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Sechs Israelis in Freiheit entlassen

Nach 505 Tagen entlässt die Hamas vier Israelis in Freiheit. Zwei Männer gibt sie nach mehr als einem Jahrzehnt frei. Auch die Leiche von Schiri Bibas ist nun zurück.
Von Israelnetz
Avera Mengistu

GAZA (inn) – Sechs Männer sind in Israel angekommen und damit wieder in Freiheit. Am Samstagmorgen übergab die Terror-Organisation Hamas Tal Schoham (40) und Avera Mengistu (39) im Gazastreifen dem Internationalen Roten Kreuz (IRK). Mitarbeiter des IRK übergaben die Geiseln dem israelischen Militär und dieses flog die Männer in Krankenhäuser, wo sie auf ihre Familien trafen. Zwei Stunden später erfolgte die Übergabe von Elia Cohen (27), Omer Shem-Tov (22) und Omer Wenkert (23) nach dem gleichen Muster.

Im ersten Fall führte die Hamas ihre bereits übliche „Zeremonie“ in Rafah durch, die zweite fand im Flüchtlingslager Nuseirat statt. Erneut führten die Terroristen die Geiseln vor riesigen Postern und inmitten palästinensischer Flaggen vor. Die Geiseln mussten ihre „Freilassungsurkunden“ zeigen und den anwesenden maskierten und bewaffneten Terroristen sowie sonstigen Schaulustigen zuwinken. Auf den Postern waren die führenden Köpfe der Terror-Organisation aufgedruckt, sowie der Felsendom in Jerusalem und die Botschaft: „Wir sind die Flut. Wir sind die Macht“ und „Das Land kennt seine Bewohner. Zu den seltsamen Dingen gehört die doppelte Staatsbürgerschaft“.

Euphorie in Israel

Für Euphorie sorgten die von dem katarischen Sender „Al-Dschasira“ ausgestrahlten Bilder bei den Wartenden in Israel. Flankiert von bewaffneten Terroristen lächelten die Geiseln, als sie die anderen Israelis auf der Bühne sahen. Vor den zahlreichen Kameras der Maskierten wurden sie angewiesen, in die Kamera und ins Publikum zu winken. Omer Schem-Tov küsste zwei seiner Entführer auf die maskierte Stirn. Er tat es mit einem gewinnenden Lächeln. Als sie die Bilder sah, sagte seine Großmutter: „Das ist Omer. Er kommt mit jedem klar. Und offensichtlich lieben sie ihn sogar bei der Hamas.“

„Endlich ist er zurück“, jubeln Cohens Freunde im israelischen Fernsehen. „Wir haben so viele Freunde am 7. Oktober verloren, die umgebracht wurden. Und noch immer werden Freunde von uns als Geiseln im Gazastreifen gehalten. Wir werden nicht aufgeben, bis der letzte von ihnen zurück ist.“

Verschleppt von Zuhause und vom Festival

Schoham, der auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde am 7. Oktober zusammen mit seiner Frau Adi (38) und den beiden Kindern Naveh (8) und Jahel (3) entführt. Diese wurden während des Geiseldeals im November 2023 freigelassen.

Schem-Tov, Wenkert und Cohen waren am 7. Oktober zu Gast auf dem Nova-Festival. Als sich Cohen zusammen mit seiner Freundin Ziv Abud aus dem sogenannten „Todesbunker“, in dem 16 Menschen ermordet wurden, in Sicherheit bringen wollte, wurden sie entführt. Abud wurde im November 2023 freigelassen.

Der Beduine aus dem Negev Hischam al-Sajed (36) wurde am Nachmittag an Israel übergeben. Eine „Zeremonie“ der Hamas blieb ihm erspart. Aufgrund psychischer Probleme war er 2015 in den Gazastreifen geraten. Die Hamas warf ihm Spionagetätigkeit vor und weigerte sich, ihn herauszugeben. Das letzte Lebenszeichen stammt aus einem Propagandavideo der Hamas aus dem Jahr 2022. Auch der äthiopisch-stämmige Mengistu hat psychische Probleme und wurde seit 2014 im Gazastreifen festgehalten.

Unerwartete Planänderung

In den frühen Morgenstunden teilte das forensische Institut mit, dass es sich bei der am Freitagabend von der Hamas übergebenen Frauenleiche tatsächlich um Schiri Bibas handelte. Entgegen der Vereinbarung hatte die Hamas am Donnerstag eine andere Frauenleiche nach Israel gesandt. Die Familie teilte mit, dass sich mit dieser traurigen Nachricht ein Kreis für sie schließt. Nun könnten sie beginnen, zu trauern.

Für die sechs Geiseln ließ Israel 602 palästinensische Sicherheitshäftlinge frei, darunter 50 zu lebenslangen Haftstrafen Verurteilte. 445 der Freigelassenen waren seit dem 7. Oktober in Israel inhaftiert. Der am längsten Inhaftierte ist Nael Barghuti, der 1978 einen Busfahrer ermordet hatte. Er ist einer von 47 Häftlingen, die 2011 im Rahmen des Schalit-Abkommens freigelassen und aufgrund von Terroraktivitäten erneut inhaftiert wurden. Er soll ins Ausland deportiert werden.

Sechs weitere im Schalit-Deal entlassene und erneut inhaftierte Gefangene sollten ebenfalls außer Landes gebracht werden. Weil sie sich weigerten, verblieben sie im israelischen Ofer-Gefängnis. Für sie wurden sechs andere Gefangene freigelassen.

Al-Sajed, Mengistu und eine weitere Geisel hatten ursprünglich erst am kommenden Wochenende freigelassen werden sollen. Zu Beginn der Woche schlug die Hamas vor, die verbliebenen sechs lebenden Geiseln der ersten Phase des Geiseldeals auf einmal freizulassen. Israel stimmte zu und erwartet die Rückgabe von vier Leichen kommende Woche. Ob und wie sich die zweite Phase des Geiseldeals gestalten wird, ist noch unsicher. Neben den vier zu erwartenden Leichen befinden sich noch 59 Geiseln im Gazastreifen, von denen ein großer Teil noch lebt. (mh)

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