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Reste einer 2.500 Jahre alten Karawanserei gefunden

Bei Ausgrabungen in der Negev-Wüste entdecken israelische Forscher eine reiche Vielfalt an Artefakten. Schmuck, bunte Steine und Amulette deuten auf den Stützpunkt einer Handelskarawane hin. Auch Frauen wurden hier offenbar gehandelt.
Von Jörn Schumacher

BE’ER SCHEVA (inn) – Forscher der Israelischen Altertumsbehörde haben im Süden Israels einen sensationellen Fund an Schmuck, Werkzeugen und Gefäße sowie Dutzende Gräber freigelegt. Die Grabanlage stammt offenbar aus der Zeit zwischen dem 7. und dem 5. Jahrhundert vor Christus. Die Experten sprechen von einer einzigartigen Fundstätte in der Nähe der Kreuzung Tlalim. Sie glauben, dass der Fund die Geschichte von Handelskarawanen aus Arabien erzählt, die hier vorbeikamen, und sogar von Karawanen aus dem weit entfernten Jemen.

„Diese einzigartige Konzentration von Feuerstein-Artefakten, die an dieser Stelle freigelegt wurden, ist beispiellos in Israel“, sagte Jacob Vardi, Experte für Feuersteinwerkzeuge bei der Altertumsbehörde. „Die einzigen Quellen dafür, die wir kennen, sind Jemen und Oman.“ Auf einigen der Artefakte fanden die Forscher Spuren von rotem Ocker – eine Substanz, die in alten Kulturen als Symbol für Blut und für andere dekorative Zwecke verwendet wurde. „Das Vorhandensein von Ocker auf diesen Pfeilspitzen könnte auf ihre religiöse oder kultische Bedeutung und ihren besonderen Wert hinweisen.“

Martin David Pasternak, Ausgrabungsleiter, und die leitende Forscherin Tali Erickson-Gini von der Israelischen Altertumsbehörde teilten mit: „Die Entdeckung ist einzigartig und weist auf einen weitreichenden kulturellen Austausch zwischen Süd- und Nordarabien, Phönizien, Ägypten und Südeuropa hin.“

In den beiden freigelegten Gräbern gebe es eine reiche Vielfalt an Fundstücken, darunter Kupfer- und Silberschmuck, Alabaster-Artefakte zur Herstellung von Weihrauch, Hunderte von Perlen aus verschiedenen bunten Steinen und seltene Arten von Muscheln. Hinzu kommen ein Amulett in der Form des ägyptischen Gottes Bes und Alabastergefäße, die zum Transport von Weihrauchharzen aus Südarabien verwendet wurden.

Die Dutzenden von Gräbern an der Stätte lassen laut den Forschern zwei Möglichkeiten zu: Erstens, dass der Ort über Generationen hinweg als Bestattungsort für vorbeiziehende Handelskarawanen genutzt wurde, oder dass die Gräber für eine Massenbestattung von Angehörigen einer Karawane errichtet wurden, die angegriffen wurde.

„Die Gräber wurden nicht in der Nähe von Städten, Siedlungen oder Festungen gefunden, die ihre Anwesenheit erklären könnten“, erklärten die Forscher. Allerdings lägen die Funde an einer zentralen Kreuzung von Straßen, die durch das Negev-Hochland nach Arava führen.

Negev war Durchgangsort für internationale Reisende

Die Überreste stünden offenbar mit den Händlern aus Südarabien in Verbindung, die für ihre Fernreisen bekannt waren und unter anderem mit Weihrauch und Myrrhe handelten. „Natürlich hätten diese Reisen unter schwierigen Umständen wie Klima, Gefahr durch Räuber und anderen Herausforderungen Monate gedauert.“

Pasternak und Erickson-Gini fügten hinzu: „Dies ist eine der interessantesten Stätten, die wir je gefunden haben. Die Strukturen und die Vielfalt der Funde belegen unser Verständnis, dass der Negev mehr als nur ein Durchgangsort für internationale Reisende war – er war ein lebhafter Treffpunkt von Kaufleuten und Kulturen.“

Bestimmte Artefakte deuteten darauf hin, dass viele der Verstorbenen Frauen waren, sagen die Experten. Daher sei es möglich, dass die Handelskarawanen Menschenhandel betrieben.

Texte von Händlern aus dem Jemen in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends vor Christus beschrieben den Kauf von Frauen, unter ihnen solche aus Gaza, Ägypten, Griechenland, Moab und Edom. Eine im Jemen entdeckte Inschrift listet 30 Frauen auf, die in der Stadt Gaza gekauft wurden. Weiterer Beweis für die Anwesenheit von Frauen ist ein Amulett des ägyptischen Gottes Bes. Dieser Gott war dafür verantwortlich, Frauen und Kinder vor Schaden zu bewahren.

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5 Antworten

  1. Interessant. Vor allem für die westlich orientierte, emanzipierte Frau von heute. Vor 2500 Jahren wäre sie vielleicht Handelsware gewesen. Rustikale Sitten, rustikale Götter, man braucht gar nicht viel Phantasie, um sich solche Gesellschaften vorzustellen, im Gegenteil. So manche quicklebendige Volksgruppe müsste sich eigentlich fragen, ob sie sich überhaupt wesentlich davon unterscheidet.

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    1. Otto, leider gibt es auch heute noch Frauenhandel, z.B. in Asien. Den Mädchen aus armen Familien wird eine Stelle mit gutem Verdienst im Ausland versprochen, dann werden sie aber in ein Bordell verschleppt. Traurig!(Aber das betrifft jetzt natürlich nicht Israel.)

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    2. Den Frauenhandel gibt es heute leider immer noch: Siehe Gaza-Streifen. Dort gibt es verschleppte und versklavte jesidische Frauen. Darüber wurde erst im vergangenen Jahr berichtet.

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  2. Funde sicher interessant. Wobei Frauenhandel? Nein, danke. Bei Letzterem hat sich wenig getan.
    Arab. Männer dürfen mehrere Frauen heiraten, Kinder- Mädchen werden verheiratet. Das ist unfassbar über all die Jahrhunderte hinweg. Ohne Frauen gäbe es keine Männer !!!!!!!! 30 Frauen aus Gaza gekauft? OT: Wir waren in Ägypten. Pyramiden usw. Irgendwie war das mystisch, gruselig, all diese Götter…..Mumien, sorry, vom Text ab die Gedanken.

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  3. Das ist ein spannender Artikel voller tragischer Geschehnisse. Ich denke an Josef , der diesen schweren Weg gehen musste, per Karawane. Wie wird er gelitten haben ? Doch Gott hat ihn im Gefängnis gesehen und durch seinen Gehorsam und seine Hingabe wurde er belohnt und stieg in Ägypten zum Herrscher auf, war weise und besonnen und gerecht zu den Menschen. Ein gesegneter Mann.

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