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Spaltung überwinden

Die israelische Bevölkerung ist zerrissen zwischen dem Wunsch, die Geiseln zurückzubekommen und dem Feind, der diesen Wunsch ausnutzt. Das Buch der Psalmen fasst dieses Dilemma auf erstaunliche Weise in Worte.
Von Israelnetz

Das Buch der Psalmen ist entsprechend der Wochentage in sieben Abschnitte geteilt. Die 15 Psalmen 120–134 werden traditionell am Schabbat gesungen. Sie beginnen mit der Widmung „Lied der Aufsteigenden“ – im Deutschen wird das auch mit Wallfahrts- oder Stufenlied ­wiedergegeben. Die Psalmen entsprechen den 15 Stufen, die im Tempel den Vorhof und das ­Heiligtum trennten – die Architektur drückt hier eine höhere Stufe der Heiligung aus. Gemäß der Parallele der Tempelstufen bauen die 15 Kapitel aufeinander auf, ein jedes ist höher als das vorherige.

Ich halte Frieden; aber wenn ich rede, so fangen sie Krieg an.

Psalm 120,7

In diesen Tagen denke ich oft an diese Psalmverse. Die hebräische Sprache stellt mit diesen Worten die rufenden Stimmen dar. Die Stimmen der Dichter kommen aus dem Herzen, sowie auch heute Demonstranten mit dem Blut ihres Herzens und empörter Stimme schreien. Ich sehe mein Volk: Einerseits ist da die Angst vor der Grausamkeit des Feindes, der den Frieden nicht will, der den Frieden gar hasst. Ich will den Frieden, auch wenn mein Gegner den Krieg will.

Und andererseits wird der Ruf nach „pidjon schvujim“ laut. Das hebräische Wort „pidjon“ bedeutet „Erlösung“ oder „Auslösung“, „schvujim“ sind „Gefangene“. Im Judentum bezeichnet der Begriff „pidjon schvujim“ die Forderung nach der Befreiung von Geschwistern, die unschuldig in Gefangenschaft sind, auch wenn der Preis hoch ist. Die Freilassung der Gefangenen wird durch Versöhnung oder Lösegeld erreicht. Es gilt als wichtiges Gebot im jüdischen Recht.

Der mittelalterliche Gelehrte Moses Maimonides (Rambam, 1138–1204) sagte gar: „Die Befreiung von Gefangenen ist wichtiger als die Unterstützung der Armen und Bedürftigen. Es gibt keine größere Mizwa, denn zu den Problemen der Gefangenen gehört, dass sie hungrig, durstig und unbekleidet sind. Zudem sind sie in Lebensgefahr.“ Der Ausdruck „Mizwa“ bezeichnet ein göttliches Gebot. Wer die Notwendigkeit der Freilassung der Gefangenen ignoriert, verstößt gegen die Gesetze der Tora.

Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen.

Psalm 122,8

Ich bin froh, dass ich hier keine Entscheidung treffen muss. Aber meine Gedanken sind in den Worten formuliert, die König David zugeschrieben sind. Sie hallen überall und auf allen Ebenen wider. In den Stimmen, die heute in Israel von allen Seiten aus tiefstem Herzen zu hören sind.

Durch unsere Nation geht ein Riss. König David vereinte das Königreich Juda mit dem Königreich Israel. Deshalb geben mir seine Worte Trost und Hoffnung, dass auch wir in der aktuellen Situation Worte finden, die die schmerzhafte Spaltung überbrücken können.

Von: Igal Jossian
Aus dem Hebräischen übersetzt von Merle Hofer

Igal Jossian malt und zeichnet gern. Der gebürtige Jerusalemer lernt und lehrt Jüdische Studien und Philosophie.

Am heutigen Donnerstag feiern Juden in Israel das Fest der Freude über Gottes Lehre, Simchat Tora. Es ist der jüdische Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023.

Israelnetz Magazin

Dieser Artikel ist in einer Ausgabe des Israelnetz Magazins erschienen. Sie können die Zeitschrift hier kostenlos und unverbindlich bestellen. Gern können Sie auch mehrere Exemplare zum Weitergeben oder Auslegen anfordern.

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13 Antworten

  1. „Wer die Notwendigkeit der Freilassung der Gefangenen ignoriert, verstößt gegen die Gesetze der Tora.“
    Das ist von der Hamas nicht zu erwarten. Was ist mit Netanjahu, für den seine politische Macht wichtiger ist als jedes Leben?

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    1. @Ludovico
      Mit Ihren Diffamierungen gegen unseren geliebten Netanjahu kommen Sie nicht weiter. Sie wollen, dass Israel kapituliert. Nein, der Kampf geht weiter bis alle Terroristen tot oder gefangen sind, sagt meine Ehefrau und sie hat immer Recht.

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      1. Seit dem Israel im Libanon aktiv ist, sind die Werte von Netanjahu gestiegen. Vielleicht freut sie das zu lesen.
        Grüße an ihre Frau, die beste von allen!

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    2. 100 Geiseln, von denen vielleicht kein einziger mehr lebt. Und doch will man, dass sie heimkommen und dies ist wichtig für die Angehörigen.

      Netanjahu hat die Verantwortung für 10 Mio. Israelis, darunter auch Millionen Araber. Wie viele von den 10 Mio soll Netanjahu opfern?

      Mir schon klar, wo ihre Hetze gegen Netanjahu herkommt. Er hat die Hamas ausgeschaltet, die Hisbollah zum großen Teil ausgeschaltet. Militärisch, nicht in den Köpfen, das kann aber passieren, wenn die Menschen merken, dass es ihnen ohne ihre Schlächter besser geht. Und das wird Zeit brauchen. Passt den from the river to the sea Unterstützer überhaupt nicht.

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    3. @Ludovico

      Woher wollen Sie wissen, dass für Netanjahu seine politische Macht wichtiger ist als jedes Leben? Bitte nennen Sie mir die Quelle.

      Auch wenn ich kein Freund von Bibi bin, kann ich mit ein wenig Zeit eine Quelle (oder sogar mehrere) finden, bei der er explizit gesagt hat, dass die Befreiung der Geiseln für ihn eine der höchsten Prioritäten hat. Und er hat sich in diesem Zusammenhang explizit auf die/eine Mizwa bezogen.

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    4. Sind Sie da ganz sicher? So zu argumentieren dient nicht dem israelischen Volk. Dies ist stets die Argumentation der Linken, wenn Netanjahu erst mal fort ist von der Macht wird alles besser. Die Stimmen, die dies so sehen, werden immer weniger. Selbst wenn es Proteste gibt, die verpuffen nach ein paar Tagen. Die Linke hat doch die PLO und den Hass der Palästinenser lang genug umarmt und gepäppelt, jetzt wäre es besser an den Fortbestand des Staates Israel zu denken als immerzu Netanjahu für alles verantwortlich machen zu wollen. Bennett und Lapid ist der große Wurf auch nicht gelungen.

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  2. Mal abgesehen von der Bibel, es läuft unter Staaten eine Kampagne gegen Israel. Heute auch in France. Macron der Redelsführer. In Russland hat man sich gestern einem pro Pal Staat ausgesprochen. Schweigen weltweit über Milliardenschwere Hamas, zum Töten von Juden aufgerüstet. Milliardenschwere Hisbollah. Aufgerüstet zum Juden töten.
    Es reicht mit all den verlogenen Regierungen.
    Israel soll vernichtet werden.
    Das Schweigen dazu gerade in der BRD mit Antisemitismus Fratzen, schlimmer geht es nicht. Shalom Israel. Shalom.

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    1. Wieder ganz auf Deiner Seite. Übrigens ist unser „Freund “ Guterres zu Putin gereist zu dem Gipfel der BRICs. Der UNO-Generalsekretär hat kein Problem damit, Diktatoren die Hände zu schütteln. Nur mit Israel hat er Probleme.

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      1. Unglaublich, Antonia. Guterres ist ein waschechter Antisemit in seinem UNrechtsverein. Wie dumm sind Politiker, die da noch zahlen.
        LG. Shalom

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  3. Wo in der Tora das Gebot steht Glaubensgeschwister, die unschuldig in Gefangenschaft geraten, zu befreien, da halten sich die hamas-Verbrecher an deren Schrift, Zitat: „bekämpft sie, bis sie gefügig sind und den Tribut in Demut entrichten“.
    Die hamas-Mörder missbrauchen für Täter-Opfer-Umkehrung die eigenen Glaubensgeschwister als menschliche Schutzschilder und die haben weder Scham noch Skrupel unschuldige Geiseln und ihre Angehörigen zu foltern, um die Gefügigkeit der israelischen Regierung zu erpressen.
    Mit jeder Verhandlung werden diese Schwerkriminellen als Partner geadelt und jeder Deal mit denen bedeutet in deren Augen Bestätigung mit Geiselnahmen etwas erreicht zu haben.
    Ein Deal mit hamas ist zugleich automatisch die Gefährdung der Israelis als zukünftige Geiselopfer.

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  4. Natürlich wird alles versucht um die Geiseln frei zu bekommen. Auch eine andere Regierung als die von Netanjahu hätte genau so handeln müssen gegen Hamas und Hisbollah. Es ist eben nicht Netanjahus Krieg und es liegt nicht in seinen Händen die Geiseln frei zu bekommen. Manche Angehörige wollen das nicht sehen, sie wollen ihre Angehörigen zurück, für alles in der Welt. Aber das wird wohl leider gegen die muslimbrüderischen Mörderbanden nicht reichen.

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