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Schriftsteller Meir Shalev gestorben

Auch in Deutschland hat der israelische Schriftsteller Meir Shalev viele Leser. Humor ist ein Kennzeichen seiner Bücher. Nun ist er im Alter von 74 Jahren gestorben.
Von Israelnetz

ALONEI ABA (inn) – Der israelische Schriftsteller Meir Shalev ist tot. Er starb am Dienstag im Moschav Alonei Aba in der Jesreel-Ebene, nordwestlich von Nazareth, im Kreise seiner Familie. Shalev wurde 74 Jahre alt. Israelische Politiker würdigten ihn als wichtigen Bestandteil der Kultur in Israel.

Meir Shalev wurde am 29. Juli 1948 im Moschav Nahalal, südlich von Alonei Aba, geboren. Sein Vater war der Lehrer und Dichter Jitzchak Shalev, seine Mutter die Lehrerin Batia (geborene Ben-Barak). Die Schriftstellerin Zeruya Shalev ist eine Cousine von ihm. Als Meir vier Jahre alt war, zog die Familie nach Jerusalem. Dort verbrachte er seine Kindheit und Jugend.

Seinen Wehrdienst begann er 1966 in der Golani-Brigade. Er kämpfte 1967 im Sechs-Tage-Krieg. Wenige Monate später wurde er durch Feuer aus den eigenen Reihen schwer verwundet.

Journalistische Tätigkeit nach dem Studium

Shalev studierte nach seiner Genesung Psychologie an der Hebräischen Universität Jerusalem und wurde Journalist. Ab 1983 moderierte er freitags die Fernsehsendung „Erev Schabbat“ (Schabbat-Abend) im „Kanal 1“. Fast bis zum Ende seines Lebens verfasste er eine wöchentliche Kolumne für die Tageszeitung „Yediot Aharonot“.

Sein literarisches Schaffen begann 1982 mit einem Kinderbuch. Darin erzählte er biblische Geschichten nach. Insgesamt schrieb er 14 Kinderbücher. Sein erstes Buch für Erwachsene, „Roman russi“ („Ein russischer Roman“), erschien 1988. Es handelt von Pionieren, die in der vorstaatlichen Zeit einen Kibbutz gründen. Das Buch wurde zu einem Bestseller und verschaffte ihm den Durchbruch.

Shalev veröffentlichte acht weitere Romane. Dazu gehören „Esaus Kuss“, „Judiths Liebe“, „Im Haus der großen Frau“ oder „Meine russische Großmutter und ihr amerikanischer Staubsauger“. Ruth Achlama hat seine Werke ins Deutsche übersetzt. Das letzte Buch erschien 2022 auf Hebräisch: „Al tessaper leAchicha“ (Sage es deinem Bruder nicht).

Der Schriftsteller liebte seine Heimat. Die Jesreel-Ebene, in der er die ersten Jahre seines Lebens verbrachte und wo er später wieder lebte, ist ein häufiges Thema seiner Werke. Zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine große Rolle.

Kinderbücher als Flucht aus der Realität

Doch auch Kinderbücher von Meir Shalev gibt es in deutscher Übersetzung – etwa die Bilderbücher „Papa nervt“ oder „Luzie, die Laus“. Letzteres handelt von einer Laus, die in die Welt zieht und überall auf Ablehnung trifft – bis sie einen Glatzkopf kennenlernt. Er ist glücklich, dass er endlich auch eine Laus hat.

In einem Interview erzählte der Autor 2020 der Onlinezeitung „Times of Israel“, was ihn zum Schreiben von Kinderbüchern motivierte: Der Impuls sei aus Erinnerungen an seine Zeit als junger Leser gekommen, als jedes Buch eine Art Magie und Flucht aus der Realität angeboten habe. „Kein Roman für Erwachsene, selbst nicht der beste, hat mich so bewegt oder erregt wie ein gutes Kinderbuch, als ich fünf oder sechs war.“ Shalev ergänzte: „Ein Buch ist die Schöpfung des Schriftstellers und des Lesers.“

Manche Bücher habe er für eines seiner Kinder oder Enkelkinder geschrieben. Andere seien durch ein Ereignis oder Gespräch inspiriert worden. Doch auch der Wunsch, eine Schreibblockade zu überwinden, habe zu Kinderbüchern geführt: „Wenn ich mit einem Roman feststecke und mit meinem Kopf gegen die Wand schlage, lasse ich ihn liegen und schreibe eine Kindergeschichte. Das verändert völlig meine Stimmung.“

Shalev arbeitete nach eigener Aussage gern mit Illustratoren zusammen. Er liebte es, das Endprodukt Kindern vorzulesen. Diese seien wundervolle Kritiker – sie wüssten instinktiv, ob ein Buch gut ist.

Humor durchzieht sein Werk

Ein Kennzeichen von Shalevs Werk ist sein Humor. So erfährt etwa der Protagonist in „Judiths Liebe“ nicht, welcher von drei möglichen Männern sein Vater ist. Aber er weiß genau, welche Körpermerkmale oder Eigenschaften er von seinen „drei Vätern“ jeweils geerbt hat.

Der Publizist ordnete sich selbst der zionistischen Linken zu. In seinen Kolumnen übte er immer wieder Kritik an der Politik der jeweiligen israelischen Regierung.

Für sein Werk erhielt er mehrere Auszeichnungen. Dazu gehört der wichtigste israelische Literatur-Preis, der Brenner-Preis. Er wurde ihm 2006 verliehen.

Herzog: Shalevs Bücher machten das Leben reicher

Staatspräsident Jitzchak Herzog schrieb nach seinem Tod: „Wie bedauerlich, dass wir nicht mehr die gespannte Erwartung eines weiteren Buches von Meir Shalev empfinden werden, das erscheinen und unser Leben verändern wird, es reicher und voller machen wird. Wie traurig, dass wir nicht mit ihm, einem 5708 Geborenen, den bevorstehenden Jom HaAtzma’ut (Unabhängigkeitstag) feiern können.“ Nach dem jüdischen Kalender ereigneten sich die Staatsgründung und Shalevs Geburt im Jahr 5708 nach Erschaffung der Welt.

Dem Staat Israel und dem Land Israel fehle nun einer seiner größten Liebhaber, fügte Herzog hinzu. „Er war ein Mann, in dem der Geist war.“ Hier verwendet das israelische Staatsoberhaupt einen Ausdruck, der aus der Bibel bekannt ist. In 4. Mose 27,18 heißt es: „Und der HERR sprach zu Mose: Nimm Josua zu dir, den Sohn Nuns, einen Mann, in dem der Geist ist, und lege deine Hände auf ihn.“ Josua sollte Moses Nachfolger als Anführer des Volkes Israel werden.

Herzog beendete seinen Nachruf mit den Worten: „Er brachte uns alle dazu, die menschlichen und physischen Landschaften seiner Kindheit zu lieben, über die er mit so großer Begabung schrieb. Er brachte uns dazu, die hebräische Sprache zu lieben, die Bibel und selbstverständlich – uns zu lieben, das Volk Israel. Möge seine Erinnerung gesegnet sein.“

Auch Kulturminister Miki Sohar (Likud) würdigte den verstorbenen Schriftsteller: „Seine vielen Werke und Bücher stellen einen untrennbaren Teil des israelischen Bücherschrankes dar und werden für immer in der israelischen Kultur verankert sein.“

Keine Angst vor schnellem Tod

Im vergangenen Jahr hatte Shalev im Gespräch mit „Yediot Aharonot“ Gedanken über den Tod geäußert: „Ich bin fast 74, natürlich denke ich manchmal darüber nach.“ Er habe aber noch viele Dinge zu tun.

„Was die Angst angeht – als ich im Krieg verwundet wurde, wäre ich fast gestorben. Dieses Gefühl der Todesnähe war sehr angenehm. Ich verlor viel Blut, und anscheinend bringt das einen in irgendein so wunderbares Delirium, das ich nie zuvor gekannt hatte.“ Er habe sich gefühlt, als würde er schweben. Die Schmerzen seien verschwunden. „Ich habe also nicht Angst davor, schnell zu sterben, sondern nach einer demütigenden Phase der Schwachheit von Sinnen und Körper“, sagte der nun an Krebs verstorbene Schriftsteller. (eh)

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4 Antworten

  1. Er möge in Frieden ruhen.

    „Ich habe also nicht Angst davor, schnell zu sterben, sondern nach einer demütigenden Phase der Schwachheit von Sinnen und Körper“, sagte der nun an Krebs verstorbene Schriftsteller“

    Gott hatte wohl kein Erbarmen, dass er ihn nun doch genau so sterben lies.

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    1. „Gott hatte wohl kein Erbarmen, dass er ihn nun doch genau so sterben lies.“

      Wissen Sie das so genau? Vielleicht war es pure Barmherzigkeit des EWIGEN, dass dieser Mensch ohne große Schmerzen und Dahinsiechen „gehen“ durfte?
      Schalom!

      0
  2. Es ist sehr traurig mit dem Tod Meir Shalevs einen großartigen Schriftsteller verloren zu haben.
    Ich hätte gerne noch viel mehr von ihm gelesen. Er wird mir fehlen.

    3
  3. Man fragt sich warum musste Meir Shalev so früh gehen. Er hat mir und vielen anderen wundervolle
    Lesestunden bereitet, mit seinem wahnwitzigen Humor, der ausgefeilten Sprache. Seine Bücher versetzten
    mich in eine andere Welt. Mit seinem immensen Wissen hat er uns viel Freude bereitet, und auch zum Nachdenken gebracht. Jetzt warte ich noch auf sein letztes Buch „Sag es nicht Deinem Bruder“.
    Ich sage Danke – möge er nicht sehr gelitten haben.
    Er wird uns sehr fehlen, sein feiner Spott war einfach einmalig.

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