Zu Pessach, auch Passah genannt, erinnern sich Juden weltweit eine Woche lang an den Auszug der Israeliten aus Ägypten, von der das 2. Buch Mose im Tanach (der Hebräischen Bibel) erzählt. Es gehört zu den wichtigsten Festen des Judentums. Beginn ist der 15. Nisan, der Sederabend war in diesem Jahr am 22. April. Eine Woche lang verzehren Juden Matzen, weswegen es auch „Fest der ungesäuerten Brote“ heißt.
Bei der Nacherzählung (Haggada) am Sederabend wird das biblische Geschehen den jüngeren Generationen erklärt. Die Pessach-Haggada ist ein oft bebildertes Büchlein, aus dem gemeinsam gelesen und gesungen wird. Es beschreibt die im Buch Exodus geschilderten Vorgänge, das Exil in Ägypten und den Auszug in die Freiheit.
Um auch Menschen mit Behinderungen und Kindern einen Zugang zur Haggada zu verschaffen, hat die israelische Behindertenorganisation „Beit Issie Shapiro“ eine interaktive digitale Version entwickelt. Ziel sei es, den Seder für die weltweite Judenheit zugänglich zu machen und Menschen mit kognitiven oder kommunikativen Behinderungen eine umfassende Beteiligung zu ermöglichen.
Englische Erklärungen
In der interaktiven Haggada von „Beit Issie Shapiro“ kann der Nutzer im Internetbrowser alle Schritte der Zeremonie nachvollziehen. Er kann auf die Gegenstände klicken, und es ertönen (auf Englisch) Erklärungen, ebenso hilft ein animierter kleiner Junge beim Singen der hebräischen Lieder und beim Sprechen der Gebete.
Beim Pessachfest versammelt sich die ganze Familie um den Tisch und isst miteinander. Zur Sederfeier gibt es ein reglementiertes Mahl (das hebräische Wort „Seder“ bedeutet „Ordnung“).
Auf den Tisch kommen Speisen und Getränke von symbolischer Bedeutung, zum Beispiel Salzwasser, das an die Tränen erinnern soll, die in Ägypten vergossen wurden. Auch Karpass, ein Gemüse, das die zum Leben notwendige Früchte der Erde symbolisiert und ein gekochtes Ei, das an die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens und die Zerstörung des Tempels erinnert, gehören dazu. Außerdem gibt es einen Becher mit Wein für den Propheten Elia, der das Kommen des Messias ankündigt.
Innovative Therapien
Seit über vierzig Jahren entwickelt „Beit Issie Shapiro“ innovative Therapien und moderne Dienstleistungen für Kinder und Erwachsene im gesamten Spektrum der Behinderungen. Ziel ist es nach eigener Aussage, dass jeder Mensch mit einer Behinderung Anspruch auf volle Gleichberechtigung hat und am Gemeinschaftsleben teilhaben kann.
In Partnerschaften mit Regierungen und anderen Behindertenorganisationen in über 30 Ländern auf der ganzen Welt erhalten außerdem Menschen mit Behinderung eine Ausbildung. „Beit Issie Shapiro“ hat seit 2012 einen besonderen Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen inne. Benannt ist die Gesellschaft nach dem Gründer Issie Shapiro, einem Zionisten, der 1977 zusammen mit seiner Frau aus Südafrika nach Israel eingewandert war.
Bereits 2020 während der Corona-Pandemie begannen die Israelis damit, die virtuelle Haggada mit interaktiven und einfachen, aber farbenfrohen Zeichnungen zu entwickeln. Das Angebot sei speziell für Kindern mit Seh- und Motorikschwierigkeiten angepasst und erlaube es, Kinder und Menschen jeden Alters am Sederabend teilhaben zu lassen.
Gegenüber der „Jerusalem Post“ sagte eine Mutter aus Modi’in, sie sei sehr dankbar für die interaktive Haggada. So könne auch ihr Sohn am Seder teilnehmen. „Es ist ihm dadurch möglich, bestimmte Abschnitte laut vorzulesen – was ihm das Gefühl gibt, beim Pessach-Seder noch stärker einbezogen zu sein.“
Eine Antwort
Danke für den Bericht.
Es ist gut, dass auch an Menschen mit Behinderungen gedacht wird.