Einem Bericht der „Jerusalem Post“ zufolge gerieten am Samstagabend mehr als 2.000 Teilnehmer der Protestaktion gegen soziale Ungerechtigkeit mit Polizisten aneinander. Viele Demonstranten zerstörten die Fenster dreier Bankgebäude in der israelischen Küstenmetropole. Die Polizei nahm 85 mutmaßliche Randalierer fest.
Bereits am Freitag hatten Demonstranten versucht, die Zeltstadt im Zentrum von Tel Aviv wieder zu errichten, die im vergangenen Sommer als Symbol der wochenlangen sozialen Proteste gegolten hatte. Dabei waren die Anführerin der Aktionen, Daphni Leef, und zwölf weitere Aktivisten festgenommen worden. Am Samstag wollten ihre Anhänger daraufhin gegen unangemessene Gewalt durch die Polizei bei der Festnahme demonstrieren. Daran beteiligte sich auch Leef selbst.
Protestführer Stav Schaffir kritisierte am Sonntag die Zerstörung an den Bankgebäuden. Gleichzeitig beschuldigte er die israelische Regierung: „Wir sind gegen jegliche Äußerung von Gewalt und Zerstörung von Besitz. Die Regierung und ihr Führer versuchen, den größten Sozialprotest in der Geschichte Israels zu delegitimieren.“
Die Vorsitzende der linksgerichteten Meretz-Partei, Sahava Gal-On, prangerte die Behandlung der Demonstrationsteilnehmer vom Freitag durch die Polizei an: „Die israelische Polizei verhält sich, wie sie es in einem Polizeistaat tun würde, und nicht wie in einem demokratischen Staat.“
Oppositionsführerin Schelly Jachimowitsch (Avoda) schloss sich der Kritik an. Alte und junge Demonstranten seien am Freitag geschlagen worden.
Polizeikommandeur Joram Ohajon wies Darstellungen zurück, nach denen die Sicherheitskräfte exzessive Gewalt gegen die Aktivisten eingesetzt hätten: „Den Ausdruck Polizeibrutalität gibt es in unserem Lexikon nicht.“ Auf den Vorwurf, die Behörden hätten versucht, die Proteste zum Schweigen zu bringen, entgegnete er: „Es gibt keine Veränderung in der Politik des Umgangs mit dem Protest.“
Der Sprecher der Polizei Tel Aviv, Mosche Katz, sagte am Sonntag, die Demonstranten vom Vortag hätten die Aufforderungen ignoriert, ihre Märsche aufzulösen. Sie hätten ihre Straßenblockaden und die Konfrontation mit den Polizisten fortgesetzt.
Bezirkspolizeikommandeur Aharon Aksol teilte mit, die Teilnehmer der Kundgebung hätten Steine geworfen und Polizisten angespuckt. In der Nacht hätten die Sicherheitkräfte entschieden, es den Demonstranten nunmehr zu erlauben, Straßen zu blockieren. Sie hätten dadurch einen weiteren Zusammenstoß vermeiden und es den Aktivisten ermöglichen wollen, überschüssige Energie loszuwerden.