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Rückbesinnung auf die jüdische Geschichte

Zu Sukkot befolgen Juden das Gebot, in Laubhütten zusammenzukommen. Ein Rabbiner erinnert an die jüdische Geschichte und erklärt, was sie von der Bachweide lernen können.
Von Israelnetz
Sukka

Am letzten Abend des Laubhüttenfestes, einen Tag vor dem Fest der Freude über die Tora, Simchat Tora, dringt fröhlicher Gesang und ein buntes Stimmengewirr aus einer Sukka. Im romantischen Jerusalemer Stadtviertel Nachlaot treffen sich am Dienstagabend amerikanisch-stämmige Juden. Mit Liedern und einer Band sorgt Rabbiner Leibish Hundert dort für gute Stimmung.

Er singt traditionelle Lieder oder spielt sie auf dem Saxophon. Drei Männer begleiten ihn auf der Gitarre, jemand anderes trommelt. Hingebungsvoll singen Dutzende Frauen und Männer die bekannten Melodien mit. Zwischendurch kommen weitere Musiker herein und wechseln sich beim Spielen ab.

Mit traditionellen Liedern erfreuen der Rabbiner und andere Musiker die Gäste in der Sukka

Rabbiner Hundert spricht zu den Anwesenden: „Unsere Feinde versuchen, unsere Geschichte auszulöschen. Sie tun so, als gäbe es uns nicht und als hätten wir keine Geschichte und keine Zukunft. Aber wir haben eine Geschichte, sogar eine sehr besondere. Und die können wir heute hier in Zion erzählen.“

Die Lehre der Bachweide

Zum Laubhüttenfest ist es üblich, dass gläubige Juden die „Arba Minim“, die vier Arten mit sich führen. Das geht auf die Bibelverse aus 3. Mose 39-40 zurück: „Am fünfzehnten Tage des siebenten Monats, wenn ihr die Früchte des Landes einbringt, sollt ihr ein Fest des HERRN halten sieben Tage lang. Am ersten Tage ist Ruhetag und am achten Tage ist auch Ruhetag. Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem HERRN, eurem Gott, und sollt das Fest dem HERRN halten jährlich sieben Tage lang.“

Auf den Straßen sowie zu den täglichen Gebeten in den Synagogen werden an Palmenzweige gebundene Zweige von Bachweiden zusammen mit einem Myrtenzweig und der Zitrusfrucht Etrog in alle vier Himmelsrichtungen geschwungen. Laut der jüdischen Tradition deuten die Eigenschaften der Pflanzen auf die verschiedenen Menschengruppen in der jüdischen Nation hin.

Der Rabbiner aus Beit Schemesch erklärt: „Heute ist Hoschana Raba, der Tag der Arava, der Bachweide. Ein Zweig dieses Baumes war der Teil der vier Arten, der uns immer begleitete, wohin auch immer wir gingen. Ob nach Sibirien oder Amerika. Dieser Baum hat uns an jeden Ort begleitet. Der Zweig hat keinen Geschmack oder Geruch wie die Zitrusfrucht Etrog. Er hat keinen Geschmack wie der Palmenzweig Lulav, er hat auch keinen Wohlgeruch wie der Myrtenzweig. Dieser Baum ist einfach nur da.“

Fröhlich erzählt Hundert in der Sukka: „Ein jüdischer Ausleger sagte, dass selbst der Etrog seine Stärke nur von dem Zweig der Bachweide erhält. Selbst der größte Zadik, der Gerechteste, vergisst manchmal, dass er gar nicht immer so viel tun muss. Stattdessen kann er einfach nur sein. Und wer ist es, der uns daran erinnert, dass er einfach nur sein darf? Der, der nichts vorzuweisen hat. So ist es auch in der Laubhütte. Hier dürfen wir einfach nur sein. Wisst ihr, es ist wie bei Eltern mit ihren Kindern: Eltern lieben es, ihren Kindern beim Essen und Schlafen zuzuschauen. Ansonsten dürfen die Kinder einfach nur sein.“

Das Gebot der Gastfreundschaft

Mit der Einladung in die Sukka erfüllen die Gastgeber das Gebot des Uschpisin, das aramäische Wort für „Gäste“. An jedem Abend wird eines anderen der „sieben Hirten Israels“ gedacht: Die drei Erzväter Abraham, Isaak und Jakob, sowie Josef, Mose, Aaron und König David.

Gespannt hören die Besucher den Ausführungen, dabei essen sie Snacks oder reichen sich einen Schluck Wein in Plastikbechern: „Wie die Arava ist auch in der Sukka eine Mizva, ein Gebot, einfach nur zu sein. Das ist die Botschaft der Bachweide an uns: Ihr müsst noch nicht mal gut schmecken oder riechen, wie die anderen Teile der vier Arten. Ihr dürft sein und müsst nichts tun. Wir sind hier – gemeinsam mit Freunden.“ (mh)

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2 Antworten

  1. Danke für diesen lehrreichen Artikel. Es ist immer wieder gut über die Traditionen Israels zu lesen

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  2. Danke für den Bericht und allen ein gutes Laubhüttenfest / Sukkot.
    Ich kann mich an eine Szene erinnern aus „The Chosen“, in der auch Jesus mit anderen das Laubhüttenfest feierte.
    Auch die eingepropften Zweige denken an die Jüdische Tradition, ich glaube, dass sich bald alles zum Guten für Israel wenden wird, der Glaube ist entscheidend.

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