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Rotes Kreuz verlangt Lebenszeichen von Schalit

GENF / GAZA / JERUSALEM (inn) - Fünf Jahre nach seiner Entführung hat das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) ein Lebenszeichen des israelischen Soldaten Gilad Schalit gefordert. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu drohte unterdessen mit einer Verschärfung der Haftbedingungen für die Hamas-Mitglieder in israelischen Gefängnissen.

Das IKRK sei mehr denn je besorgt über Schalits Schicksal, schreibt die Organisation in einer Pressemitteilung vom Donnerstag. "Er war die gesamten fünf Jahre isoliert, und seine Familie ist immer noch ohne Nachricht über seinen Aufenthaltsort oder seinen Zustand." Generaldirektor Yves Daccord wird mit den Worten zitiert: "Das völlige Fehlen von Informationen über Herrn Schalit ist vollkommen inakzeptabel. Die Familie Schalit hat nach dem internationalen Menschenrecht das Recht, mit ihrem Sohn in Kontakt zu stehen."

Weiter heißt es in der Mitteilung: "Das IKRK hat die Hamas wiederholt, aber erfolglos aufgefordert, es Herrn Schalit zu gewähren, Familiennachrichten mit seinen Lieben auszutauschen. Es hat auch bei verschiedenen Anlässen seine Forderung nach einem Zugang zu Herrn Schalit wiederholt, aber die Hamas hat nie eingewilligt. Da es seit fast zwei Jahren kein Lebenszeichen von Herrn Schalit gegeben hat, fordert das IKRK nun, dass die Hamas beweist, dass er am Leben ist." Die Organisation "macht weiter jeden möglichen Versuch, Zugang zu Herrn Schalit zu erhalten oder zumindest einen Kontakt zwischen ihm und seiner Familie herzustellen".

Protest in Gaza

Als Reaktion auf den Aufruf randalierten Dutzende wütende Palästinenser vor dem Büro des Internationalen Roten Kreuzes in Gaza. Sie rissen das Emblem der Organisation herunter und zerstörten es. Zudem warfen sie mit Eiern auf das Gebäude. Die Häftlingsorganisation, die den Protest organisiert hatte, forderte das Rote Kreuz auf, sich auf die Notlage der palästinensischen Gefangenen in Israel zu konzentrieren. Auf einem Transparent hieß es laut der palästinensischen Nachrichtenagentur "Ma´an": "Die Welt und ihr Rotes Kreuz rufen nach einem israelischen Gefangenen und vergessen, Tausende palästinensische Gefangene zu vergessen."

Der Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri wies den Aufruf nicht direkt zurück, betonte aber, Schalit könne lediglich im Austausch gegen palästinensische Häftlinge freikommen. "Wir werden nur über eine Lösung des Falles Schalit nachdenken, wenn die Sache der palästinensischen Häftlinge in den Gefängnissen der Besatzung gelöst wird." Die Hamas verlangt für den Israeli die Freilassung von 1.000 inhaftierten Palästinensern. Die indirekten Verhandlungen darüber stocken allerdings seit über einem Jahr.

Netanjahu: Haftbedingungen der Hamas-Anhänger verschärfen

Einem Bericht der Tageszeitung "Jediot Aharonot" zufolge kündigte der israelische Premierminister Netanjahu derweil am Donnerstag an, mehr Druck auf die Hamas auszuüben. Israel sei nur dem israelischen und dem internationalen Recht sowie internationalen Verträgen verpflichtet, sagte er auf der internationalen Konferenz "Facing Tomorrow" in Jerusalem. Der Staat werde den maßlosen Bedingungen der Hamas-Häftlinge ein Ende setzen.

Konkrete Schritte führte Netanjahu dazu nicht aus. Doch er teilte mit, er habe das "absurde" Protokoll aufgehoben, das es Terroristen ermöglicht, sich für ein akademisches Studium einzuschreiben. "Es wird keine Terror-Doktorate mehr geben. Diese Party ist vorüber", so der Regierungschef. Israel müsse weiter politisch, moralisch und täglich Druck auf Hamas ausüben. Netanjahu dankte politischen Führern in Frankreich, Italien und England, die eine Freilassung und Besuche des Roten Kreuzes bei dem 24-jährigen Soldaten gefordert hatten.

Ein Sprecher des Ministeriums für Innere Sicherheit teilte mit, Minister Jitzhak Aharonovitsch und die Gefängnisbehörde hätten unlängst die Bedingungen der Häftlinge erschwert.

Hamas-Sprecher Abu Suhri bezeichnete die Maßnahme als Verstoß gegen internationales Recht. "Israel hat es nicht geschafft, den gefangenen Soldaten der israelischen Armee zu erreichen", sagte er am Freitag laut der Zeitung "Ha´aretz". "Netanjahu ist dafür verantwortlich, dass Schalit nicht zurückgebracht wurde." Der Palästinenser rief die internationale Gemeinschaft auf, "gegen die Aktivitäten der Besatzung vorzugehen".

Der Vater des Entführten, Noam Schalit, reagierte zurückhaltend auf Netanjahus Initiative: "Wir fragen uns, warum die israelische Regierung fünf Jahre gewartet haben, in denen Gilad im Hamas-Gefängnis verrottet. Israelische Regierungen haben es fünf Jahre lang nicht geschafft, Druck auf die Hamas auszuüben, und deshalb ist es zweifelhaft, ob sie dies heute tun können."

Gilad Schalit wurde am 25. Juni 2006 von bewaffneten Palästinensern in den Gazastreifen verschleppt. Damals war er 19 Jahre alt. Das bislang letzte Lebenszeichen des Soldaten war ein Videofilm vom September 2009, den die Hamas im Austausch gegen 20 inhaftierte Palästinenserinnen an Israel übergab.

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