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Raubkunst restituiert

JERUSALEM (inn) - Eine Zeichnung des aus der Schweiz stammenden Künstlers Paul Klee, "Schleiertanz" aus dem Jahr 1920, wurde vom Jerusalemer Israel-Museum an die Erben des ursprünglichen Besitzers erstattet. Die Zeichnung galt in den fünfziger Jahren als Raubgut, das die Nazis von Juden oder jüdischen Gemeinden in Europa beschlagnahmt hatten.

Nach dem Weltkrieg hat die Jüdische Restitutions-Nachfolger-Organisation (JRSO) dem Vorläufer des Israel Museums die geraubten Kunstwerke aus jüdischem Besitz treuhänderisch zur Aufbewahrung übergeben. Nachforschungen des deutschen Restitutionsexperten Jost von Trott zu Solz ergaben, dass die Zeichnung von 1932 bis 1941 rechtmäßiger Besitz des jüdischen Unternehmers und Kunstsammlers Harry Fuld aus Frankfurt war.

Fuld deponierte 1937 Klees „Schleiertanz“ und andere Kunstwerke bei der Transportfirma von Gustav Knauer. Er floh wegen der Nazi-Verfolgung und hatte die Absicht, seinen zurückgelassenen Besitz nach England zu bringen. Doch 1941 verabschiedeten die Nazis ein Gesetz, wodurch jüdische Bürger, die Deutschland verlassen hatten, ihre deutsche Staatsangehörigkeit und ihren Besitz verloren. Fulds Kunstsammlung wurde vom Dritten Reich beschlagnahmt. Ab 1948 wurde versucht, die rechtmäßigen Besitzer der geraubten Kunstwerke zu ermitteln.

Die jetzt ermittelte Erbin des Kunstsammlers, dessen Haushälterin Gita Gisela Martin, hat Klees „Schleiertanz“ der Organisation „Roter Davidstern“ in Großbritannien vermacht, einem Pendant des Roten Kreuzes. Zuvor schon wurde ein Matisse-Gemälde aus dem Besitz des Frankfurter Unternehmers Fuld an Martin übergeben.

Das Israel-Museum trennt sich „mit Bedauern“ von der seit 45 Jahren ausgestellten Klee-Zeichnung, will aber gleichzeitig als Vorbild in der Welt dienen für Museen, die geraubte Kunstwerke an ihre rechtmäßigen Besitzer erstatten, sagte Museumsleiter James Snyder.

So wurden zwei römische Goldmedallions an ein Museum in Polen zurückgegeben. Ebenso wurden Bilder und Kohlezeichnungen von Degas und Pissaro an die Erben von Holocaustopfern zurück gegeben, aber als Langzeitanleihen im Israel-Museum belassen. Um die Besitzer geraubter Kunst zu finden, hat das Museum eine eigene Homepage im Internet eingerichtet.

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