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Romeo und Julia in Israel

BERLIN (inn) - Mit einer Aufführung der "West-Side-Story" haben palästinensische und israelische Jugendliche sich am Dienstag in Berlin für Frieden zwischen den Völkern stark gemacht. Verantwortlich für die Musical-Darbietung war die saarländische Talat-Alaiyan-Stiftung, die regelmäßig junge Menschen aus den Autonomiegebieten mit Israelis zusammenbringt.

Es war nicht ganz Shakespeare, was die Jugendlichen am Dienstagabend in der Saarländischen Landesvertretung darboten. Aber es reichte, um sich vorzustellen, wie sich Romeo und Julia wohl gefühlt hätten, wäre er Palästinenser und sie Israelin gewesen. Vor geladenen Gästen führten Jugendliche aus Bethlehem, Jaffa und Tel Aviv Auszüge aus der "West-Side-Story" auf. Das amerikanische Musical ist eigentlich eine Hommage an Shakespeare’s Drama, gemünzt auf die 50er Jahre in den USA. In New York stehen sich zwei Banden gegenüber, sie bekämpfen sich bis aufs Blut, als sich ausgerechnet ein Mädchen und ein Junge aus den rivalisierenden Lagern ineinander verlieben.

Am Dienstag ging es weniger amerikanisch als nahöstlich zu. Auf der Bühne sprachen die Banden jeweils hebräisch oder arabisch, im Hintergrund wurde eine englische Übersetzung eingeblendet. Allein das war Sinnbild der tiefen Gräben zwischen den Kulturen im gespaltenen Israel – und das, obwohl man die Herkunft der Jugendlichen rein optisch nicht hätte unterscheiden können. Und spätestens als sich die Gruppen fast schon tanzend und rhythmisch mit den Fingern schnippend auf der Bühne umkreisten, fiel es wohl niemandem im Publikum schwer, sich dazu das Säbelrasseln israelischer und palästinensischer Politik vorzustellen.

Israelis und Palästinenser besichtigen KZ

Organisiert wurde der Auftritt von der Talat-Alaiyan-Stiftung, die sich seit Jahren für Völkerverständigung in Israel einsetzt. Gründerin Halima Alaiyan ist gebürtige Palästinenserin. Regelmäßig bringt sie Jugendliche aus Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten in Deutschland zusammen. Hier besichtigen sie zum Beispiel das Konzentrationslager Sachsenhausen, um vom Leid der Juden zu erfahren und Vorurteile abzubauen. Die in Saarbrücken ansässige Organisation klärt die jungen Menschen auch über die ehemalige Feindschaft zwischen Frankreich und Deutschland auf – und lässt sie symbolisch die nahgelegene Grenze zwischen den Staaten überschreiten. So selbstverständlich soll das eines Tages auch in Israel möglich sein, findet Alaiyan. Aus ihrer Hoffnung, dass es bald einen palästinensischen Staat geben wird, macht sie keinen Hehl: "So wie Israel das Heimatland aller Juden auf der Welt ist, wünsche ich mir, dass es bald ein Land Palästina gibt, dass die Heimat aller Palästinenser auf der Welt ist."

Wie einfach und gleichzeitig schwer Völkerverständigung sein kann, zeigt eine weitere Szene aus der "West-Side-Story". Darin stehen sich die Verliebten gegenüber und nähern sich Schritt für Schritt an, bis sie sich schließlich fast berühren. Dann stürmt ein Dritter aus dem Hintergrund nach vorne und reißt sie wieder auseinander. Am Ende des Musicals erkennen die Banden, dass Gewalt sinnlos ist. Dazu aber, muss erst Blut fließen und die Liebe zerstört werden. Und die Rivalen müssen erkennen, was eine der Darstellerinnen so zusammenfasst: "Niemand will das Schlechte für den anderen, wir arbeiten im Grunde alle auf das Gute hin!" Doch das Denken beider Seiten sei von Vorurteilen und Hass geprägt. Es war ihre Antwort auf die Frage, was Israelis und Palästinenser bei dem Treffen in Deutschland voneinander gelernt haben.

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