In diesem Fall würden 47 Prozent der Teilnehmer für Hanije stimmen und 46 Prozent für Abbas. Im Dezember hätte Abbas noch 56 Prozent der Stimmen erhalten, während sein Konkurrent auf nur 37 Prozent gekommen wäre. Als die Hamas Ende Januar die Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten durchbrach und viele Palästinenser auf die andere Seite gelangten, sank die Beliebtheit des Fatah-Chefs auf 51 Prozent, Hanije erhielt schon 43 Prozent. Hanije ist heute so beliebt wie noch nie seit dem Wahlsieg der Hamas im Januar 2006.
Die Umfrage wurde zwischen dem 13. und 15. März vom „Palästinensischen Zentrum für Politik und Meinungsforschung“ (PSR) durchgeführt. Es hatte an 127 Orten im Westjordanland und im Gazastreifen 1.270 Palästinenser befragt. Die Meinungsforscher führen den Stimmungswandel zugunsten der Hamas auf mehrere Faktoren zurück, beispielsweise die genannte Sprengung des Grenzübergangs von Rafah und die jüngste israelische Großoffensive im Gazastreifen. Hinzu kommen nach ihrer Ansicht die Erhöhung der Zahl der palästinensischen Raketenangriffe auf Israel vom Gazastreifen aus, die jüngsten Anschläge in Dimona und Jerusalem sowie die Tatsache, dass sich durch die Friedensgespräche nach dem Annapolis-Gipfel die Lebenssituation der Palästinenser im Westjordanland nicht verbessert habe.
Barghuti würde sich gegen Hanije durchsetzen
Wenn allerdings bei der Präsidentschaftswahl Abbas durch Marwan Barghuti ersetzt würde, sähe das Bild anders aus. Barghuti würde der Fatah 57 Prozent der Wählerstimmen einbringen, Hanije bekäme dann 38 Prozent. Die Nichtbeteiligung würde zudem von 34 auf 24 Prozent sinken. Barghuti ist in Israel wegen mehrfachen Mordes inhaftiert. Er gilt als Anführer der so genannten „Al-Aksa-Intifada“.
Wenn palästinensische Parlamentswahlen wären, würde die Fatah mit 42 Prozent gewinnen, die Hamas käme mit 35 Prozent auf den zweiten Platz. Sonstige Wahllisten erhielten 12 Prozent, und 11 Prozent der Befragten waren unentschlossen. Vor drei Monaten sprachen sich noch 49 Prozent für die Fatah aus, 31 Prozent für die Hamas, 10 Prozent für Sonstige, und 11 Prozent konnten sich nicht entscheiden. Im Gazastreifen ist die Hamas mit 40 Prozent Zustimmung beliebter als im Westjordanland (31), bei der Fatah ist der Abstand zwischen dem Gazastreifen (43) und dem Westjordanland (41) sehr gering.
Weniger Palästinenser zufrieden mit Abbas
Mit Abbas‘ politischer Arbeit sind 41 Prozent der Teilnehmer zufrieden und 56 Prozent unzufrieden. Im Dezember befürworteten ihn noch 50 Prozent. Das Auftreten der von ihm eingesetzten Regierung in Ramallah unter Salam Fajjad halten 30 Prozent für gut oder sehr gut, 42 Prozent finden es schlecht oder sehr schlecht. Die Arbeit von Hanijes Regierung in Gaza bewerteten 39 Prozent mit gut oder sehr gut, während sie 34 Prozent als schlecht oder sehr schlecht empfinden.
Dass Hanije im Amt bleiben soll, meinten 49 Prozent der befragten Palästinenser, 45 Prozent vertraten die gegenteilige Meinung. Bei einer Umfrage im September hatten sich 40 Prozent für seinen Verbleib ausgesprochen. Hingegen sagten nun 38 Prozent, Fajjads Regierung solle weiterarbeiten, während 55 Prozent dies nicht wünschten. Im September hatte diese Regierung noch 49 Prozent Unterstützung erhalten.
Für 34 Prozent der Teilnehmer ist die Regierung im Gazastreifen die einzig legitime. Die Hamas hatte im vergangenen Juni dort gewaltsam die Macht übernommen. Die von Abbas daraufhin eingesetzte Regierung im Westjordanland halten 29 Prozent für legitim. Weitere 9 Prozent meinen dies von beiden Regierungen, 24 Prozent von keiner. Es ist das erste Mal, dass Hanijes Regierung mehr Zustimmung erhält als die von Fajjad. Im Dezember hatten noch 38 Prozent Fajjads Regierung für legitim gehalten, aber nur 30 Prozent die von Hanije.
Auch die Ablehnung gegenüber der Machtübernahme in Gaza hat abgenommen. Lag sie im September noch bei 73 Prozent, so sank sie nun auf 68 Prozent. 26 Prozent der Befragten billigen den Schritt der Hamas. Die Zustimmung ist in beiden Bereichen des palästinensischen Gebietes gestiegen.
