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Rivlin: Deutsch-israelische Beziehung ist beispielhaft

BERLIN / JERUSALEM (inn) – Israel und Deutschland haben gemeinsam eine „unüberbrückbar scheinende Entfernung“ überwunden. Das schreibt der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin anlässlich des 50-jährigen Bestehens der diplomatischen Beziehungen. Bundespräsident Joachim Gauck würdigt die Freundschaft und Solidarität zwischen den beiden Staaten.
Sieht ein hohes Potenzial in den deutsch-israelischen Beziehungen: Reuven Rivlin
Israels Staatspräsident Reuven Rivlin sieht eine Parallele zwischen den 50 Jahren, die seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Deutschland verstrichen sind, und dem „Joveljahr“. Dieses ist auch als Jubeljahr bekannt und heißt konkret: Im 50. Jahr ruht die Bewirtschaftung des Landes. Allerdings hält der israelische Politiker in diesem Fall ein Innehalten nicht für angebracht. Das Jubiläum sei vielmehr der richtige Augenblick, „um zurückzublicken und über all das, was wir erreicht haben, nachzudenken – über die vielleicht manchmal unüberbrückbar erscheinende Entfernung, die wir überwunden haben, und über künftige Erfolge, die wir noch erleben werden“. Dies schreibt Rivlin in einer Sonderbeilage der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ zum 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, die am 12. Mai 1965 offiziell begannen. In dem Gastbeitrag hält das Staatsoberhaupt fest: „Das wohl Erstaunlichste an der umfassenden ökonomischen, politischen und sicherheitspolitischen Kooperation zwischen Israel und Deutschland ist sein krasser Gegensatz zur dunklen Geschichte des jüdischen Volkes in diesem Land. Unsere guten Beziehungen waren anfangs nicht absehbar, und es war schwer und kompliziert, diesen Weg zu beginnen. Die dunkle Geschichte des Nationalsozialismus und das ungeheure Ausmaß der Verbrechen seiner Anhänger, die niemals vergessen werden dürfen, hat es nahezu unmöglich gemacht, überhaupt irgendeine Art von Beziehung zu Deutschland aufzubauen.“ Die „starken, positiven und freundschaftlichen Beziehungen, auf die wir heute zurückblicken“, seien dadurch möglich geworden, „dass Deutschland Verantwortung für die Gräueltaten seiner Vergangenheit übernommen hat“. „Dadurch konnten wir die Entscheidung treffen, dass unsere Beziehung niemals als Kompensation für diese dunkle Geschichte, sondern als Basis für die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft dienen könnte. Unsere guten Beziehungen sind auf dem Fundament geteilter Werte von Demokratie und Freiheit gebaut“, ergänzt Rivlin. Der israelische Präsident merkt weiter an: „Aus der Asche der Vergangenheit und basierend auf den Werten, die wir teilen, arbeiten Israelis und Deutsche zusammen, um eine zerbrochene Welt zu heilen.“ Die Beziehung zwischen Israel und Deutschland sei „beispielhaft für die ganze Welt“. Das tiefe Bekenntnis zu gemeinsamen Werten helfe den beiden Ländern, sich vereint gegen das Erstarken von Fundamentalismus, Extremismus und Antisemitismus zu stellen. Das Jubiläum sei „keine Zeit zum Ausruhen, sondern eine Zeit des Wachstums und der Stärkung der Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen unseren Völkern“.

Gauck: Partnerschaft wird Bestand haben

Auch Bundespräsident Joachim Gauck kommt in der Sonderbeilage zu Wort. Er nimmt Bezug auf den ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer und den israelischen Staatsgründer David Ben-Gurion: „Zwei alte Männer, die zu viel Geschichte erlebt haben, um sich Illusionen zu machen, die aber auch genug Geschichte erlebt haben, um zu wissen, wie notwendig und wichtig ein neuer Anfang sein wird. Zwei tapfere, erfahrene Männer, die den Mut besaßen, sich und ihren Völkern einen gemeinsamen Weg zuzumuten – gegen teilweise erheblichen Widerstand in den eigenen Reihen.“ Nach der Scho‘ah sei es alles andere als selbstverständlich gewesen, „dass es zu dieser Geschichte kommen konnte und zu dieser stellvertretenden Begegnung der beiden Männer, die nichts ausklammern mussten aus der Vergangenheit – und die gerade deshalb entschieden nach vorne sehen wollten und konnten“. Mit Blick auf die israelische Armee merkt der Bundespräsident an: „Die Zukunft Israels musste sich als wehrhaft erweisen, sein Existenzrecht wurde und wird noch immer von einigen seiner Nachbarn bestritten. Und Deutschland wird als Freund an Israels Seite stehen – nun offiziell seit 50 Jahren.“ Gauck geht auf die vielfältigen Beziehungen zwischen den beiden Ländern ein, die sich etwa in Städtepartnerschaften, kirchlichen Gruppen oder dem Austausch im wirtschaftlichen Rahmen äußerten. „Viele Deutsche fahren gerne nach Israel, viele auch mehr als nur einmal. Und viele Israelis kommen nach Deutschland, es werden sogar immer mehr – und vor allem Berlin ist es, das gerade die jungen Leute anzieht.“ Der Bundespräsident fügt an: „Die Juden in Deutschland, die sich selbstverständlich zu ihrer deutschen Heimat bekennen, stehen genauso selbstverständlich – manchmal mit Hoffen und manchmal mit Bangen – an der Seite Israels. Mit ihnen allen hoffe ich auf eine gute und sichere Zukunft Israels. Unsere Freundschaft, unsere Partnerschaft, unsere brüderlich-schwesterliche Solidarität hat 50 gute Jahre hinter sich – unsere gemeinsame Geschichte geht weiter. Sie bleibt eine Partnerschaft, die weit mehr ist als ‚diplomatische Beziehungen‘ – und sie wird Bestand haben in guten und in schweren Zeiten.“ Auf Einladung von Gauck wird Rivlin von Sonntag bis Mittwoch auf Staatsbesuch in Deutschland sein. (eh)

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