Im Supermarkt gibt es weiterhin Milch mit 1,5 Prozent Fett für die diätbewussten Israelis und mit 3 Prozent für die üblichen Genießer, aber Butter sucht man seit Wochen vergeblich in den Regalen. Angeblich produzieren die israelischen Kühe keine Butter. So behaupten es zumindest die großen Produzenten wie Tnuva, Strauss und Tara. In den Regalen der Supermärkte gibt es tatsächlich nur Margarine mit oder ohne Salz und die israelische Erfindung einer „Margarine mit Buttergeschmack“. Die wurde erfunden, weil Juden bekanntlich zu Fleisch keine Milch mischen dürfen. Aber künstlich zugemischter Milchgeschmack ist ebenso erlaubt wie künstlich aromatisierter Speckgeschmack zu Hühnchenwurst oder aus koscherem Fisch gepresste „Shrimps“. In den Regalen ist jedoch nur echte Butter von Lunapak zu finden, also unerschwinglich teure dänische Butter.
Die ganze Geschichte klingt nicht sehr überzeugend. Denn neben den Rindviechern war es angeblich auch den Tomaten zu warm. Plötzlich stieg deren Preis auf über 16 Schekel pro Kilogramm, also mehr als 3 Euro. In Bethlehem wollte uns ein Händler ein Kilogramm Tomaten sogar für ganze 10 Euro andrehen, nachdem er gefragt hatte, ob wir in Dollar oder in Schekel zahlen.
Die Temperaturen sind in Israel immer noch unerträglich hoch. Dennoch erstanden wir am gestrigen Mittwoch ein Kilogramm Tomaten für nur 1,99 Schekel, also knapp 40 Cent, bei Rami Levy, unserem Supermarkt. Die weiterhin herrschende Hitze kann die Tomatenpreise nicht gesenkt haben.
Beste Kühe in der Wüste
Was für Tomaten gilt, sollte eigentlich auch für Kühe gelten. Es liegt fast auf der Hand, dass nicht die Gesetze der Natur und des Klimawandels den Buttermangel erzeugen, sondern wohl eher die Gesetze der freien Wirtschaft. Denn in Israel weiß jedes Kind, dass die tollsten Kühe in Jodvata stehen, in der extrem heißen Wüste bei Eilat. Und diese produzieren die meiste und fettreichste Milch des ganzen Landes. Es ist nicht einzusehen, dass es ihnen plötzlich zu warm geworden sein soll, wenn sie über Jahre genau dort einen Weltrekord nach dem anderen einfahren.
Ein Sprecher des nationalen Milchrates erklärte auf Anfrage, dass die Verteuerung der Butter in der Welt infolge des Klimawandels die Nachfrage nach original-israelischer Butter derart erhöht habe, dass Butter schließlich zu Mangelware wurde. Die Kuhställe in der Wüste könnten gekühlt werden, nicht aber die Kühe im Rest des Landes. Hinzu komme, dass die Israelis rund 5 Prozent mehr Milchprodukte konsumierten, die Milchproduzenten jedoch nur mit einem Wachstum um ein Prozent gerechnet hätten. „Die Krise ist hinter uns“, sagte der Sprecher und mutmaßte, dass es nur noch „stellenweise“ Mangel gebe.