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„So habe ich den Sechs-Tage-Krieg erlebt“

Ran Goren, damals 25 Jahre, Kampfpilot in Ramat David
War am Präventivschlag gegen die ägyptische Luftwaffe beteiligt: Kampfpilot Ran Goren

Bei der israelischen Luftwaffe habe ich 28 Jahre gedient, heute bin ich Major im Reservedienst. Meinen Pflichtdienst hatte ich 1967 bereits beendet und arbeitete im Kibbutz Rechavia. Am 8. Mai wurde mein ältester Sohn geboren. Am 15. Mai versammelten die Ägypter viele Kräfte im Sinai. Das war eine große Bedrohung für Israel. Alles sah so aus, als würden sie etwas Großes vorbereiten.

Am 20. Mai haben sie dann mich und alle Reservisten eingezogen. Von dem Moment an begannen wir, uns auf einen Krieg vorzubereiten. Wir wussten nicht, ob es ein Präventiv- oder ein Überraschungsschlag werden würde. Wir wussten auch nicht, wann es losgehen würde, aber wir nutzten die Zeit, um unser Wissen aufzufrischen und uns gut vorzubereiten.

Wir waren in der Militärbasis Ramat David südwestlich von Nazareth. Im Gegensatz zu den Bodenkräften, die nicht wussten, wie sie sich im Angriffsfall verhalten sollten, waren wir vorbereitet. Das haben wir Eser Weizmann zu verdanken, dem damaligen Befehlshaber der Luftwaffe. Dieser hatte schon Jahre vorher den Plan entwickelt, im Angriffsfall die befeindeten Militärflugplätze anzusteuern und dort alle Flugzeuge zu vernichten. In unserem Fall war der Hauptfeind Ägypten. Die Flugzeuge der Ägypter, selbst die Helikopter, standen ohne irgendeinen Schutz frei auf den Flugplätzen herum. Die Idee war, sie direkt auf dem Boden zu zerstören. Denn wenn sie erst abgehoben wären, hätten wir zahlenmäßig keine Chance gegen sie gehabt.

Die Stunde Null

Jeden Abend gingen wir zu Bett mit dem Gedanken: „Vielleicht werden wir morgen in den Krieg ziehen.“ Am Morgen des 5. Juni, gegen halb fünf, kamen wir zum Militärflugplatz und an der Tafel stand: „Stunde Null: 7.45 Uhr“. Da wussten wir, dass es heute soweit war. Unser Geheimdienst hatte über Jahre beeindruckende Arbeit geleistet, so dass wir fast alles über unseren Hauptfeind Ägypten wussten: wo ihre Flugzeuge standen, wo freie Fläche war, wo der Funkturm stand.

Für gewöhnlich gibt es die Tendenz, am frühen Morgen, mit den ersten Sonnenstrahlen, anzugreifen. Doch weil die Ägypter um 7.45 Uhr unserer Zeit zum Frühstück gingen, griffen wir um diese Zeit an. Als wir um kurz vor 9 Uhr wieder in Ramat David landeten, verstanden wir bereits, was für ein Riesenerfolg dieser erste Angriff auf Ägypten war. Wir hatten etwa 400 Flugzeuge der Ägypter vernichtet, das war ein sehr großer Teil ihrer Luftwaffe. Dass wir alle wohlbehalten zurückkamen und keines unserer Flugzeuge zu Schaden gekommen war, gab uns ein gutes Gefühl.

Aufgezeichnet von: mh

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