Das Theaterstück „Parallele Zeit“ handelt von dem palästinensischen Attentäter Walid Daka, der 1986 von israelischen Sicherheitskräften verhaftet wurde. Ein Gericht verurteilte ihn wegen Mitwirkung an der Entführung und Ermordung des Soldaten Mosche Tamam zu einer lebenslangen Haftstrafe, die der damalige Staatspräsident Schimon Peres im August 2012 auf 37 Jahre verkürzte. Das Stück über sein Leben findet sich im Programm des „Al-Midan-Theaters“ in Haifa. Daka gehört der marxistischen „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP) an. Gegen die staatliche Finanzierung des Theaterstückes hat die Familie Tamam Protest eingelegt.
Am Donnerstag schlossen sich mehrere israelische Künstler der Beschwerde an. Die Sänger Schlomo Bar und David D‘or schrieben in einer Mitteilung: „Die Kunst steht nicht über dem Leben, sie soll dem Volk auch seinen Glauben geben, bei allem Respekt für die Ausdrucksfreiheit.“ Weiter heißt es laut der Tageszeitung „Ma‘ariv“: „Es handelt sich um einen abscheulichen Mörder. Genau wie wir ein Theaterstück nicht sehen wollten, das Hitler geschrieben hat, der die Kunst sehr liebte, ein Stück, in dem er ihr gegenüber Menschlichkeit und Sensibilität enthüllt, genauso sind wir nicht bereit, dass uns die Welt eines abscheulichen Mörders enthüllt wird, an dessen Unmenschlichkeit kein Zweifel besteht.“
Der Schauspieler Schlomo Vischinski traf sich mit Angehörigen des Ermordeten und sagte: „Es gibt eine rote Linie, der Staat Israel kann auf keinen Fall eine solche Aufführung finanzieren. Wenn sie eine solche Aufführung aufnehmen wollen, dann sollen sie sie aus ihrer eigenen Tasche finanzieren. Ich werde nicht zu einer solchen Aufführung gehen und ich glaube, dass auch andere es nicht tun werden.“
Bildungsminister Naftali Bennett wies sein Ministerium indes an, die staatliche Finanzierung für das „Al-Midan-Theater“ einzustellen. Es handele sich um die biographische Darstellung eines Terroristen, begründete er die Entscheidung gemäß der Onlinezeitung „Times of Israel“. Der Mörder eines Soldaten werde zu einem Helden.
„Angehörige haben keine Ahnung vom Stück“
Stückeschreiber Baschar Murkus reagierte gegenüber dem Fernsehsender „Kanal 2“ mit Unverständnis auf die Proteste: „‚Parallele Zeit‘ wurde aus einer Studie zu den politischen Häftlingen aufgebaut. Innerhalb der Studie entdeckten wir viele Geschichten und konzentrierten uns auf die Geschichte von Walid Daka, weil wir dachten, dass er interessant ist.“ Die Antwort der Familie Tamam tue nichts zur Sache.
„Sie wissen nicht, wovon die Aufführung handelt“, ergänzte der Dramatiker. „Dieser ganze Sturm ist durch Leute entstanden, die nicht wissen, wovon die Aufführung handelt. Ich möchte dem Minister Naftali Bennett dafür danken, dass er uns daran erinnert hat, wo wir leben – in diesem Staat, und nicht in einer Demokratie.“
Bennett entgegnete im Gespräch mit dem Sender: „Murkus kann dieses Stück weiter aufführen, aber das heißt nicht, dass das Bildungsministerium es finanzieren muss und Schüler in eine Aufführung über einen Terroristen schicken muss, der einen Soldaten entführt und ermordet.“ Auch die ehemalige Ministerin Zippi Livni und der Avoda-Politiker Itzik Schmuli hätten den Prozess unterstützt. (eh)