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Starke Abwanderung von Akademikern

JERUSALEM (inn) – Viele israelische Akademiker gehen ins Ausland, insbesondere in die USA. Dies ergab eine Untersuchung des israelischen „Taub Center for Social Policy Studies“, die diese Woche in Jerusalem vorgestellt wurde. Trotzdem zählen die israelischen Universitäten zu den besten weltweit.
Die Hebräische Universität Jerusalem gilt als eine der besten weltweit.

Ein Hauptgrund für die verstärkte Abwanderung der israelischen Wissenschaftler liege vor allem an den höheren Forschungsbudgets im Ausland. Auch seien die Gehälter dort meist höher. Die negativen Folgen für Israels Wirtschaft liegen auf der Hand. Die Studie ergab, dass die Qualität der Lehre an israelischen Universitäten abnehme, da mehr und mehr Dozenten von außerhalb kommen, die nicht so viel Einblick in die aktuelle Forschung hätten. Studierende, die an einer akademischen Karriere interessiert seien, hätten nur geringe Chancen, da es einen zunehmenden Mangel an unbefristeten Stellen an der Universität gebe. Im Vergleich zum Bevölkerungswachstum seien zudem sehr viel weniger Professuren entstanden.

Änderungen nötig

Dan Ben-David, der die Studie leitete, mahnte in der Tageszeitung „Yediot Aharonot“, die nationalen Interessen müssten neu überdacht werden, bevor es zu spät sei. Noch gehörten die israelischen Universitäten zu den besten der Welt. „Es ist nicht so, dass wir das Geld nicht hätten. Wir sind reicher, als wir es in der Vergangenheit waren. Wir entscheiden uns aber, das Geld an anderer Stelle auszugeben.“ Darin sieht er den Hauptfehler. Er fordert zehn Mal höhere Investitionen in Labore und die wissenschaftlichen Ausrüstung. Dies hätten Politiker vergessen.

„Nobelpreise hätten nach Israel gehen können“

Besonders brisant sind diese Ergebnisse in Anbetracht der Bekanntgabe der Nobelpreise. Die Auszeichnung für Chemie bekommen neben einem dritten zwei Juden, die die israelische Staatsbürgerschaft haben, jedoch in den USA lehren und forschen (Israelnetz berichtete). Für Professor Menachem Ben-Sasson, den Präsidenten der Hebräischen Universität in Jerusalem, ist das ein Beispiel für die alarmierende Situation. In einem Gespräch mit der Onlinezeitung „Times of Israel“ sagte er, Israel müsse nicht überrascht sein, wenn die besten und hellsten Köpfe ins Ausland gehen. Seit Jahrzehnten stecke Israels Regierung viel zu wenig Geld in Forschungseinrichtungen. Arieh Warshel, der unter den drei Nobelpreisträgern ist, sagte israelischen Reportern, er habe das Weizmann-Institut in Rehovot verlassen, weil man ihm keine feste Anstellung gegeben habe. So habe er für seine akademische Karriere auswandern müssen.
Ben-Sasson fordert, ähnlich wie Ben-David, moderne Labore, eine bessere wissenschaftliche Ausrüstung, Werkzeuge und eine größere Vernetzung der Forscher untereinander. Obwohl Israel ein kleines Land sei und es viele kluge Wissenschaftler gebe, müsse niemand deshalb auswandern. Es sei eine Frage der Kreativität. Einige könnten auch in der Industrie oder in Unternehmen arbeiten sagte der Professor in dem Interview.

Änderungen in Sicht

Liat Maos von der Kontrollinstanz „Council for Higher Education in Israel“ machte in einem Gespräch mit der Nachrichtenseite „The Media Line“ deutlich, dass gegen die Abwanderung der Akademiker bereits seit 2010 einige Maßnahmen ergriffen werden. So wurden beispielsweise die Budgets für die Hochschulen erhöht und hochspezialisierte Einrichtungen neu eröffnet. Seit Beginn der Initiative seien bisher zudem 700 neue Stellen geschaffen worden, bis 2016, wenn das Programm zu Ende geht, sollen es 1.200 sein. Maos sieht einen Trend hin zur Verbesserung, doch könnte die Steigerung noch besser sein, resümiert sie.

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