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Siegel mit biblischem Namen gefunden

Archäologen sind von einem nahe der Klagemauer entdeckten Tonsiegel begeistert. Sie sprechen von einem einzigartigen Fund von größter Bedeutung.
Das kleine Siegel wurde beim Durchsieben von archäologischem Schutt entdeckt

JERUSALEM (inn) – Ein winziges Tonsiegel aus der Zeit des salomonischen Tempels in Jerusalem wurde im Abraum von Grabungsschutt gefunden. Das schwarze, nur einen Zentimeter große Siegel enthält in althebräischer Schrift den Namen Adonjahu und den Zusatz „königlicher Verwalter“.

Der Abraum stammte aus Grabungen zu Füßen der Klagemauer, einer Umfassungsmauer des Tempelbergs. Er wird auf das 7. Jahrhundert vor Christus datiert.

Für die Archäologen ist die Entdeckung eines Siegels mit dem Namen einer aus der Bibel bekannten Figur eine ungeheure Sensation. Laut dem Archäologen Eli Schukron ist diese Inschrift einzigartig und „von größter Bedeutung“. Die Rolle des königlichen Verwalters taucht mehrmals in der Bibel auf und wird für den obersten Minister am Königshof verwendet. So wurde beispielsweise der Titel „königlicher Verwalter“ im Buch Genesis für die Rolle des Joseph als mächtige Figur am Hof des Pharao in Ägypten verwendet.

Die Tonsiegel, auch Bulla genannt, wurden in der Zeit des Ersten Tempels verwendet, um wichtige Dokumente zu versiegeln, sagte Schukron. Bereits im März war in Jerusalem eine seltene Bulla gefunden worden mit der Inschrift „(gehört) zu Nathan-Melech, Diener des Königs“. Nathan-Melech wird im Buch 2. Könige als Beamter am Hof von König Josia genannt.

Im Februar 2018 wurde ein Siegel gefunden, dessen Inschrift „Zugehörigkeit zu Jesaja“ bedeuten kann und mit dem Propheten Jesaja verbunden sei.

Zivildienstleistende wird bei „Siebprojekt“ fündig

Das jüngste Siegel hat eine israelische Zivildienstleistende gefunden. „Ich warf einen Eimer Erde auf die Siebpalette und begann, sie mit einem Wasserstrahl zu waschen. Und plötzlich, im Staub, identifizierte ich ein kleines Stück schwarzen Ton“, sagte Batja Ofan, die ihren Nationaldienst beim „Siebprojekt“ absolviert.

„Ich verstand sofort, dass es eine Bulla war und es gab viel, viel Aufregung. Für mich ist es einfach erstaunlich, ein Artefakt von vor 2.600 Jahren, aus der Zeit der Könige von Juda, in meiner Hand zu halten“, sagte Ofan weiter.

Bei dem „Siebprojekt“ im Zurim-Tal in Jerusalem wird Erde von Ausgrabungen weggewaschen. So kommen Münzen und Kunstwerke, aber auch Scherben von Cola-Flaschen aus den letzten 3.000 Jahren zum Vorschein.

Schukron zeigte sich von dem Fund begeistert: „Nach 2.600 Jahren kommst du und hältst diese Bulle, mit der ein Brief versiegelt wurde, der vor 2.600 Jahren vom höchsten Minister des Königs geschickt wurde. Das ist etwas Erstaunliches. Es lässt mein Herz schneller schlagen.“

Wer war Adonjahu in der Bibel?

Der Name Adonjahu taucht in der Bibel mehrfach auf, aber nicht im 7. Jahrhundert vor Christus – der Zeitspanne des Abraums, in dem das Tonsiegel gefunden wurde. Der berühmteste Adonjahu tritt etwa 300 Jahre vor diesem auf dem Siegel bezeugten Adonjahu auf und ist ein Sohn von König David und Haggit. Er wird Adonja oder Adonjahu genannt.

Es werden zwei weitere Adonjahus in der Bibel erwähnt. Der eine, ein Levit, erscheint in den Chroniken während der Herrschaft Joschafats (etwa 870 bis 849 vor Christus). Der andere Adonjahu lebte während der Herrschaft Nehemias, in der persischen Ära des Zweiten Tempels um 465 bis 424 vor Christus.

Von: Ulrich W. Sahm

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