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Regierung erklärt Bnei Brak zum Sperrgebiet

Staatsquarantäne und Sperrgebiete: Die Regierung greift zu weiteren Maßnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. In Jaffa kommt es zu Unruhen. Und die Fluggesellschaft El Al bricht einen Rekord.
Eingeschränkter Verkehr: Bnei Brak gilt aufgrund der großen Zahl der Infekte als Sperrgebiet

JERUSALEM (inn) – Die israelische Regierung hat im Kampf gegen das Coronavirus am Donnerstag weitere Maßnahmen beschlossen. Dazu gehören staatlich organisierte Quarantänelager. Dort sollen Menschen unterkommen, die keine Möglichkeit für die vorgeschriebene zweiwöchige Selbstisolation haben – seien es Einreisende oder im Land lebende Menschen. Bezirksärzte sollen befugt sein, betreffende Personen in die „Staatsquarantäne“ zu verweisen.

Die Zahl der bekannten Corona-Infektionen ist indessen auf 7.030 gestiegen. 170 der Betroffenen befinden sich in kritischem Zustand, 95 werden beatmet. Am Freitag sind bis zum Nachmittag zwei weitere Personen mit Infekt gestorben; deren Zahl liegt nun bei 39.

Soldaten verteilen Vorräte

Als weitere Maßnahme behält sich die Regierung vor, Wohngegenden mit besonders vielen Fällen zu Sperrgebieten zu erklären. Das bedeutet etwa, dass der Aus- und Eingang in ein solches Gebiet beschränkt wird. Inzwischen gilt die vorwiegend von Ultra-Orthodoxen bewohnte Stadt Bnei Brak bei Tel Aviv als Sperrgebiet. Dort häufen sich die Infektionen; Gesundheitsexperten vermuten, dass sich inzwischen 75.000 oder 38 Prozent der Einwohner infiziert haben.

In dem Ort mit knapp 200.000 Einwohnern hat derweil auch die Armee damit begonnen, Ältere in von der Armee betriebene Quarantänelager zu bringen und Vorräte an die Menschen dort zu verteilen. Im ganzen Land sind nach nach Militärangaben 12.000 Soldaten im Einsatz, um bei der Bewältigung der Corona-Krise zu helfen.

Regelverstöße bei Ultra-Orthdoxen

Die ultra-orthodoxe Gemeinschaft in Israel tut sich schwer mit den von der Regierung angeordneten Corona-Regeln. In Bnei Brak soll der 92-jährige Rabbi Chaim Kanievski noch in den vergangenen Tagen insgeheim Gebetsrunden mit mindestens zehn Teilnehmern durchgeführt haben. Dabei hatte er Ende März verlautbaren lassen, dass sich alle Ultra-Orthodoxen an die Regierungsregeln halten sollen. Kanievsky ist der ranghöchste Rabbi der ultra-orthodoxen Gemeinschaft in Israel.

Andere ultra-orthodoxe Rabbis halten sich laut einem Bericht der Zeitung „Yediot Aharonot“ tatsächlich an die Anordnungen. So habe der geistliche Leiter der Schass-Partei, der 88-jährige Schalom Cohen, seine Tür mit dem Hinweis versehen, dass öffentliche Gebete vorerst verschoben sind.

Kritik an Polizeieinsatz

Unterdessen ist es in Jaffa auf Straßen zu Randalen gekommen. Am Mittwoch hatte die Polizei einen Araber verhaftet, der gegen die Regierungsanordnungen verstieß. Daraufhin setzte laut Polizei eine „große Zahl“ von Arabern Mülltonen und Reifen in Brand. Vier wurden verhaftet. Am Donnerstag gingen die Randalen weiter. Dabei erlitten zwei Feuerwehrmänner leichte Verletzungen. Die Polizei konnte die Gruppe schließlich auseinandertreiben.

Der Vorsitzende des Araberausschusses in der Knesset, Muhammad Barakeh, kritisierte den Einsatz der Polizei in Jaffa als „brutal“ und forderte eine Untersuchung. Zugleich rief der Politiker des arabischen Parteienbündnisses „Vereinigte Liste“ alle Einwohner Jaffas dazu auf, sich an die Corona-Regeln zu halten und sich nicht zu versammeln, „auch wenn die Wut groß ist“.

Rekordflug mit Gestrandeten

Die Fluggesellschaft El Al bringt weiter im Ausland Gestrandete nach Israel. Am Freitagmorgen kamen 183 Israelis aus Neuseeland und Australien an. Der Flug vom australischen Perth ohne Zwischenstopp gilt mit 17:20 Stunden als der längste der israelischen Luftfahrt. Die Bordmannschaft bestand aus 19 Personen, darunter acht Piloten.

Der erste kommerzielle Direktflug von Australien ging bereits am Dienstag vergangene Woche innerhalb von 17 Stunden über die Bühne. Der Direktflug ist eigentlich Teil eines neuen Angebots der El Al. Die Premiere nutzten aber vor allem Israelis, die angesichts der Corona-Krise heimkehren wollten. Zwei Tage später setzte die El Al alle kommerziellen Flüge aus; die Rückholaktionen geschehen im Auftrag des Staates.

Von: df

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