Als die britische Thronfolgerin Elizabeth und der damals 26-jährige Leutnant Philip Mountbatten sich im November 1947 das Ja-Wort gaben, existierte der Staat Israel noch gar nicht. In Palästina regierte noch Hochkommissar Alan Cunningham aus dem Vereinigten Königreich, auch wenn bereits klar war, dass die Mandatszeit bald zu Ende gehen würde.
Anlässlich der Hochzeit veranstaltete Cunningham ein abendliches Diner. Die britische Armee beschränkte ihre Arbeit auf das Nötige und im Radio konnten Bewohner Palästinas einem Teil der Zeremonie aus der Westminster Abbey lauschen, wie die jüdisch-sozialistische Tageszeitung „Davar“ damals berichtete. Die zionistische Frauenorganisation WIZO kündigte derweil an, im bereits 1935 angelegten Melech-George-Wald (nach Georg V.) südöstlich von Haifa zu Ehren des jungen Paares weitere Bäume zu pflanzen.
Nur wenige Monate später, am 14. Mai 1948, zogen die Briten aus Palästina ab, Israel wurde gegründet und der jüdisch-arabische Konflikt trat in seine nächste Phase ein. Jahrzehntelang besuchte kein hochrangiges Mitglied des Hauses Mountbatten-Windsor den neuen jüdischen Staat. Gleichzeitig flogen die Königin und der Prinz immer wieder in arabische Länder, unter anderem nach Saudi-Arabien, Katar und Jordanien. Diese Reiseplanung dürfte weniger mit der Königsfamilie, als vielmehr mit dem britischen Außenministerium zu tun haben, über dessen Tisch Auslandsbesuche von Angehörigen des Königshauses gehen.
Sohn einer „Gerechten unter den Völkern“
Umso historischer war es, als Prinz Philip im Oktober 1994 als erster hochrangiger britischer Royal auf dem Ben-Gurion-Flughafen landete. Der Besuch galt offiziell als privat, doch gibt es so etwas bei den Angehörigen des Königshauses überhaupt? Der Herzog von Edinburgh wurde am Flughafen jedenfalls mit britischen Fahnen empfangen und kam auch mit Staatspräsident Eser Weizman zusammen. Zudem traf er britisch-jüdische Soldaten, die – wie Philip selbst – während des Zweiten Weltkrieges in den Streitkräften Seiner Majestät gedient hatten. Sein eigentliches Ziel waren aber der Ölberg und Yad Vashem in Jerusalem.
Im Vorjahr hatte die israelische Holocaustgedenkstätte die Mutter Philips, Prinzessin Alice von Battenberg, als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt. Alice, eine tragische Figur, die taub geboren wurde und später mit schweren psychischen Problemen kämpfte, hatte während des Zweiten Weltkriegs in Griechenland monatelang eine jüdische Familie vor den deutschen Besatzern versteckt. Sie starb 1969 im Buckingham-Palast. 1988 wurde ihr Leichnam auf eigenen Wunsch hin zur russisch-orthodoxen Maria-Magdalena-Kirche auf dem Ölberg überführt. Dort war bereits ihre Tante Elisabeth Fjodorowna, geborene Prinzessin von Hessen und bei Rhein, beigesetzt, die wie Alice zeitweise als Nonne gelebt hatte.
In einer Ansprache zeigte sich Philip gerührt von der Ehre, die seiner Mutter zu Teil wurde. Yad Vashem sei das wohl „ergreifendste Denkmal weltweit“. Der Prinz erinnerte sich auch an seine jungen Jahre: Als Kind hatte er ab 1933 das Internat Schloss Salem im heutigen Bodenseekreis besucht. Dort lernte er den deutschen Antisemitismus kennen. So seien einem jüdischen Schüler gewaltsam die Haare abgeschnitten worden, erzählte der Duke. Philip lieh ihm seine Cricket-Mütze. Der Gründer der Schule, Kurt Hahn, wurde 1933 von den Nazis aus Deutschland herausgedrängt und ging nach Großbritannien. Hahn und Philip blieben auch in späteren Jahren in Kontakt.
Ein Denkmal in Galiläa und koschere Küche in Windsor
Anti-israelischen Briten stieß es übel auf, dass Philip an Veranstaltungen mit dem Jüdischen Nationalfonds (JNF) teilnahm. 1973 richtete der Duke ein Diner in der Londoner Guildhall aus. Britische Juden hatten zu Ehren der silbernen Hochzeit des Königspaars für einen „royalen Wald“ auf dem Berg Devora nahe Nazareth gesammelt. Bis heute steht dort auch ein Denkmal, das auf diesen Hintergrund hinweist.
In einer Ansprache zeigte sich Philip beeindruckt und erfreut über die in Israel vorangetriebene Begrünung trockenen Landes: „Israel hat hier sehr viel erreicht und seine Methoden werden von vielen Ländern kopiert“, sagte er damals laut eines zeitgenössischen Berichts der „Jewish Telegraphic Agency“ (JTA).
2008 wiederum wohnte Philip einem JNF-Abendessen anlässlich des 60. Jahrestags der israelischen Staatsgründung bei. „Es war das erste Mal, dass ein britischer Royal offiziell an israelischen Unabhängigkeitsfeiern teilnahm, und das erste Mal, dass die Küche von Schloss Windsor auf koscher umgestellt wurde“, schrieb die JTA damals erfreut. Der notorisch anti-monarchistische „Guardian“ hingegen schäumte vor Wut. Durch das Treffen mit dem Nationalfonds verpasse Philip der vermeintlich durch jüdischen Landraub hervorgerufenen „Katastrophe“ der Palästinenser „ein Gütesiegel“.
Am 9. April ist Seine Königliche Hoheit Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, im 100. Lebensjahr verstorben. Am Samstag wird er in der St. George’s Kapelle auf Schloss Windsor beigesetzt.
Von: Sandro Serafin
Eine Antwort
Das hat man wohl bei dem ganzen Tamtam um seinen Tod nicht wahrgenommen.
Übrigens hat im Dez.1917 General Allenby Jerusalem ohne einen Schuß eingenommen. Was viele nicht wissen: Er zog zu Fuß ein – anders als der dt.Kaiser Wilh.II Jahre zuvor. Wo der Herr Jesus zu Fuß gegangen war, könne er nicht reiten.
Weiß auch jemand, wie die Eroberung ohne Waffen passierte?
https://www.welt.de/geschichte/article171405109/Schlacht-um-Jerusalem-1917-Ein-Brite-beendete-die-tuerkische-Herrschaft.html