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Smotritsch in Nir Os: Werde mich für Geiseln einsetzen

Im von der Hamas verwüsteten Kibbuz Nir Os verspricht Finanzminister Smotritsch Unterstützung für den Wiederaufbau. Zudem wolle er sich um eine Rückkehr Geiseln bemühen.
Von Israelnetz

NIR OS (inn) – Der israelische Finanzminister Bezalel Smotritsch (Religiöser Zionismus) hat am Dienstag den Kibbuz Nir Os nahe der Grenze zum Gazastreifen besucht. Die Gemeinschaftssiedlung wurde vom Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 besonders hart getroffen. Zahlreiche Bewohner wurden ermordet oder entführt. Nur sieben der 220 Häuser blieben von der Gewalt unberührt.

In Nir Os traf Smotritsch Angehörige von Geiseln und von Ermordeten. Es war sein erster Besuch in dem Kibbuz nach dem Terrormassaker. Auf einem Rundgang nahm der Minister verbrannte Häuser und Stätten der Gräueltaten in Augenschein.

„Stellen Sie sich eine Situation vor, in der er verrottet“

Scharon Aloni Cunio kam im vergangenen November mit den damals dreijährigen Töchtern Juli und Emma aus der Geiselhaft frei. Ihr Mann David Cunio befindet sich noch in den Händen der Terroristen. In den verbrannten Überresten ihres Hauses bat sie Smotritsch, sich in ihre Lage zu versetzen, berichtet die Onlinezeitung „Times of Israel“.

„Ich habe Kinder, die derzeit vaterlos sind“, sagte Aloni Cunio. „Denken Sie einen Augenblick an David. Wir sind 2 Kilometer von Gaza entfernt, das ist alles, die Fahrt dahin dauert 7 Minuten.“ Ihr Mann sei so nah bei ihnen, doch sie könnten nichts für ihn tun. „Stellen Sie sich eine Situation vor, in der er dort verrottet. Ich habe Mädchen, die mich fragen, ob ihr Vater schon tot ist, und kann ihnen nicht einmal antworten.“

Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Geiselplakate der Familie Cunio in Nir Os

Davids Bruder Ariel Cunio ist ebenso eine Geisel wie seine Partnerin Arbel Jehud. Deren Bruder Dolev Jehud galt fast acht Monate lang als entführt – dann wurden seine sterblichen Überreste auf israelischem Gebiet entdeckt.

Die Witwe Sigal Jehud sprach am Dienstag ebenfalls mit Smotritsch. „Der mentale Kampf ist herausfordernd, vor allem mit vier kleinen Kindern, für die ich als allein Zurückgelassene sorgen muss“, zitiert sie die Nachrichtenseite „Arutz Scheva“. „Gerade jetzt brauche ich Hilfe und jemanden, der sich um mich kümmert.“

Die Kibbuz-Vorsitzende Osnat Peri sagte: „Wenn Sie die Häuser sehen, müssen Sie verstanden haben, dass die Leben der Leute hier zerstört wurden. Es geht nicht darum, jemanden zu verlieren, der einem nahesteht. Wir müssen sehen, wie die Menschen irgendwie ins Leben zurückgebracht werden.“ Peri trauert um ihren Ehemann Chaim, der in den Gazastreifen entführt und ermordet wurde.

Der Rundgang führte Smotritsch auch zum Haus der Familie Bibas: Jarden wurde am 7. Oktober ebenso verschleppt wie seine Frau Schiri mit den kleinen Söhnen Ariel und Kfir. Ariel ist mittlerweile fünf Jahre alt, Kfir 21 Monate.

Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Alles erinnert an die Entführten: Die Veranda der Familie Bibas

Der Minister versprach, sich für den Wiederaufbau von Nir Os und für eine Rückkehr der Geiseln einzusetzen. „Ich danke Ihnen dafür, dass Sie die Tür und Ihr Herz geöffnet haben“, sagte er. „Es ist nicht selbstverständlich. Ich bin nicht sicher, ob ich, wenn ich an Ihrer Stelle wäre, jemanden einladen und ihm ins Gesicht blicken könnte, der definitiv Teil des Gebildes ist, das für dieses furchtbare Scheitern verantwortlich ist.“

Er persönlich durchlebe es seit einem Jahr, es begleite ihn immer. „Es ist eine andere Erfahrung als Ihre, aber ich habe ein Verantwortungs- und Schuldgefühl und, vor allem, eine Verpflichtung, zu korrigieren, wo es möglich ist.“

Smotritsch: Mut der Kibbuzniks bewundernswert

Smotritsch ergänzte, er habe die Kibbuzniks schon früher bewundert: Menschen, die Landwirtschaft und Zionismus verträten. Nun sei der Mut hinzugekommen, „sich eine Zukunft hier vorzustellen und nach Hause zurückzukehren“. Am Montag hatten die Verantwortlichen von Nir Os bekanntgegeben, dass sie den Kibbuz wieder aufbauen wollen.

Nach Angaben des Kibbuz hat Benjamin Netanjahu (Likud) ebenfalls eine Einladung nach Nir Os erhalten. Der Regierungschef habe darauf jedoch nicht reagiert. (eh)

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9 Antworten

  1. Smotritsch war das erste Mal seit über 1 Jahr in dem Kibbuz. Nethanjahu noch gar nicht. Ich finde das schändlich von den Regierungsmitgliedern, zumal Smotritsch ja zugibt, mitverantwortlich für das Scheitern zu sein, das Volk zu beschützen. Meines Erachtens müsste jedes Regierungsmitglied einmal an den Orten der Massaker gewesen sein. Kein Wunder, dass die Israelis den Eindruck gewinnen, Nethanjahu gehe es gar nicht um die Geiselbefreiung.

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  2. Der Besuch von Smotritsch im Kibbuz ist ein wichtiges Zeichen. Ich hoffe weiter auf Befreiung von Geiseln.
    Diese Welt ist sehr schwierig geworden !

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  3. Kann mir das jemand erklären?
    Herr Smotrich gehört der Partei (Religiöser Zionismus) an. Der Zionismus trat zuerst als politische Idee auf. Der Zionismus ist nicht mit der Thora vereinbar, soweit ich das herausfinden konnte. Wie ist es dennoch möglich, Menschen unter einem religiösen Zionismus zu vereinen? Die älteste Religion der Welt ordnet sich einer politischen Idee unter, die weniger als 150 Jahre alt ist.

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    1. So ein Unsinn: Zionismus ist die Idee eines jüdischen Nationalstaats. Dass diese in der Neuzeit mit Politik vermischt ist, bedeutet nicht, dass die Tora sie nicht kennt.
      Welches Königreich haben denn David und Salomon regiert? Mars oder vielleicht Venus mit irgendeinem Menschenstamm?
      Wo wurde Jesus geboren. In einem von den Römern besetztem Gebiet. Und wen haben sie besetzt? Gummibärchen oder Juden?

      Und die Bibel ist voll davon, dass Gott sein Volk zurückholt in sein Land. Und wie jedes Land wird dieses regiert. Ist ein Staat.

      Wir sehen doch seit 1948 was passiert, wir hatten 1967 als Jerusalem – die Stadt, die sich Gott reserviert hat als seine Stadt auf Erden – befreit hat.
      Wir sehen was jetzt passiert. Glauben Sie allen Ernstes, das was gerade mit Gaza und dem Libanon passiert ist eine Laune des Schicksals?

      Die älteste Beziehung zwischen Mensch und Gott geht in die nächste Phase der Erfüllung von Gottes Wort.
      Dass Sie es nicht verstehen wundert mich nicht. Denn es ist keine Religion, es ist Beziehung.

      Möchten Sie diese haben? Dann fangen Sie an ihre Beziehung zu Gott in Ordnung zu bringen. Und eine seiner Fragen an Sie wird sein: wie bist du zu meinem Volk gestanden. Bin gespannt was er sagt, wenn sie sagen: from the river to the sea-judenrein muss es sein.

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      1. @christin
        Bei allem Respekt, Sie zitieren aus der Bibel und wollen mir die Thora erklären. Sagt ihnen Theodor Herzl mit seiner Idee aus 1887 was? Herzl selber galt als ungläubig.

        Dann wende ich mich einfach an die Redakteure, die vielleicht einen entsprechenden Artikel haben?

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    2. Und noch ein Nachtrag: das jüdische Volk in seinem Glauben brauchte keine Idee eines Nationalstaates. Es hatte ihn. Es ging nur um den Zeitpunkt der Rückkehr in seinen Nationalstaat. Er war nie aufgehoben. Er war nur besatzt von dummen Menschen, die meinten damit könne man Gott vernichten.

      Gott lacht und spottet über diese Menschen.

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    3. Die Torah, die Bücher Richter, Samuel, Könige beschreiben Wanderung, Besiedlung Kanaans, Abwehr der Gegner, Staatsgründung und Errichtung des ersten Tempels. Eine Steilvorlage für das, was man seit 130 Jahren Zionismus nennt.

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