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Rivlin: Babi Jar verpflichtet zur Erinnerung

Staatspräsident Rivlin hat im ukrainischen Parlament zum 75. Jahrestag des Massakers von Babi Jar an die über 33.000 ermordeten Juden erinnert. Er betonte aber auch die verbesserten diplomatischen Beziehungen zwischen Jerusalem und Kiew.
Staatspräsident Reuven Rivlin am Dienstag im ukrainischen Parlament
KIEW (inn) – Um des Massakers von Babi Jar zu gedenken, hat Israels Staatspräsident Reuven Rivlin am Dienstag zum 75. Jahrestag im ukrainischen Parlament gesprochen. Die Rede war Bestandteil von Rivlins Staatsbesuch in der Ukraine, teilte das israelische Außenministerium mit. Die Nationalsozialisten ermordeten 1941 binnen zweier Tage 33.000 Juden in der Kiewer Schlucht Babi Jar. Dies gilt als größte einzelne Mordaktion an jüdischen Menschen im Zweiten Weltkrieg. „Das Blut unserer Brüder und Schwestern, das damals vergossen wurde, verpflichtet uns zum Erinnern. Gleichzeitig erinnert es die Welt nicht nur an die Gefahren des Antisemitismus, sondern auch an die Gefahren des Hasses und des Rassismus“, sagte Rivlin in der Sondersitzung des ukrainischen Parlaments. „Während wir die Vergangenheit betrauern, müssen wir auch über die Gegenwart sprechen und in die Zukunft schauen.“

Zwei Sünden geschahen in Babi Jar

„Jedes Jahr begehen wir in Israel und auf der ganzen Welt den Holocaust-Gedenktag, indem wir die Namen der Opfer verlesen“, sagte Rivlin. Aber es gebe so viele Namen, die trotz großer Bemühungen niemals herauszufinden seien. „Viele Juden, die in Babi Jar ermordet wurden, haben auch keine Namen.“ Das israelische Staatsoberhaupt ergänzte: „Zwei Sünden geschahen in diesem Tal. Die erste war der Mord und die Vernichtung, die zweite aber war die Verheimlichung und die Zerstörung der Erinnerungen.“ Die zweite Sünde sei genauso systematisch durchgeführt worden wie die erste. Rivlin erinnerte auch an die zahlreichen Ukrainer, Rumänen und nicht-jüdischen Gruppen, die von den Nazis in der Folgezeit nahe Kiew hingerichtet wurden. Seit mehr als 1.000 Jahren lebten jüdische Menschen in der Ukraine, betonte der Staatspräsident. Hier sei eine Bastion der jüdischen Weltkultur entstanden. Zwei der wichtigsten modernen jüdischen Bewegungen seien hier gewachsen und erblüht: der Chassidismus und der Zionismus. Der Chassidismus ist eine mystisch-religiöse Strömung im Judentum, die im 18. Jahrhundert in Osteuropa entstand. Die Gründungsfigur war der Wunderheiler und Charismatiker Israel Ben Elieser Baal Schem Tov, der 1760 starb.

Rivlin denkt an Peres

Dass der am frühen Mittwochmorgen verstorbene israelische Präsident Schimon Peres auch ein großer Freund der Ukrainer war, vergaß Rivlin nicht zu erwähnen. Peres habe verstanden, wie wichtig es sei, die Bündnisse zwischen den beiden Staaten zu verstärken. Bei Peres‘ letztem Ukraine-Besuch habe dieser noch an einer Verbesserung der Handlungsbeziehungen gearbeitet. Zum Zeitpunkt der Rede befand sich Peres bereits in einem kritischen gesundheitlichen Zustand, und Rivlin sandte seine Gebete und Gedanken an den Amtsvorgänger. Rivlin, der sich während seines Staatsbesuchs auch mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko traf, freute sich über die seit fast 25 Jahren währenden diplomatischen Beziehungen zwischen Jerusalem und Kiew. Er lobte auch die verbesserten Beziehungen zu Israel unter der aktuellen Regierung. „Die Ukraine zeigt durch ihre Taten und Worte ihren innigen Wunsch nach Wechsel und Reformen“, sagte Rivlin. Trotz Wirtschafts- und Sicherheitsproblemen werde die Demokratie stolz verteidigt. Bei seinem Staatsbesuch hatte der israelische Staatspräsident am Morgen einen Kranz am Grab des unbekannten Soldaten in Kiew niedergelegt. (mm)

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