Schavuot: Peres erhält Erstlingsfrüchte

JERUSALEM (inn) – Israels Staatspräsident Schimon Peres hat am Montag die Arbeit der Landwirte und Milchbauern gewürdigt. Anlässlich des bevorstehenden jüdischen Wochenfestes „Schavuot“ empfing er Kinder und Bauern aus allen Teilen des Landes. Sie überreichten ihm die ersten Früchte dieses Jahres.
Der scheidende Staatspräsident Peres lobte die landwirtschaftliche Arbeit in Israel.

„Auch ich bin ein ehemaliger Milchbauer und Kleinviehhirte, und ich weiß, wie schwer und wie befriedigend eure Arbeit ist“, sagte Peres laut einer Mitteilung des Präsidalamtes bei dem Empfang. „Ich bin stolz auf die israelische Milchwirtschaft und die israelische Landwirtschaft.“ Mit den Kindern sang das Staatsoberhaupt Schavuot-Lieder und tanzte dazu.
Der Präsident ergänzte: „Ich möchte dem gesamten Haus Israel ein frohes Fest wünschen und meine große Wertschätzung für die Landwirte und die Milchbauern wegen der Kombination aus Liebe zum Land und Technologie übermitteln.“ Er rief das Volk Israel auf, entsprechend der Festtradition Käse zu essen und Milch zu trinken. Dieser Aufforderung ließ er allerdings einen guten Rat folgen: „Auf dem Gebiet des Käses empfehle ich, es am Feiertag nicht zu übertreiben, um auf die Diät zu achten.“
Ein sechsjähriges Mädchen aus Kfar HaRo‘eh, nordöstlich der Küstenstadt Netanja, überreichte Peres einen Korb voller Erstlingsfrüchte mit den Worten: „Wir sind gekommen, um Ihnen und dem Volk Israel ein frohes Fest zu wünschen, voller Milch und süß wie Honig, damit wir alle unsere Wurzeln kennenlernen und dadurch wachsen und Erfolg haben können.“

Schavuot-Statistik: Milch und Honig fließen

Unterdessen macht Israel seiner biblischen Beschreibung als „Land, wo Milch und Honig fließt“, alle Ehre: Laut einer Studie des Zentralen Statistikamtes hat sich die Produktion dieser Güter im vergangenen Jahr gesteigert. Die Milchproduktion erhöhte sich 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent. 2012 war eine Zunahme um 1 Prozent registriert worden.
Der Milchertrag pro Kuh ist in Israel weltweit am höchsten. Eine Kuh gibt in einem Jahr 11.780 Kilogramm Milch, wobei 1 Liter 1,032 Kilogramm entspricht. In den USA sind es 9.841 Kilogramm und in der Europäischen Union 6.466 Kilogramm. Die Kuhmilch macht mit 97 Prozent den weitaus größten Anteil der israelischen Produktion aus – die restliche Milch kommt von Schafen und Ziegen.
Im Jahr 2013 wurden in Israel 3.400 Tonnen Honig erzeugt. 2012 waren es noch 3.100 Tonnen. Das ist eine Steigerung um 9,7 Prozent. Bereits zwischen den Jahren 2011 und 2012 hatte sich die Produktion um 6,9 erhöht. Umgekehrt ist entsprechend die Entwicklung beim Import: 636 Tonnen Honig führten die Israelis 2013 aus dem Ausland ein, im Vergleich zu 1.407 Tonnen im Vorjahr.
Der Preis für pasteurisierte Milch ist 2013 um 5,9 Prozent gestiegen. Hingegen sank der Preis für Honig um 7,8 Prozent.
Das Wochenfest beginnt am heutigen Dienstagabend. In Israel währt es einen Tag, in der Diaspora zwei Tage.

Hintergrund Schavuot

Broccolipai, verschiedene Arten von Käse, guter Wein und als Dessert Käsekuchen, süße Wasser- und Honigmelonen, Trauben ohne Kerne, Pfirsiche, Nektarinen, eine Weizengarbe als Dekoration. So wird das Schavuotfest – das Fest der Erstlingsfrüchte und des Wortes – gefeiert. Der Synagogenbesuch dauert an diesem Fest, das am Dienstagabend beginnt, eine ganze Nacht.
Anweisungen, dieses und andere Feste zu feiern, finden sich in 3. Mose 23 und 5. Mose 16: „Der Herr redete mit Mose und sprach: Sage den Kindern Israel und sprich zu ihnen. Dies sind die Feste des Herrn, die ihr ausrufen sollt als heilige Versammlungen; dies sind meine Feste …“ Das Volk lagerte noch in der Wüste, als der Herr es durch Mose auf den Einzug in das verheißene Land vorbereitete: „Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und es aberntet, so sollt ihr die erste Garbe eurer Ernte zu dem Priester bringen … Danach sollt ihr zählen vom Tage nach dem Sabbat, da ihr die Garbe als Schwingopfer darbrachtet, sieben ganze Wochen … nämlich fünfzig Tage und dann ein neues Speiseopfer dem Herrn opfern.“
Das hebräische Wort „Schavuot“ bedeutet ganz einfach „Wochen“. Von der neuen Ernte sollten die Kinder Israel nichts essen, solange sie nicht ihre Erstlingsgabe dem Herrn gebracht hatten. Nachdem diese geweiht worden war, durfte sie mit Dank genossen werden. Dabei sollten aber die Armen und Fremden nicht vergessen werden (3. Mose 23,22).

Jeder wird mit Gaben gesegnet

„Erstlinge“ sind in der Bibel erste Früchte, erste Garben, aber auch die erstgeborenen Söhne und das erstgeborene männliche Vieh. Das alles gehört dem Herrn. Es sind seine Gaben, sein Segen und es gibt anscheinend niemanden, der mit gar nichts gesegnet wurde, denn: „du sollst das Wochenfest halten dem Herrn, deinem Gott, und eine freiwillige Gabe deiner Hand geben je nach dem, wie dich der Herr, dein Gott gesegnet hat“ (5. Mose 16,10).
Freude gehört untrennbar zu den biblischen Festen. Freude für alle ist ein Gebot im Judentum: „Und du sollst fröhlich sein vor dem Herrn, deinem Gott, du und dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd und der Levit, der in deiner Stadt lebt, der Fremdling, die Waise und die Witwe, die in deiner Mitte sind“ (5. Mose 16,11). Dieses Gebot der Freude wird vom Apostel Paulus aufgegriffen und zeitlich unbegrenzt den Gläubigen weitergegeben: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und aber mal sage ich: Freuet euch!“ (Philipper 4,4; 1. Thessalonicher 5,16). Israelis können Feste feiern, sich freuen und sie genießen. Ein Fest vorzubereiten ist viel Arbeit. Das gehört zum Lebensrhythmus in Israel und da wird viel investiert. Oft sieht man Väter im Park, die den Müttern kleine Kinder abnehmen, damit diese putzen, kochen und backen können. Danach gilt es mit der Arbeit aufzuhören. Auch das ist eine Lebenskunst, die dem jüdischen Volk gegeben ist.
Die letzte Anweisung bezüglich des Wochenfestes in 5. Mose, bevor das Laubhüttenfest vorgestellt wird, lautet: „Denke daran, dass du Knecht in Ägypten gewesen bist“ (5. Mose 16,12). Es hilft tatsächlich, fröhlich und dankbar zu sein, wenn man sich darüber bewusst ist, aus welchem Zustand einen Gott herausgeholt hat. Für das jüdische Volk ist es ein Vorrecht, nach zweitausend Jahren Diaspora das Wochenfest wieder im eigenen Land feiern zu dürfen.

Gottes Wort mit Milch verglichen

Aus den Zeitangaben im 1. Kapitel des 2. Buches Mose versteht das jüdische Volk, dass etwa in dieser Zeit der Ernte die Torah gegeben wurde. Heute ist es nicht mehr möglich, Gaben und Opfer im Tempel darzubringen. Deshalb wird das Wort Gottes zum Inhalt dieses Festes und mit Milch verglichen. Dieser Vergleich muss eine lange Tradition haben, denn die jüdischen Schreiber, deren Briefe wir im Neuen Testament lesen können, haben die Anfänger im Glauben ermahnt, nach dieser Milch begierig zu sein: „So leget nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein“ (1. Petrus, 1-2).
Die Reiferen im Glauben dagegen wurden ermutigt, zu fester Speise überzugehen und nun nicht bei der Lehre für Anfänger zu bleiben: „Und ich, liebe Brüder, konnte auch mit Euch nicht reden als mit geistlichen Menschen, sondern als mit fleischlichen, wie mit jungen Kindern in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben, und nicht feste Speise, denn ihr konntet sie nicht vertragen. Auch jetzt könnt ihr‘s noch nicht“ (1. Korinther 3,1-2; Hebräer 5,6).

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