"Israel ist der perfekte Ort, um darüber zu sprechen, wie dringend notwendig es ist, Bildung Priorität zu geben. Israel ist seit vielen Jahrhunderten ein Schmelztiegel der Kulturen", sagte Shakira laut der "Jerusalem Post". "Wir alle sind Erben einer abrahamitischen Kultur, die hier erfunden wurde. Deshalb sind wir alle Israelis." Bildung sei nötig, um Stabilität in den Nahen Osten zu bringen. Ein Vorteil sei die Geschwindigkeit: "Man braucht keine 50 Jahre zu warten, um greifbare Ergebnisse zu sehen. Es gibt keine Verschwendung, wenn es um Investition in Bildung geht." Früherziehung bezeichnete sie als "Gegengift gegen Gewalt und Armut".
Bei ihrem ersten Aufenthalt in Israel besuchte Shakira mehrere Grundschulen in Jerusalem. Besonders beeindruckt zeigte sie sich von einer Schule für zweisprachige Erziehung, an der palästinensische und jüdische Kinder zusammen unterrichtet werden: "Es war sehr inspirierend, so viele Kinder in so einer gesunden und sicheren Umgaben gemeinsam lernen und spielen zu sehen."
Bei ihrer Vorstellung nannte Präsident Peres die Sängerin versehentlich "Sharika", verbesserte sich aber gleich. Die Kolumbianerin habe Israel erobert, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern, sagte der Staatspräsident. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz betonte er ihre einzigartige Stellung als Sprecherin für junge Leute in aller Welt und fügte an: "Bitte erheben Sie Ihre wunderbare Stimme für die Jungen."
Ein Teil ihrer Facebook-Anhänger hatte Shakira dazu aufgerufen, sich nicht an der Konferenz in Jerusalem zu beteiligen. Sie solle dadurch eine politische Aussage zur Unterstützung der Palästinenser machen. Peres lobte die Unabhängigkeit der Kolumbianerin: "Sie gehören zu keinem Lager, nur zum Friedenslager." Ihre ursprünglich libanesische Herkunft erwähnte er nicht.
Amos Oz: Nahostkonflikt nicht in Hollywood-Manier bewerten
Ein weiterer Redner bei der Zukunftskonferenz, die bereits zum dritten Mal stattfindet, war am Dienstag der israelische Schriftsteller Amos Oz. Einem Bericht der Tageszeitung "Jediot Aharonot" zufolge kritisierte er den Friedensprozess. Die "andauernde Besatzung" der Palästinenser im Westjordanland und der Bau von Siedlungen sei allgemein unmoralisch und schlecht für Israels Interessen. Dasselbe gelte für die "Vertreibung von Palästinensern" aus ihren Häusern in Jerusalem und deren "Ersetzen" durch Siedler. "Ich sage das als ein Mann, der den Staat liebt", so der Israeli.
Europäer neigten dazu, den israelisch-palästinensischen Konflikt hinsichtlich eines "Gut gegen Böse" im Hollywood-Stil zu betrachten, fügte Oz hinzu. Die meisten Konflikte der vergangenen Jahrzehnte seien in der Tat zwischen Schwarz und Weiß gewesen – dazu gehörten der Kolonialismus, der Vietnamkrieg oder die Apartheid. Der israelisch-arabische Konflikt lasse sich jedoch nicht anhand dieses Schemas beurteilen.
Der Konflikt werde nicht mit israelisch-palästinensischen Flitterwochen beendet, sondern mit einer Scheidung. Die große Mehrheit von Israelis und Palästinensern wisse, dass sie einen Teil ihres angestammten Heimatlandes abgeben müssten, so der Schriftsteller. "Werden sie in den Straßen tanzen, wenn die Lösung umgesetzt ist? Nein." Eine Lösung des Konfliktes müsse auf den Linien von 1967 basieren. Eines Tages werde es eine palästinensische Botschaft in Israel geben und umgekehrt. Die Strecke zwischen beiden Gebäuden werde zu Fuß zurückzulegen sein, weil sich eines in Ostjerusalem befinden werde und das andere im Westen der Stadt.
Zu der dreitägigen Konferenz "Facing Tomorrow", die am Donnerstag endet, werden mehr als 4.000 Teilnehmer aus aller Welt erwartet. Weitere Redner sind der Gesandte des Nahostquartettes, Tony Blair, der frühere Weltbankpräsident James Wolfensohn, Wikipedia-Gründer Jimmy Wales und der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu. Der Kongress befasst sich mit aktuellen Themen, die Israels Zukunft beeinflussen werden. Ideenfindungsprozesse sollen einen Beitrag für "eine bessere Zukunft für die Welt, das jüdische Volk und den Staat Israel gewährleisten".