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Rivlin: Nicht an Eskalation interessiert

Nach den Luftschlägen auf den Gazastreifen am Sonntag rätseln israelische Medien, was diese bedeuten. Unterdessen besucht Staatspräsident Rivlin die Armee in dem Gebiet und zeigt sich zuversichtlich.
Zivilisiertes Gespräch: Staatspräsident Rivlin unterhält sich mit Militärs am Gazastreifen
SDEROT / JERUSALEM (inn) – Zwei Tage nach den Kampfhandlungen im Gazastreifen hat Israels Staatspräsident Reuven Rivlin das Grenzgebiet besucht. Er betonte, Israel sei nicht an einer Eskalation interessiert. „So wie die andere Seite friedlich und behaglich leben möchte, wollen wir es.“ Zugleich werde Israel keine Ruhestörung hinnehmen. „Wir werden schnell und hart reagieren.“ Der Präsident begutachtete zusammen mit Armeechef Gadi Eisenkot und weiteren Militärs einen der jüngst entdeckten Terror-Tunnel der radikal-islamischen Hamas. Er ließ sich auch die täglichen Aktivitäten der Soldaten zeigen. „Die Armee ist auf jede Bedrohung über und unter der Erde vorbereitet“, sagte er zum Abschluss laut der Tageszeitung „Yediot Aharonot“.

Neue Politik vermutet

Unterdessen haben israelische Medien den Versuch unternommen, die militärische Auseinandersetzung vom Wochenende einzuordnen. Nachdem eine Rakete aus dem Gazastreifen in einem Wohngebiet von Sderot eingeschlagen war, reagierte Israel zunächst mit einem begrenzten Angriff. Dies war die von allen erwartete Reaktion. Doch dann folgten am späten Abend binnen zweier Stunden mehr als 50 Luftschläge auf Ziele im Gazastreifen. Es handelte sich um die schärfste Reaktion seit Ende des Gazakonfliktes vor zwei Jahren. Die Armee selbst bezeichnete die Reaktion als „außergewöhnlich“. Militärkorrespondent Judah Ari Gross von der Online-Zeitung „Times of Israel“ sieht in dem Angriff die von Verteidigungsminister Avigdor Lieberman angekündigte „Zuckerbrot und Peitsche“-Politik. Demzufolge werden Übeltäter härter bestraft, während Friedliebende etwa Wirtschaftsförderung erhalten. Zugleich dienten die Luftschläge der Abschreckung gegenüber der Hamas, die aber nach Einschätzung von Gross ebenfalls nicht an einer Eskalation interessiert ist. „Sowohl für Palästinenser im Gazastreifen als auch für Israelis in dessen Umgebung war der Schlagabtausch vom Sonntag eine Erinnerung daran, was Krieg bedeutet – und warum man ihn vermeiden sollte.“

Kein Interesse an Krieg

Auch die Tageszeitung „Jerusalem Post“ sieht in dem Angriff vom Sonntag Ausdruck einer neuen Vorgehensweise. Ab sofort werde Israel mit jedem Raketenangriff eine schärfere Reaktion zeigen, schreibt Jossi Melman. Bislang hatte sich Israel mit seinen Reaktionen beschränkt. Das gebe der Hamas die Gelegenheit, bis zum nächsten Krieg in relativer Ruhe aufzurüsten. „Von jetzt an ist kein einziges Hamas-Ziel immun.“ Militärvertreter hätten betont, dass diese neue Politik bereits unter Liebermans Amtsvorgänger Mosche Ja‘alon ausgearbeitet und von Premier Benjamin Netanjahu genehmigt wurde. Die linksliberale Tageszeitung „Ha‘aretz“ mutmaßt, die Reaktion sei auf Kritik an Lieberman zurückzuführen. Er habe seiner aggressiven Rhetorik vor Amtsantritt entsprechen wollen, um sich nicht den Vorwurf gefallen zu lassen, zu „weich“ zu sein. Netanjahu habe jedoch keine Interesse an einer Eskalation. „Er ist offenbar derjenige, der die Entscheidungen fällt“, schreibt Amos Harel. Der „Times of Israel“-Analyst Avi Issacharoff kann in dem jüngsten Schlag jedoch keine neue Politik sehen. Wie zuvor habe Israel die Luftschläge abends zu einem Zeitpunkt verübt, als niemand nahe an den Zielen war. Es sei auch keine besonders „harte“ Antwort, denn es handele sich um „Immobilien-Angriffe“. Hamas-Führer wüssten davon und unterließen daher ihrerseits eine Reaktion auf die Angriffe, die sich zu einem echten Konflikt ausweiten könnte – zumal das vor den anstehenden Kommunalwahlen dem Wahlerfolg schaden könnte. (df)

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