SDEROT (inn) – Eine Kassam-Rakete ist am Sonntag in einem Klassenzimmer in der israelischen Stadt Sderot eingeschlagen. Weil die Schüler gerade in einem anderen Teil der Schule am Morgengebet teilnahmen, wurde jedoch niemand verletzt.
„Wir waren beim Gebet und hörten ein Pfeifen, aber keine Explosion“, erzählte ein Schüler gegenüber der Tageszeitung „Jediot Aharonot“. „Im Gebetssaal brach eine Panik aus, und wir rannten schnell ins Klassenzimmer. Dort sahen wir die Rakete, sie war fast vollständig, offenbar war sie nicht explodiert.“ Ein Elftklässler fügte hinzu, sie hätten die Sirene gehört. Doch weil sie sich daran gewöhnt hätten, seien sie nicht in die dafür vorgesehenen Schutzräume gegangen. Er wisse nicht, wie die Schüler in den Abiturprüfungen erfolgreich sein sollten, „wenn man die ganze Zeit befürchtet, dass vielleicht eine weitere Rakete auf einen fällt“.
Minister besuchen Sderot
Am Montag sahen sich Verteidigungsminister Amir Peretz, der in Sderot lebt, und Bildungsministerin Juli Tamir den Schaden an der Schule an. „Ich bin Verteidigungsminister, aber als Bewohner der Stadt werde ich es, gemeinsam mit dem Bürgermeister, nicht zulassen, dass jemand uns in Panik versetzt“, sagte Peretz. „Das ist eine nationale Aufgabe, die ich erfülle. Diesmal stand das Glück auf unserer Seite, aber das hätte auch anders enden können, mit vielen Verletzten.“
Der Minister drückte Unterstützung für die Bürger von Sderot aus. Anschließend wandten sich viele von ihnen, darunter Eltern und Lehrer, an ihn mit der Bitte, ihnen ihr „Leben zurückzugeben“. Sie forderten einen besseren Schutz für Bildungseinrichtungen in der raketengeplagten Wüstenstadt. Ein Lehrer, der die Schüler am Sonntag aufgefordert hatte, nach dem Gebet noch zwei Minuten vor dem Klassenzimmer zu warten, sagte: „Wir haben ein großes Wunder erlebt, und das dank des Gebets. Das ist die Botschaft, die wir vermitteln wollen – die zwei Minuten gestern waren kein Zufall. Gleichzeitig warten wir auf eine Reaktion. Wir bitten und fordern, dass wir nicht erneut in eine derartige Situation geraten.“
Kritik vom Bürgermeister
Bürgermeister Eli Mojal übte zum wiederholten Mal Kritik an der Regierung. „Die Öffentlichkeit hat diese Situation satt, und die Lösung liegt nicht in Schutzmaßnahmen“, sagte er nach seinem Treffen mit Peretz. „Man muss gegen den zentralen Faktor kämpfen, und das ist der Terror, der sich auf der anderen Seite befindet. Die Regierung geht damit nicht richtig um, Mitleid bringt nichts. Wir wollen keine Kuppel über ganz Sderot haben.“
Unterdessen bewilligten die Ministerien für Verteidigung und Finanzen gut neun Millionen Euro für den Schutz der Schulen in der Nähe des Gazastreifens. Dieses Geld gehöre zum Haushalt für 2007.