ALICANTE (inn) – Hochrangige Vertreter der wichtigsten Religionsgemeinschaften in Israel, dem Westjordanland und dem Gazastreifen haben sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen Hetze ausgesprochen. Bei dem „Spanischen Gipfeltreffen für Religionsfrieden im Nahen Osten“ am Montag und Dienstag in der südspanischen Küstenstadt Alicante betonten sie, „dass unsere beiden Völker verantwortlich sind für das gemeinsame Schicksal, und dass die drei Religionen verantwortlich sind, ein friedvolles Zusammenleben herzustellen“.
Israels aschkenasischer Oberrabbiner David Lau unterzeichnete das Dokument zusammen mit Scheich Hamad Abu Dabes, dem Leiter des Südzweigs der „Islamischen Bewegung“, die die Religiosität arabischer Israelis stärken will. Zu den Unterzeichnern gehören auch christliche Vertreter wie der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Bischof Munib Junan. Junan hatte auch das umstrittene „Kairos-Palästina-Dokument“ aus dem Jahr 2009 unterzeichnet, das die israelische Besatzung als „Sünde“ ansieht.
Der Verband „Mosaica-Initiative für Religionsfrieden“ hat das Treffen in die Wege geleitet. Die spanische Regierung unterstützte des Vorhaben. Hinter der Initiative steht vor allem Rabbi Michael Melchior, der unter anderem stellvertretender israelischer Außenminister war und sich für das friedliche Zusammenleben der Religionen einsetzt.
Zu den Unterzeichnern zählen weitere Mitarbeiter von „Mosaica“, darunter Scheich Imad Faludschi, einer der Gründer der „Issadin-al-Kassam-Märtyrer-Brigaden“, des militärischen Zweigs der islamistischen Hamas. Ebenfalls unterschrieben hat Scheich Raed Badir, ein Rechtsgelehrter und Mitglied im südlichen Zweig des Palästinensischen Religionsrates. Sowohl Faludschi als auch Badir arbeiten als Leiter in zwei von vier „Adam“-Zentren, die die Anliegen von „Mosaica“ umsetzen.
Hoffen auf Paradigmenwechsel
Gegenüber der Tageszeitung „Jerusalem Post“ sagte Melchior, dem Gipfel seien Monate an Vorbereitungen vorausgegangen. Die gemeinsame Erklärung nannte er einen „historischen ersten Schritt“. „Wenn Leute zum ersten Mal zusammenkommen, herrscht viel Skepsis. Aber dass wir uns auf ein gemeinsames Dokument einigen konnten, ist eine große Errungenschaft.“ Melchior betonte weiter, frühere Friedensinitivativen hätten die Religionen außen vor gelassen. Doch Religion spiele im Leben der Menschen eine große Rolle, deswegen seien die Initiativen zum Scheitern verurteilt gewesen. Melchior hofft nun auf einen „Paradigmenwechsel“ durch die gemeinsame Erklärung.
Bei dem Gipfeltreffen riefen die Beteiligten auch einen Ausschuss ins Leben, der auf die Umsetzung der Erklärung achten soll. Unter anderem wenden sich die Unterzeichner gegen Hetze und werben für Verständnis füreinander. „Wir verpflichten uns, zukünftige Generationen dazu zu erziehen, sich wechselseitig zu achten.“ Als Religionsführer trügen sie eine „besondere Verantwortung“, etwas zum erwünschten Frieden beizutragen. Die Unterzeichner rufen die israelische und die palästinensische Führung zu einer Lösung auf, „die das Recht zweier Völker anerkennt, in Würde zu leben“. (df)Treffen bei Rivlin: Israelische und palästinensische Religionsführer gegen Gewalt (inn)
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