„Radio Abraham“ bringt Frieden in die Wohnzimmer

Ein neues Radioprogramm bringt den versöhnlichen Geist der „Abraham-Abkommen“ zwischen Israel und arabischen Ländern auf eine gesellschaftliche Ebene. Rund um die Uhr sendet „Radio Abraham“ Friedensbotschaften an seine Zuhörer.
Von Israelnetz

WASHINGTON (inn) – Die Abraham-Abkommen haben seit dem Jahr 2020 gezeigt, dass der Bruch zwischen Israel und der arabischen Welt nicht unüberbrückbar ist. Was auf politischer Ebene möglich ist, spiegelt sich jedoch nicht unbedingt in den Gesellschaften der jeweiligen Länder wider. Als Kontrastpunkt zu schlechten Nachrichten betont „Radio Abraham“ 24 Stunden am Tag Möglichkeiten, Erfolge und das Verbindende aus Religion, Kultur und Politik.

Die Idee

Die Idee hinter dem internetbasierten Radio stammt von dem marokkanisch-stämmigen US-Amerikaner Ahmed Charai. Er initiierte zuvor bereits eine marokkanische Wochenzeitung und ebendort ein Rundfunknetzwerk sowie eine arabischsprachige Zeitung. Durch die Schaffung von Plattformen und seine eigene starke Präsenz in arabischen und israelischen Medien setzt er sich für eine bessere Verständigung zwischen Israel und arabischen Ländern ein.

Radio Abraham soll die Lücke zwischen Menschen und Regierungen schließen und ein kontinuierliches Engagement auf gesellschaftlicher Ebene ermöglichen. Denn Frieden liegt laut Charai nicht nur in der Verantwortung von Regierungen. Er sei vielmehr ein „kollektives Unterfangen, das die Beteiligung aller Bereiche der Gesellschaft“ erfordere.

Das Programm

Das Radioprogramm soll es Menschen unterschiedlichen Glaubens ermöglichen, sich im Geiste der Abraham-Abkommen über gemeinsames Erbe, Traditionen und Bestrebungen zu verbinden. In Zweistundentaktung ist das Programm unterteilt in Themen wie „Heilige Stätten“, „Marokkanische Wurzeln“, „Stimmen des Friedens“, „Arabisch-jüdische Musik“ und „Zeremonien und Traditionen“.

Radio Abraham will den Reichtum der Traditionen des Nahen Ostens und Nordafrikas abbilden und erinnert das Publikum 24 Stunden am Tag an das gemeinsame kulturelle Erbe von Juden und Muslimen. Die Betonung liegt auf Gemeinsamkeiten in Musik, Literatur und Küche. Der Programmpunkt „Heilige Stätten“ führt die Zuhörer an Orte jüdischen Lebens in der islamischen Welt, wie Synagogen, Stadtviertel oder Friedhöfe.

Rolle der arabischen Juden

Das Radioportal soll die Stimme der arabischstämmigen Juden, der Misrachim, verstärken. Charai sieht sie als Brückenbauer mit bislang verkanntem Potential. Obwohl Israel die „zentrale Bedeutung des misrachischen Erbes für die jüdische Identität“ erkannt habe, fehle es an Plattformen, die diesem Erbe Ausdruck verliehen.

Die Vorfahren der heutigen Misrachi-Juden in Israel lebten und arbeiteten Jahrhunderte lang neben ihren muslimischen Nachbarn. Metropolen der islamischen Welt wie Bagdad waren sichtbar jüdisch geprägt. Der jüdische Einfluss auf die Sprache, Küche, Musik und den Handel ist stellenweise bis heute erkennbar. „Radio Abraham“ soll ihre Geschichten als verbindendes Element in den Fokus rücken.

Ausbaufähig

Das Radio sendet auf Arabisch, Hebräisch und Englisch, jeweils ohne Übersetzung. So bekommen die meisten Zuhörer minutenlange Redebeiträge zu hören, die sie nicht verstehen können. Abhilfe schafft bislang nur die Videodarstellung auf anderen Kanälen wie YouTube und Instagram, wo die Beiträge mit Untertiteln versehen sind. Die Reichweite lässt sehr zu wünschen übrig: Die meisten Follower hat „Radio Abraham“ auf Instagram: Es sind derzeit 251. Auf X, wo der Sender bereits seit Dezember 2023 ein Konto hat, sind es nicht einmal 100. Die Aufrufe liegen im Durchschnitt nur im zweistelligen Bereich.

Charai, dem es weder an Vision noch an Erfahrung mangelt, ist zuversichtlich: „Diese Initiative läutet eine neue Ära der regionalen Zusammenarbeit ein“, sagt er. „Sie reißt Barrieren nieder, fördert wirtschaftliche Partnerschaften und stärkt die kulturellen Bindungen zwischen Juden, Arabern und Muslimen. Radio Abraham wird als dynamisches Forum dienen.“ (cs)

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8 Antworten

  1. Juden haben immer versucht sich mit Muslimen zu verständigen. Eine Einbahnstraße? Leider Ja.

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  2. Danke für diese kleine hoffnungsvolle Stimme.
    Ich hoffe, bete, dass Menschen auf diese Stimme aufmerksam werden, das Potential darin erkennen und Radio Abraham wachsen kann, um mehr Menschen zu erreichen.
    Ich bete, dass es dadurch zu Verständigung und letztlich zu mehr Frieden kommt.

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  3. Die Sache hat einen Schönheitsfehler. Es gibt keine arabischen Zivilgesellschaften, sondern nur autoritäre Stammeszugehörigkeiten ohne demokratische Strukturen. Man kann auch sagen, allen Arabern wird ein positives Verständnis von Juden von oben strikt untersagt. Durch Indoktrination in der Schule, Uni, im alltäglichen Leben, durch strikte religiöse Vorschriften. Die Obrigkeit ordnet an, der Muslim gehorcht. Das Gegenteil einer demokratischen Gesellschaft, die ihre Kräfte aus Verantwortungsgefühl für sich und Andere bezieht. Alle muslimischen Staaten um Israel leben im Mittelalter, sehr weit von jeglicher Aufklärung entfernt, von Demokratie sowieso. Nun ausgerechnet auf religiösem Terrain eine Brücke schlagen zu wollen, mag ein positives Zeichen sein, ist aber völlig sinnlos. Im Koran steht doch, dass man Juden umbringen soll. Der Koran ist nicht gleichnismäßig wie die Bibel für säkularisierte Christen zu verstehen, sondern wortwörtlich. Was gibt es da noch zu sagen?

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    1. @Klaus (Gavriel)

      Ich habe davon gelesen, dass bei jeder Eskalation wieder Ablehnung durch Muslime kommt, die alten Feindbilder gesehen werden, wo vorher Verständigung, ein Nebeneinander und eine Art von Stehenlassenkönnen oder Freundschaft war.
      Das ist so.
      Nur, wenn man nicht versucht Brücken zu bauen, wird es auch keine ruhigeren Zeiten geben können. So sehe ich das.
      Suchet den Frieden und jaget ihm nach. Das ist etwas, was man mit diesem Projekt versucht, denke ich.
      Und Gemeinsamkeiten zu suchen und sehen zu wollen, kann da helfen.
      Vielleicht kommen Muslime dann, wenn sie mal von ihrer Gesellschaft getrennt sind, wieder auf die Gemeinsamkeiten zurück und wollen die Juden nicht mehr umbringen?
      Sie schreiben, es sei sinnlos. Das glaube ich nicht, auch wenn wir vielleicht keine Erfolge zu sehen bekommen.
      Shalom

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  4. Danke für den Bericht. Radio Abraham ist eine gute Idee, und solche Ideen müssten auch in Deutschland Realität werden. Bald wird der Nahe Osten in manchen Regionen friedlicher sein als in Deutschland.
    Hier ist Vieles einseitig GEGEN Israel.

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