JERUSALEM (inn) – Zweimal im Jahr kontrollieren Restauratoren jeden einzelnen Stein der Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt: vor Pessach im Frühjahr und vor den Feiertagen zu Beginn des jüdischen Jahres im Herbst. Dies soll einerseits dem Schutz der Besucher an der heiligen Stätte dienen. Andererseits sorgen die Mitarbeiter der Israelischen Altertumsbehörde (IAA) dafür, dass die antiken Steine erhalten bleiben. Pessach beginnt in diesem Jahr am 27. März.
Der leitende Restaurator für den Bereich der Westmauer, Jossi Vaknin, sagte in einer Mitteilung der IAA: „Die 2.000 Jahre alten Steine der Klagemauer sind natürlicher Verwitterung ausgesetzt. Wir stellen sicher, dass sie gestärkt werden. Unsere halbjährlichen Routineuntersuchungen befähigen uns, den Zustand jedes einzelnen Steines zu verfolgen.“
Die Behörde habe quasi einen ‚„Identitätsausweis“ für jeden Stein und kontrolliere Dutzende Eigenschaften, ergänzte Vaknin. „Unsere jüngste Studie ergab, dass es notwendig war, die ‚Schale‘, oder die äußere Schicht, von mehreren Steinen zu behandeln.“ Dabei betonte er, dass die Arbeit an der historischen Mauer nicht zerstörerisch sei: „Wir bohren nicht in den Stein, sondern injizieren feinfühlig aufgelösten Stein als Flüssigkeit in den Riss. Wenn das trocknet, ist der Sprung repariert. Es ist die bestmögliche Methode, die Steine zu ‚heilen‘, und der ultimative Schutz gegen Verwitterung für die wichtigsten Steine der Welt.“
Besonderes Ökosystem bewahren
Die Altertumsbehörde arbeitet mit der Stiftung für das Erbe der Klagemauer und mit dem für das Gelände zuständigen Rabbiner Schmuel Rabinowitz zusammen. Der Leiter der Stiftung, Mordechai Eliav, sagte: „Mehr als zwölf Millionen Menschen besuchen den Platz vor der Klagemauer jedes Jahr.“ Zwar besuchten aufgrund der Corona-Pandemie immer mehr Menschen die Stätte auf „virtuellem“ Wege. Doch die Vorbereitungen für die Rückkehr von Besuchern an die Mauer liefen bereits.
Nach Aussage von Restaurator Vaknin trägt das Ökosystem besonders zur Verwitterung bei: „Viele Pflanzen haben in den Steinen der Mauer Wurzeln geschlagen – vor allem Dornige Kapernsträucher, Schmucklilien und Goldgelbes Bilsenkraut. Außerdem nisten viele Vögel in der Mauer, einschließlich des Mauerseglers, der jedes Jahr kommt, sowie Raben und Tauben.“ Bei der Restaurierung beachteten die Mitarbeiter die Bedeutung der einzigartigen Flora und Fauna an der Stätte. Deshalb bewahrten sie das Ökosystem. „Dabei gewährleisten wir die Stabilität der Steine und stellen dadurch sicher, dass die Klagemauer mindestens 2.000 weitere Jahre stabil bleiben wird.“
Von: eh