GAZA (inn) – Drei Wochen vor Beginn der Evakuierung aller jüdischen Siedlungen im Gazastreifen haben die Sicherheitskräfte damit begonnen, den bevorstehenden Einsatz in einer Modell-Siedlung zu trainieren. Die Soldaten und Polizisten werden in Teams von je 17 Leuten die Siedlungen Haus für Haus räumen.
Am Montag haben die ersten 5.000 Einsatzkräfte von Polizei und Armee im Ze´elim-Trainingslager im Negev mit dem Rückzugstraining begonnen. Eine zweite Gruppe von 7.000 Sicherheitskräften wird die Einheit kommende Woche ablösen.
In einer Modell-Siedlung, die „Chicago“ genannt wird und einst als Modell für ein palästinensisches Dorf diente, durchlaufen die Einsatzkräfte die wohl ungewöhnlichste Ausbildung ihrer Karriere. Die Trainer können hier unterschiedliche Szenarios durchspielen, wie sie während der Evakuierung der Siedlungen entstehen könnten. Die Soldaten und Polizisten übernehmen dabei sowohl die Rolle der Sicherheitsbeamten als auch die der Siedler.
„Dies ist der Hauptteil unserer Übungen – der letzte Teil des langen Projektes, das wir vor einem halben Jahr geplant haben“, sagte Generalmajor Jiftach Ron-Tal am Dienstagmorgen. „Wir haben keinerlei Erfahrungen mit diesem Projekt, und es wird sehr schwierig“, begründet er das Training im Negev. Die Ausarbeitung des Rückzugsplanes habe sehr lange gedauert, fügte er hinzu.
Wie die „Jerusalem Post“ berichtet, hatten die Übungen bereits vergangene Woche begonnen, doch wegen der massiven Proteste von Siedlern im Dorf Kfar Maimon wurden einige Einheiten dorthin versetzt, und die Übungen mussten abgebrochen werden. Das Training soll am 11. August beendet sein, eine Woche vor Beginn der Evakuierung.
Am Montag erhielten die Sicherheitskräfte spezielle Uniformen für die Evakuierung. Dazu gehören Westen mit einem aufgestickten Staatssymbol: eine Menorah und der Davidstern – „um den Evakuierten zu zeigen, dass wir nicht unsere Kommandeure, einen Minister oder den Polizeichef repräsentieren, sondern die Knesset und den Staat Israel“, teilten Sicherheitsvertreter mit.
Die Sicherheitskräfte trainieren, ohne Waffen zu agieren: die Siedler sollen möglichst ohne Gewalt evakuiert werden. Die Beamten werden in Teams von je 17 Polizisten und Soldaten aufgeteilt. Angeführt werden diese Teams entweder von einem Polizisten oder einem Armee-Kommandeur. Ein solches Team sei genug, um ein einzelnes Haus zu evakuieren, hieß es. Gebe es irgendwo massiven Widerstand, könnten mehrere Teams zu Hilfe eilen.
Außerdem werde es kleinere Teams von vier Leuten geben. So viele Einsatzkräfte werden veranschlagt, um einen Siedler wegzutragen. Nur den Teamleitern und Offizieren ist es erlaubt, an die Tür eines zu evakuierenden Hauses zu klopfen und mit den Bewohnern zu reden. Einfache Soldaten werden nur reden, wenn es unbedingt nötig ist.
„Wir werden morgens früh kommen und an die Türen klopfen. Wir werden mit den Siedlern nicht darüber diskutieren, warum wir sie evakuieren, sondern nur sagen, wie es passieren wird“, sagte Kommandeur Hagai Dotan.
Während des Einsatzes werden auch Armee-Psychologen anwesend sein, die den Soldaten und Polizisten in der wahrscheinlich sehr angespannten Lage zur Seite stehen.