Die Massen, hauptsächlich Männer, Kinder und nur wenige Frauen, versammelten sich im ultra-orthodoxen Viertel Mea Schearim auf dem „Schabbat“-Platz, um Teitelbaum zu hören. Über den Platz waren Banner gespannt, auf denen Verse aus der Torah zu lesen waren. Auf Schildern befanden sich Hinweise darauf, dass die Teilnahme an den Wahlen laut der Torah verboten sei. Der Rabbiner war mit rund 2.000 Anhängern aus den USA und Europa angereist. Anlass für seinen Besuch ist die Hochzeit einer Enkeltochter.
Teitelbaum, der seine Rede auf Jiddisch hielt, forderte die Anwesenden laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“ auf, sich nicht an den Wahlen zu beteiligen. Er erinnerte an sein Versprechen, jedem 100 Dollar zu zahlen, der auf das Wahlrecht verzichte. Wer die Belohnung erhalten möchte, muss für die Dauer des heuten Wahltages seinen Ausweis und Führerschein bei einem Satmar-Vertreter hinterlegen.
„Die Krankheit des Zionismus hat sich ausgebreitet und muss mit allen möglichen Mitteln bekämpft werden“, wird Teitelbaum von der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ zitiert. Und weiter: „An jedem Platz, an dem die Zionisten angekommen sind, haben sie eine schreckliche Zerstörung angerichtet.“ In der Torah gebe es „kein strengeres Verbot als das zur Teilnahme an den Wahlen“. Die Idee des Zionismus bezeichnete der Rabbi als Ketzerei. Die Regierung sei eine Revolte gegen Gott, „und diejenigen, die der Regierung helfen, sind ein Teil davon, Zubehör“.
Lieber Gefängnis statt Wehrdienst
Teitelbaum sprach sich außerdem gegen den Dienst ultra-orthodoxer Juden in der Armee aus. „Jeschiva-Studenten sollten lieber ins Gefängnis gehen, als Kompromissen zuzustimmen. Die wirklichen Kämpfer sind diejenigen, die auf staatliche Unterstützung verzichten und bereit sind, in Armut zu leben.“
Während der Veranstaltung warfen Vertreter der streng-religiösen Partei „Vereinigtes Torah-Judentum“ von einem Dach Flugblätter über den Massen ab, um gegen den Wahlboykottaufruf zu demonstrieren.
Satmar ist eine streng anti-zionistische chassidische Gruppe mit weltweit etwa 150.000 Anhängern. In ihren Augen ist jede Interaktion mit dem Staat Israel verboten, da dieser vor der Ankunft des Messias von Menschen gegründet wurde. Organisiert wurde die Demonstration von Satmar und der ähnlich anti-zionistischen ultra-orthodoxen Jerusalemer Gemeinschaft „Edah Haredit“.
Zahlreiche Rabbiner in Israel hatten unterdessen in den jüngsten Tagen immer wieder zum Urnengang aufgerufen. Rabbi Aharon Leib Schteinman aus Bnei Brak, Anführer der nicht-chassidischen Haredim, hat seine Anhänger aufgefordert, sich unbedingt an den Wahlen zu beteiligen. Die obersten Rabbiner der Haredim in Israel haben laut der „Jerusalem Post“ den aktuellen Wahlen eine enorme Bedeutung bescheinigt. Sie sehen die ultra-orthodoxe Lebensweise als gefährdet und rufen zur Stimmabgabe auf.