliquienschatzes an den damaligen preußischen Staat für 4,1 Millionen Reichsmark verkauft. Umstritten ist, ob der Verkauf freiwillig ablief oder nicht. Die jüdischen Erben sind überzeugt, dass ihre Vorfahren von den Nazis zum Verkauf gezwungen wurden, die Gegenstände weit unter Wert zu verkaufen.
Im Jahr 1957 ging der Schatz in die „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ über. Derzeit ist er im Besitz des Berliner Kunstgewerbemuseums.
Eine Verhandlung in Berlin, die für Dienstag angesetzt war, wurde auf Anfrage der „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ wieder abgesagt, berichtet „Yediot Aharonot“. Zuvor zeigte sich der New Yorker Anwalt der Erben, Mel Urbach, zuversichtlich, dass eine „gerechte Lösung“ gefunden werde. Die Anhörung sollte von der „Limbach-Kommission“ unter Vorsitz der Richterin Jutta Limbach geleitet werden. Die Kommission befasst sich als staatliche Kommission mit Raubkunst und deren Rückgabe an die Erben.
Der Wert des „Welfenschatzes“ beträgt heute etwa 100 Millionen Euro.

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