„Ich habe nicht die Mittel dazu, ich rechne aber damit, dass der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs mir die erforderlichen Geldmittel zur rechten Zeit gibt.“ Dies erwiderte Friedrich Nothacker 1960, als ihn der Bürgermeister des nordisraelischen Küstenortes Schavei Zion, Manfred Scheuer, fragte, ob er denn genügend Geld für den angefragten Bauplatz habe. Konkret ging es um die Genehmigung für ein neues Gebäude, das die Arbeit des Liebeswerkes „Zedakah“ ausweiten sollte. An die Episode erinnert Traugott Thoma in der Einleitung zu seiner Biographie „Friedrich Nothacker – ein Freund Israels“.
Das Buch macht deutlich, wie sich die Liebe zu Israel schon früh beim „Zedakah“-Gründer zeigte. Nothacker wurde 1903 im Schwarzwald geboren und machte nach der Schule eine Goldschmiedlehre. Später wusste er sich jedoch zum Prediger der Liebenzeller Gemeinschaft berufen. Als solcher bestand er auch während der Nazizeit darauf, den Halbsatz Jesu aus Johannes 4,22 zu zitieren: „Das Heil kommt von den Juden“. Als Sanitätsfahrer musste er im Zweiten Weltkrieg durch das Warschauer Ghetto fahren. „Was Nothacker da alles sah und erlebte, erschütterte ihn bis aufs tiefste Mark“, schreibt Thoma. „Er konnte einfach nicht begreifen und verstehen, dass so etwas Grauenvolles und Menschenunwürdiges geschehen konnte.“
Nach dem Krieg wurde die Liebe zu Israel dann konkret: Mit der Gründung von „Zedakah“, einem Zweig des Christlichen Hilfsbundes, im Jahr 1960 wollten Menschen aus Deutschland Scho‘ah-Überlebenden Gutes tun. Wie es dazu kam, schildert der Autor anschaulich. In Israel erhalten diese Christen bis heute viel Anerkennung. Juden, die durch die Nazis unsägliches Leid erlitten haben, fühlen sich in den Alten- und Erholungsheimen geborgen und schöpfen neue Kraft.
Ermutigende Lektüre
Thoma lässt immer wieder Nothacker oder auch dessen Ehefrau Luise, die sich ebenfalls für „Zedakah“ einsetzte, zu Wort kommen. Auch eine Predigt dient ihm als Quelle. Die unterschiedlichen Stile lockern das Buch auf. Doch mitunter kann es verwirren, wenn sich ein solches Zitat über mehrere Seiten hinzieht. Zudem erinnert der Schreibstil des Autors zuweilen an einen mündlichen Vortrag.
Die Lektüre des Buches indes ist ermutigend, zeigt es doch, wie Gott selbst aus einem furchtbaren Verbrechen wie der Scho‘ah Versöhnung und Neuanfang erwachsen lassen kann. Gleichzeitig lernen die Leser einen Christen kennen, der sich durch die antisemitisch geprägte Diktatur nicht in seinem Glauben erschüttern ließ und an seiner Zuneigung zum jüdischen Volk festhielt.
Das Vorwort hat der frühere württembergische Landesbischof Gerhard Maier geschrieben. Er würdigt Nothacker als einen der „Stillen im Lande“, in dessen 67 Lebensjahren Gott vieles geschehen lassen habe. Zwei Grundlinien beobachtet der Theologe auf diesem Lebensweg: den Respekt vor Gottes Wort und die Liebe zu Israel.
Dass die Nothackers Segensspuren hinterlassen haben, zeigt eine Äußerung, die der israelische Bürgermeister Scheuer Jahre nach der anfangs geschilderten Begegnung machte: „Ich dachte, wenn Herr Nothacker einen so starken Glauben an unsern Gott hat, dann muss ich das auch glauben, dass Gott ihm hilft.“ In der Tat sei alles pünktlich bezahlt worden, was mit dem Aufbau dieses Werkes in Schavei Zion an Kosten anfiel. Dass diese Segensspuren – wie es sich auch Altbischof Maier wünscht – nicht in Vergessenheit geraten, bewirkt Traugott Thoma mit der Biographie.
Traugott Thoma: „Friedrich Nothacker – Ein Freund Israels“, SCM Hänssler, 160 Seiten, 12,95 Euro, ISBN 978-3-7751-5765-0
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