Der größte Teil der Immigranten kam aus Frankreich (7.350). Das waren 10 Prozent mehr als im Vorjahr. An zweiter Stelle folgte die Ukraine. Aus dem kriegsgebeutelten Land wanderten rund 6.900 Juden nach Israel ein – etwa 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Als Grund für den Exodus französischer Juden wird die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich angenommen, aber auch der wachsende Antisemitismus sowie die steigende Bedrohung durch islamistischen Terror. In der Ukraine sorgten der von Russland unterstützte Bürgerkrieg und ein daraus resultierender wirtschaftlicher Verfall für die wachsende Bereitschaft ukrainisch-stämmiger Juden für die Auswanderung.
Auch aus Russland kamen mit 5.900 Immigranten 23 Prozent mehr als im Vorjahr, aus den USA kamen 3.600 „Olim“, wie Neueinwanderer in Israel genannt werden. Die vorwiegend liberale jüdische Gemeinschaft in Russland beobachte die zunehmend autoritäre Politik aus Moskau und den steigenden Druck auf oppositionelle Gruppen mit Sorge, berichtet die Tageszeitung „ Jerusalem Post“. Viele der russischstämmigen Immigranten kehrten jedoch nach Russland zurück, sobald sie in Besitz der israelischen Staatsbürgerschaft seien, sagte Boruch Gorin von der „Föderation jüdischer Gemeinden in Russland“.
Joel Rubinstein, Gründer der „Belgischen Liga gegen Antisemitismus“ in Brüssel, bezeichnet die Entwicklung als „gute Neuigkeiten für Israel“ und „schlechte Neuigkeiten für Europa“, da es seine jüdischen Gemeinschaften auf lange Sicht verlieren könnte: „Ich persönlich befürchte, dass wir die letzte Generation einer bedeutenden jüdischen Gemeinschaft in Europa erleben. Immer mehr junge europäische Juden wandern aus, sobald sie 18 werden. Die Hauptziele sind Israel, die USA und Kanada. Sie haben das Gefühl, in Europa als Juden keine Zukunft zu haben“. Am kommenden Sonntag endet das jüdische Kalenderjahr 5775. Für das neue Jahr wird ein weiterer Anstieg der Einwanderungszahlen erwartet. (jus)