MOSKAU / GAZA (inn) – Der russische Staatspräsident Wladimir Putin hat am Mittwochabend in Moskau drei ehemalige Geiseln empfangen. Er merkte an, der Hamas gebühre Dank für die Freilassung.
An dem Treffen im Kreml nahmen aus Israel Sascha Trufanov, seine Mutter Jelena Trufanova und die Verlobte Sapir Cohen teil. Zudem waren Oberrabbiner Berel Lasar und der Präsident des Verbandes jüdischer Gemeinden in Russland, Alexander Boroda, zugegen.
In einem Kreml-Video ist zu sehen, wie Putin Blumensträuße an die beiden Frauen überreicht. Er sagte den drei ehemaligen Geiseln: „Dass Sie freikommen konnten, ist das Ergebnis der Tatsache, dass Russland stabile, langjährige Beziehungen mit dem palästinensischen Volk, mit seinen Vertretern und mit einer Bandbreite von Organisationen hat.“ Der Präsident ergänzte: „Wir müssen der Führung des politischen Flügels der Hamas Dank dafür bekunden, dass er mit uns zusammengearbeitet und diese humanitäre Tat ausgeführt hat.“
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Trufanov wurde am 7. Oktober 2023 mit seiner Mutter und der Verlobten aus dem Kibbuz Nir Os entführt. Auch seine Großmutter Irena Tati zählte zu den Geiseln. Der Vater Vitali Trufanov wurde von Terroristen ermordet. Die Familie hat auch die russische Staatsbürgerschaft.
Die drei Frauen wurden im November 2023 freigelassen: Trufanova und Tati als „Geste gegenüber Putin“ und Sapir im Rahmen des ersten Deals mit der Hamas. Trufanov kam am 15. Februar nach 498 Tagen aus den Händen des „Palästinensischen Islamischen Dschihad“ (PIJ) frei.
Video von Geisel veröffentlicht
Unterdessen veröffentlichte der PIJ am Mittwoch ein Video mit der Geisel Rom Braslavski. Trufanov war dem 21-Jährigen im Gazastreifen kurz begegnet. Für die Menschen in Israel ist es das erste sichtbare Lebenszeichen seit der Entführung, wie die Zeitung „Yediot Aharonot“ berichtet.
Die Familie stimmte der Veröffentlichung eines kurzen Ausschnittes zu. In dem Video sagt Braslavski, er empfinde den ganzen Tag Juckreiz und Schmerzen. „Ich weiß nicht, was das für eine Krankheit ist. Genug, genug.“ Er wandte sich an den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und an US-Präsident Donald Trump: „Bitte, Herr Premierminister, holen Sie mich hier heraus. Trump – wo sind Sie? Wo sind Ihre Versprechen? Haben Sie nicht gesagt, Sie würden jeden in einem Deal freibekommen?“
Braslavski stammt aus Jerusalem und hat auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Beim Nova-Festival arbeitete er als Wachmann. Augenzeugen berichten, er habe mehreren Besuchern geholfen, den Angreifern zu entkommen – bevor er selbst entführt wurde.
No’a Argamani unter „einflussreichsten Personen“
Eine weitere ehemalige Geisel, No’a Argamani, findet sich derweil in der diesjährigen Liste der „100 einflussreichsten Personen“ vom US-Magazin „Time“. Sie ist unter der Rubrik „Führungspersönlichkeiten“ gelistet.
Douglas Emhoff, der Ehemann der ehemaligen US-Vizepräsidentin Kamala Harris, schreibt dazu: „Das Video von No’a Argamani am 7. Oktober 2023 ist für immer in meiner Seele eingebrannt. Sie tanzte fröhlich mit so vielen anderen beim Nova-Musikfestival, als die Hamas ihren brutalen Terrorangriff begann. Als sie auf einem Motorrad nach Gaza verschleppt wurde, wurde ihr erschütternder Ausdruck ein Symbol des Schmerzes und des Traumas, die Juden weltweit, mich eingeschlossen, weiterhin empfinden.“
Die Israelin habe ihre 245 Tage in Geiselhaft als „reine Hölle“ bezeichnet. Seit der Rettung spreche sie für die verbleibenden Geiseln, auch für ihren Partner Avinatan Or. „Meine Frau Kamala Harris und ich stehen No’a im Kampf um die Freilassung aller Geiseln bei. Wir dürfen nicht aufgeben, bis jede von ihnen zu Hause ist.“
Jüdische Resilienz gestärkt
Argamanis Fürsprache habe die extreme Brutalität der Hamas beleuchtet, ergänzt Emhoff. Noch wichtiger sei, dass ihre Tapferkeit jüdische Resilienz gestärkt habe. Sie sei ein lebender Beweis für die Welt, dass – trotz allem – „wir wieder tanzen werden“. Damit griff er einen Slogan der Überlebenden vom Nova-Festival auf. Dass die israelische Armee die Geisel gerettet hat und dass kurz danach ihre Mutter an Krebs starb, erwähnte er nicht.
Im Bereich „Führungspersönlichkeiten“ führt das Magazin unter anderen US-Präsident Trump, Vizepräsident J.D. Vance und den Berater Elon Musk. Auch der britische Premierminister Keir Starmer, der argentinische Präsident Javier Milei, der designierte deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz und der syrische Machthaber Ahmed al-Scharaa sind hier genannt. Unter „Titanen“ nennt „Time“ unter anderen Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und den Leiter der „Anti-Defamation League“, Jonathan Greenblatt.
Bruder von Geisel appelliert an Hamas
Der Bruder von Argamanis Partner, Mosche Or, wandte sich indes in einem ungewöhnlichen Interview an die Hamas: Er sprach mit dem katarischen Sender „Al-Dschasira“. Seine hebräischen Sätze wurden ins Arabische übersetzt.
Laut der Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ sagte er: „Wir suchen jedes Stück Information über meinen Bruder. Wie lange muss er noch in Geiselhaft bleiben, bis der Regierungschef entscheidet, dass man ihn zurückbringen muss?“
Der Bruder sprach sich für einen umfassenden Deal aus: Avinatan und die anderen Geiseln müssten im Austausch gegen ein Ende der Kämpfe zurückgebracht werden. „Wir werden einem Teilabkommen nicht zustimmen. Es gibt eine große Mehrheit im Volk, die das unterstützt.“ Die Luftangriffe hätten den zurückgekehrten Geiseln besonders Angst gemacht.
Der Israeli wandte sich direkt an Hamas: „Ihr habt die meisten Geiseln freigelassen, und alles ist in einer geordneten Weise abgelaufen. Man kann und muss einen Deal machen, der alle einschließt. Lasst uns das beenden.“ (eh)
11 Antworten
Was ich oben nicht ganz verstehe: Haben Russen am Ende tatsächlich ihren Einfluss auf die Hamas geltend gemacht, falls sie einen haben? Oder ist das alles Horrorshow und Putin missbraucht jetzt auch noch Geiseln, Rabbis und Andere für persönliche Publicity? Letzteres oder? Warum machen Geiseln dann mit? Weil sie die anderen auch freibekommen wollen und diesen anderen Weg dazu nutzen?
Im Kreml trifft Putin, strategischer Partner des Irans und der Hamas, drei ehemalige Geiseln.
Nee, jetzt! Verwirrt, Herr Putin? Hamas danken? Dieser Mörderbrut? Man entführt, vergewaltigt keine Menschen, keine Babys, Kinder, Frauen oder foltert sie bis zum verhungern.
Dieser Tyrann lässt weiter Ukraine bombardieren.
Was ist das? Netanjahu ist schuldig und die Hamas unschuldig. Da ist die Regierung gerade wieder am verhandeln, die Hamas verweigert jede Mitarbeit. Aber warum auch, man ja solche Typen wie Moshe Or, die sich bei der Hamas einschleimen, ihnen in den Hinter kriechen. Die Hamas hat die Geiseln nicht gut behandelt und doch sagt Or: ihr habt die meisten Geiseln freigelassen, und alles ist in einer geordneten Weise abgelaufen. Wie dumm muss man sein? Die Hamas hat sie nicht umsonst freigelassen, sie haben tausende Judenmöder dafür freigepresst. Und hat er die Bilder der Geiselfreilassung nicht gesehen? Was für eine Schande.
Im übrigen ist es nicht die Mehrheit der Israelis, die auf dem Tripp sind. Or unterwandert die Freilassung der Geiseln, denn er sagt der Hamas, ihr könnt alles verlangen, wir tun was ihr wollt. Und wenn es nachher schief geht, dann ist halt wieder Netanjahu schuld.
Hat sich eigentlich mal jemand bei der Regierung bedankt,dass fast 200 Geiseln frei sind?
Vermutlich gebührt Herrn Putin für diese freundliche Umschreibung eines bestialischen Verbrechens, einer brutalen Geiselnahme incl. Folter, Nahrungsentzug, Todesbedrohung die Ehrenmitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Damit sollte auch dem Letzten klar sein, wie man diesen Mann einzuordnen hat.
Russland ist selbst ein Land, das Geiseln nimmt. Evan Gershkovich, Journalist und Sohn von sowjetisch-jüdischen Eltern, wurde Spionage vorgeworfen, als er recherchierte, um informiert Bericht über Russland zu erstatten.
Im Berliner Tiergarten wurde am helllichten Tag ein tschetschenischer Widerständler getötet, dem in Deutschland Asyl gewährt worden war. Es gäbe noch mehr Beispiele.
Was mit Nawalny geschah, wissen wir alle. Leute, die Putin nicht passen, werden vergiftet und stürzen aus Fenstern. Der Unterschied ist, dass in Russland keine Terrorgruupe Geiseln nimmt und tötet, sondern der russ. Geheimdienst. Wer nach Russland reist oder dort arbeitet, muss sehr aufpassen, ob er woeder heil nach Hause kommt. Und ausgerechnet der Machthaber, Tyrann und Kriegstreiber Putin lässt sich für die Geiselfreilassung feiern und dankt auch noch der Hamas. Und die Geiseln glauben ihm und lassen sich von ihm die Hände schütteln. Es macht mich sprachlos.
Der Herr setzt die Gefangenen frei!
Denn: „Von ihm, durch ihn, und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit.
Römer 11,36
Aber er bedient sich immer Menschen, bei der durchführung seiner Pläne.Sogar Nebukadnetzar war ein Diener Gottes als er die Juden nach Babel verschleppte. warum sollte er nicht auch Putin für sich arbeiten lassen, ohne dass dem das bewust ist. Das hat auch mit zu, zu Ihm sind ALLE Dinge.
Wie Putin tickt dürfte seit dem vorletzten Krieg in Syrien, dem jetzigen Krieg in der Ukraine, alle vorherigen Kriege, und nicht zu vergessen, die Schikane, Tyrannei gegen das eigene Volk klar sein.
Natürlich ist er mit der Hamas „verbrüdert“, das hat er längst gezeigt. Er „spielt“ sein „mieses, hinterhältiges“ Spiel mit Israel.
Das Juden und Israelis zu Putin gehen, und ihn diesbezüglich um Hilfe bitten, verstehe ich. Vermutlich wäre ich auch zu vielem bereit, wenn es meine Familie, mein Volk betreffen würde. Abgesehen davon bin ich überzeugt, dass sowohl die russ. Juden, als auch die Israelis „wissen“, wer Putin ist… ein Versuch war es doch wert, warum nicht?
Um Geiseln aus der „Hölle“ frei zu bekommen, auf fast welchem Weg auch immer…
Die Hamas hat gesagt, dass bestimmte Geiseln, russisch-jüdische, aufgrund der Verbundenheit mit Putin bzw. auf seine Bitte, Aufforderung hin frei gelassen wurden.
Die Hamas hat bei den Geiseln offensichtlich sehr genau unterschieden, wer, woher kommt, was er beruflich und vor allem „militärisch“ gemacht hat… letzteren und „nur“ Israelis ging es mit Sicherheit am „grausamsten“.
Der Kreml sollte sich eine alte (auch in Russland bekannte) Weisheit in Erinnerung rufen:
Wer sich mit Hunden bettet, sollte sich nicht wundern wenn er mit den Flöhen aufwacht!
Auf die Idee zu kommen der Hamas zu danken ist sogar für russische Verhältnisse echt unterirdisch!
@Maxim Solotow
Die alte Weisheit stimmt nicht ganz: Putin und die Hamas sind wesensverwandt, sind Massenmörder.