JERUSALEM (inn) – Premierminister Ariel Scharon hat am Dienstag eine Delegation evangelikaler Christen aus den USA empfangen. Seine Befürchtung, die Christen wollten hauptsächlich gegen den Rückzugsplan protestieren, bewahrheitete sich nicht – die Gruppe sprach mit dem Premier über Möglichkeiten, mehr Touristen ins Land zu holen.
Unter den acht leitenden Evangelikalen, die Scharon trafen, war auch Jay Sekulow, ein wichtiger Vertreter messianischer Juden. Sekulow ist Chef des „Amerikanischen Zentrums für Recht und Gesetz“ in Washington, das sich für die Rechte von Christen einsetzt. Es wurde vom Evangelisten Pat Robertson gegründet und steht politisch dem US-Präsidenten George W. Bush nahe.
Sekulow, der sich vom Judentum zum christlichen Glauben wandte, ist Autor von Abhandlungen wie etwa „Wie ein jüdischer Anwalt aus Brooklyn zum Glauben an Jesus kam“. Seine Texte werden auf der Homepage von den „Juden für Jesus“ veröffentlicht. Er leitet zudem eine tägliche Radio-Sendung, die von etwa 550 Sendern ausgestrahlt wird.
Laut einem Bericht der „Jerusalem Post“ wusste Scharon nichts von Sekulows jüdischer Abstammung. „Diese ‚Hardcore-Repubikaner‘ unterstützen Israel sehr“, sagte ein Vertrauter des Premiers. In Bezug auf Sekulow fügte er hinzu: „Wenn sie hierher kommen, fragen wir nicht danach, welcher Religion sie angehören. Dieser Mann tut viel für den Staat Israel.“
Unter den Gästen waren außerdem Paul Crouch, Gründer und Präsident des weltgrößten christlichen Fernsehnetzwerkes „Trinity Broadcasting Network“ (TBN), sowie Michael Little, Präsident des „Christian Broadcasting Network“ (CBN). Auch Ted Haggard, Präsident der Nationalen Vereinigung von Evangelikalen, gehörte zu den Besuchern.
Aus dem Büro Scharons hieß es, der Premier habe das Treffen skeptisch erwartet, da er von den Evangelikalen starke Kritik am Rückzugsplan erwartete. Bei seinem letzten Besuch in Crawford, Texas, hatte eine Gruppe evangelikaler Christen gegen den Rückzugsplan demonstriert.
Später nannte Scharon das Treffen „freundlich und wichtig“. Die Delegation habe ihre Solidarität mit Scharon ausdrücken wollen, hieß es aus dem Büro des Premiers. „Wir wollen, dass Sie wissen, dass wir hinter Ihnen und Ihren Versuchen stehen, Frieden zu erreichen“ sagte Haggard. Die Politik seiner Organisation sei es, „den Staat Israel zu unterstützen, komme die Hölle oder Hochwasser“. Diese Worte, so Haggard, stammten von Bush. Er hatte sie bei einem Treffen mit den evangelikalen Leitern im November gesagt. „Wir unterstützen Sie, weil wir glauben, dass es Gottes Wille ist“, fügte der Amerikaner hinzu.
Eines der Hauptanliegen der Delegation sei es gewesen, den Tourismus in Israel weiter für Christen zu öffnen, teilte ein Sprecher aus Scharons Büro mit. Evangelikale Christen seien auch in den schlimmsten Zeiten des Konflikts nach Israel gekommen. Scharon diskutierte mit den Gesandten auch über die Möglichkeit eines Fonds, um mehr Touristen nach Israel zu bringen, sowie über mögliche Hilfe im humanitären, landwirtschaftlichen oder pädagogischen Bereich. Scharon bat die Vertreter, „weiter für Israel zu beten“. „Es scheint zu helfen“, fügte er hinzu.