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Sechs Verletzte bei Anschlag auf Homosexuellenparade

JERUSALEM (inn) – Bei einem Messer-Anschlag auf eine Schwulenparade in Jerusalem sind am Donnerstag sechs Menschen schwer verletzt worden. Der Täter ist ein ultra-orthodoxer Jude, der bereits wegen einer ähnlichen Tat im Gefängnis saß.
Die Regenbogen-Flagge ist das Symbol der Homosexuellen-Bewegung. Sie war auch in Tel Aviv zu sehen. (Symbolbild)
Eines der Opfer befinde sich in Lebensgefahr, hieß es am Donnerstagabend. Es handelt sich um eine Frau, die einen Stich in die Lunge erhalten hatte. Die Messerstecherei ereignete sich vor dem Dan Panorama Hotel während der 13. „Gay Pride Parade“, die massiv von der Polizei geschützt worden war. Teilnehmer der Parade sagten, dass es keine Sicherheitskontrollen und keine Metalldetektoren gab, wie sonst bei Massenveranstaltungen in Israel. Der Täter ist der ultra-orthodoxe Jude Ischai Schlissel, der erst kürzlich ohne Begnadigung oder Haftverkürzung seine zehnjährige Haftzeit wegen seines Anschlags auf die Schwulenparade in Jerusalem im Jahr 2005 abgesessen hatte. Schlissel wurde innerhalb von Sekunden von Geheimdienstpolizisten überwältigt, noch mit dem langen Kommandomesser in der Hand. In Fernsehaufnahmen vom Tatort war zu sehen, wie der bärtige orthodoxe Jude am Boden liegt, während ein Polizist über ihm das Messer in der Hand hält.

Täter wartete lange auf Gelegenheit

Inzwischen stellt sich heraus, dass Schlissel in einem Supermarkt neben der Hauptstraße, durch die die Parade führte, lange Zeit gewartet hatte. Erst als ein Teil der Homosexuellen und deren Sympathisanten vorbeigezogen waren, sei er auf die Straße gesprungen und habe auf die Teilnehmer der Parade eingestochen. Weil er sich schon vor dem Anschlag zu dem Supermarkt mit angeschlossenem Straßencafé begeben hatte, konnte er sich unauffällig bei der Parade aufhalten, ohne die massiven Polizeiabsperrungen und Kontrollen passieren zu müssen. Dennoch werfen die Medien der Polizei ein „Versäumnis“ vor. Zudem habe sie den erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassenen Schlissel nicht beschattet.

Politiker verurteilen „Hassverbrechen“

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu verurteilte die Tat als „abscheuliches Hassverbrechen“ und erklärte: „Die Freiheit des Individuums ist einer der fundamentalsten Werte Israels.“ Diese Freiheit stehe in Israel jedem zu, auch schwul-lesbischen Gruppen. Staatspräsident Reuven Rivlin und der sephardische Oberrabbiner Jitzhak Josef erklärten, der Täter müsse wie ein Mörder bestraft werden. Bildungsminister Naftali Bennett kündigte an, die finanzielle Unterstützung für Gruppen, die jugendliche Homosexuelle fördern, massiv aufzustocken. Der Knesset-Abgeordnete Itzik Shmuli von der Zionistischen Union outete sich am Freitag als Reaktion auf den Anschlag selbst als schwul und erklärte, das Messer sei „gegen seine eigene Gemeinschaft“ gerichtet gewesen. Deswegen könne er nicht länger über seine Sexualität schweigen. (uws/mb)

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