Steinmeier sprach anlässlich des 50-jährigen Bestehens der deutsch-israelischen Beziehungen. In seiner Rede erinnerte er an Israels Altpräsidenten Schimon Peres. Dieser stand vor fünf Jahren vor dem Bundestag. „Er erzählte die Geschichte seines geliebten Großvaters, Rabbi Zwi Meltzer. Als die Nationalsozialisten in die Stadt Wischnewo eingedrungen waren, zwangen sie alle Juden in die Synagoge. Der Rabbi ging seiner Gemeinde voran. Er trug denselben Gebetsmantel, in den sich der kleine Schimon an kalten Tagen eingehüllt hatte. Die Nazis verriegelten die Türen. Die Synagoge wurde angezündet. Von der gesamten Gemeinde blieb nur glühende Asche“, sagte Steinmeier laut einer Mitteilung seines Ministeriums.
Dass zwischen beiden Ländern nun eine Freundschaft bestehe, „ist nicht weniger als ein Wunder“. Niemand hätte sich diese Freundschaft zu Kriegsende vor 70 Jahren wohl vorstellen können. Das Jubiläum sei „viel mehr als ein politischer Meilenstein“, erklärte der Außenminister. Und fügte hinzu: „Deutsche und Israelis sind einander im wahrsten Wortsinn ans Herz gewachsen!“
Der SPD-Politiker berichtete von einem persönlichen Schlaglicht: „Meine Mutter wurde in Breslau geboren – damals ein Zentrum des jüdischen Lebens. Auch Fritz Stern und Ignatz Bubis stammten von dort. Als Kinder mussten sie mit ihren Familien, und Tausende mit ihnen, vor dem Hass und Rassenwahn der Nationalsozialisten fliehen. Zehn Jahre später musste auch meine Mutter mit ihrer Familie fliehen – nunmehr vor jenem Krieg, den die Nazis über die Welt gebracht hatten und der sich gegen seine Verursacher gewendet hatte.“ Vor einem halben Jahr sei er in der renovierten Synagoge in Breslau zu Gast gewesen, so Steinmeier. Dort habe er die erste Ordinierung junger Rabbiner seit dem Krieg erleben dürfen. „Rabbiner, die hier in Berlin und Potsdam ausgebildet worden waren. Diese vier jungen Geistlichen standen dort als lebendiges Zeugnis, dass heute jüdisches Leben wieder aufblüht – in Europa, und bei uns in Deutschland. Und darüber sollten nicht nur Juden sich freuen. Dies bereichert uns alle!“