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„Springer“-Publizist Ernst Cramer gestorben

BERLIN (inn) - Der Journalist und Vorstandsvorsitzende der Axel Springer Stiftung, Ernst Cramer, ist tot. Der Überlebende der NS-Verfolgung starb am Dienstagmorgen zehn Tage vor seinem 97. Geburtstag in einem Berliner Krankenhaus an den Folgen eines Herzinfarktes.

Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, würdigte den früheren Chefredakteur der „Welt“: „Der Tod von Ernst Cramer ist für unser Haus ein großer Verlust. Er war nach Axel Springer die prägendste Figur des Verlags. Er war bis zum Schluss voller Zuversicht und Pläne. Ein erfülltes Leben ist zu Ende gegangen. Vorstand, Aufsichtsrat und die Mitarbeiter der Axel Springer AG trauern mit den Angehörigen.“

Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte: „Ernst Cramer hat die grauenhafte Verfolgung im Nationalsozialismus selbst erlebt und hat dennoch wieder den Weg nach Deutschland gefunden. Früh schon setzte sich Ernst Cramer auch für die Aussöhnung zwischen Deutschland und Israel ein, für den Dialog zwischen Juden und Christen in Deutschland. Ernst Cramer trat ein für gegenseitigen Respekt, Toleranz, Aussöhnung und Frieden.“

Ernst Cramer wurde am 28. Januar 1913 als Sohn des Kaufmanns Martin Cramer und dessen Ehefrau Clara geb. Berberich in Augsburg geboren. Im Jahr 1933 gehörte er zu den Begründern des nichtzionistischen Bundes Deutsch-Jüdischer-Jugend (BDJJ). Nach dem Pogrom vom 9. November 1938 war er für sechs Wochen im Konzentrationslager Buchenwald und konnte kurze Zeit später in die USA emigrieren. Im April 1942 wurden seine Eltern und der Bruder Erwin deportiert. Nur seine Schwester Helene, die Deutschland schon früher verlassen hatte, überlebte die Judenverfolgung. Unmittelbar nach Kriegsende im Mai 1945 kehrte Cramer als amerikanischer Staatsbürger und Soldat in seine Heimat Deutschland zurück. Drei Jahre später heiratete er Marianne Untermayer, die 2004 starb – aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Im Jahr 1958 wurde Cramer von Axel Springer eingestellt. Seit 1981 war er Vorsitzender des Vorstands der Axel Springer Stiftung. Unterstützt werden wissenschaftliche, karitative und gemeinnützige Ziele. Ein Schwerpunkt der Stiftungsarbeit liegt in Israel, dazu gehört auch die Ausstattung von Kliniken und sozialen Einrichtungen, die von der arabischen Bevölkerung genutzt werden.

Ernst Cramer hat in seinem Leben zahlreiche Ehrungen empfangen, darunter die „Leo-Baeck-Medaille“ sowie als dritter Deutscher nach Axel Springer und Heinz Galinski die Ehrendoktorwürde der Bar-Ilan-Universität in Israel. Am 27. Januar 2006 war er im Deutschen Bundestag Gastredner anlässlich des Holocaust-Gedenktages. Dort sagte er: „Als deutscher Jude, der ich trotz der vielen Wechselfälle meines Lebens immer geblieben bin, gehöre ich zu beiden Gruppen: zu den Juden und den Deutschen. Zweifach spüre ich deshalb das Leid und die Tragik.“

Kritik an Israel-Berichterstattung

In Kommentaren trat der Altmeister des Journalismus immer wieder für eine faire Berichterstattung über Israel ein. Nach einem brutalen palästinensischen Attentat in Jerusalem schrieb Ernst Cramer im Juni 2002 in der „Bild“-Zeitung:

„Obwohl in Deutschland aufgeklärte Politiker unverblümt von einem Vernichtungskrieg der Israelis schwafeln, war es wieder ein aufgehetzter palästinensischer Selbstmordattentäter, der sich in einen überfüllten Bus schlich und dort die Bombe zündete. Außer ihm kamen bisher 19 Israelis ums Leben, meistens Schüler und Studenten.

Dass sich die Israelis wehren, dass sie zurückschlagen, ist nur zu verständlich. Der Terror aber geht stets von Palästinensern aus. Allerdings kommen bei israelischen Gegenschlägen leider immer wieder palästinensische Zivilisten zu Tode. Das aber ist nichts anderes als eine traurige Konsequenz. Wir sollten in Deutschland, in Europa mit unserer Kritik und unseren Urteilen vorsichtiger und fairer sein.“

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