RAMALLAH (inn) – Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hat Palästinenserführer Mahmud Abbas aufgefordert, den Direktor des palästinensischen Fernsehens zu entlassen. Der Grund: Der Sender hatte eine antisemitische Predigt ausgestrahlt.
„Die Juden sind das Krebsgeschwür, das sich in der ganzen Welt ausbreitet“, sagte Scheich Ibrahim Mudairis am Freitag in einer Moschee in Gaza. „Die Juden sind verantwortlich für alle Kriege und Konflikte.“ Während der Predigt waren auch uniformierte Polizisten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) anwesend.
Der Scheich fügte hinzu: „Fragt nicht, was Deutschland den Juden angetan hat, sondern was die Juden Deutschland angetan haben. Es ist wahr, dass die Deutschen Juden getötet und verbrannt haben, aber die Juden übertreiben die Zahlen, um Propaganda-Vorteile und Sympathie zu erhalten.“ Das berichtet die englisch-sprachige Ausgabe der Tageszeitung „Jediot Aharonot“.
„Schlimmer als zu Arafats Zeiten“
In einer Pressemitteilung des Simon-Wiesenthal-Zentrums heißt es, die Sendung sei wenige Tage vor Abbas‘ geplantem Treffen mit US-Präsident George W. Bush gelaufen. Außerdem sei gerade in dieser Woche an die Niederlage der Nazis im Weltkrieg vor 60 Jahren erinnert worden. „Selbst in den Tagen (Jasser) Arafats haben wir nicht erlebt, dass im palästinensischen Fernsehen solch eklatanter Antisemitismus und so falsche Gerüchte über den Holocaust ausgestrahlt worden wären“, schreiben Rabbi Marvin Hier und Rabbi Abraham Cooper. „Der derzeitige Direktor des Senders wurde von Abu Masen (Abbas) persönlich ernannt.“
Die beiden Rabbiner forderten, dass der Vorsitzende und alle, die mit dieser „großen Lüge“ zu tun hätten, entlassen würden. Über die erfolgte Kündigung solle Abbas Bush bei ihrem Treffen informieren. „Ist diese einen Völkermord verharmlosende Predigt die Art von Beitrag zum Frieden, auf die sich das Volk Israel einstellen kann?“, fragten die Vertreter des Simon-Wiesenthal-Zentrums.