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Rivlin: „Israels Gesellschaft ist krank“

JERUSALEM (inn) – Die Spannungen zwischen Juden und Arabern im Staat Israel haben ein Rekordhoch erreicht. Das hat der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin am Sonntag auf einer Konferenz gegen Fremdenhass in Jerusalem erklärt.
Setzt sich für die Verständigung zwischen Juden und Arabern ein: Israels Staatsoberhaupt Reuven Rivlin

„Es ist an der Zeit ehrlich einzugestehen, dass Israels Gesellschaft krank ist, und es ist unsere Pflicht, diese Krankheit zu behandeln“, sagte Rivlin auf der zweitägigen Veranstaltung an der „Israelischen Akademie für Natur- und Geisteswissenschaften“. Die Konferenz stand unter dem Motto „Von Fremdenhass zur Akzeptanz des Anderen“.
Rivlin erinnerte an die Entführung und Ermordung der drei jüdischen Talmudschüler Gil-Ad Scha’ar, Ejal Jifrach und Naftali Frankel durch Palästinenser sowie an die Ermordung des israelischen Arabers Muhammad Abu Chdeir durch jüdische Israelis. Die Beziehungen zwischen Juden und Arabern hätten einen neuen Tiefpunkt erreicht, sagte der Staatspräsident laut der Nachrichtenagentur „Jewish Telegraphic Agency“ (JTA). „Die Epidemie der Gewalt ist nicht auf einen Sektor begrenzt. Sie durchdringt jeden Bereich und überspringt keine Arena. Es gibt Gewalt in Fußballstadien wie in Akademien. Es gibt Gewalt in den sozialen Medien, im alltäglichen Diskurs, in Krankenhäusern und Schulen.“ Auch er selbst sei beschimpft worden, unter anderem auf seiner Facebook-Seite, so Rivlin.
Die Akademie könne eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Gewalt in der israelischen Gesellschaft spielen, erklärte Rivlin weiter. Sie könne ein Ort sein, „der eine neue Generation israelischer Bürger darauf vorbereitet, miteinander zu sprechen und vor allem gegenseitig zuzuhören“.

Juden und Araber lernen gemeinsam

Bildungsminister Schai Piron äußerte sich zuversichtlich darüber, dass Differenzen überwunden werden können. Als Beispiel nannte er seine eigene Familie: Sein Vater sei ein sephardischer Jude gewesen, politisch rechtsgerichtet; seine Mutter sei eine links eingestellte Aschkenasin gewesen. Ihm sei erst als Erwachsener bewusst geworden, in welchem Ausmaß solche Unterschiede Schaden anrichten können. Piron wies auf ein neues Projekt seines Ministeriums hin. Dabei lernen jüdische und arabische Jugendliche Seite an Seite die jeweils andere Tradition kennen.
Laut Jehuda Bauer, einem Professor für Holocaust-Studien an der Hebräischen Universität in Jerusalem, gibt es in Israel nur minimal Rassismus aufgrund von Hautfarbe. Rassismus im jüdischen Staat sei eher nationalistischer Natur.

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