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Politikum um die abgestürzte russische Maschine im Sinai

Der Absturz eines russischen Flugzeugs im Sinai gibt weiter Rätsel auf. Viele Anzeichen sprechen für eine an Bord explodierte Bombe. Ein Raketenangriff ist hingegen unwahrscheinlich.
Das abgestürzte Flugzeug gehörte zu diesem Typ
Am vergangenen Samstag stürzte ein russischer Airbus A321 der sibirischen Firma Kolavia auf dem Flug KGL 9268 vom ägyptischen Scharm el-Scheich nach St. Petersburg ab. Das Unglück wird möglicherweise niemals endgültig aufgeklärt werden. Dabei sind beide Flugschreiber für den Sprechverkehr im Cockpit wie für die technischen Daten der Maschine während des Fluges geborgen. Bisher wurde nur bekanntgegeben, dass die Piloten keinen Notruf abgesetzt hätten. Das deutet auf einen sehr plötzlichen Vorfall hin. Keine der bisherigen Erklärungen für den Absturz, bei dem alle 224 Insassen starben, überzeugt vollständig. Unmittelbar nach dem Absturz hatte der Sinai-Zweig von der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) einen unscharfen Film veröffentlicht. Man sieht, wie ein Objekt, also mutmaßlich eine Rakete, auf ein Flugzeug zufliegt. Es folgt eine Explosion und dann stürzt die getroffene Maschine ab. Dieses „Bekenntnis“ des IS gilt als höchst unwahrscheinlich, weil die russische Maschine vor dem Absturz schon ihre Reisehöhe von 33.000 Fuß erreicht haben soll. Soweit bekannt, verfügt der IS im Sinai über keine Flugabwehrrakete mit derartiger Reichweite.

Indizien für Bombe an Bord

Ägypten widerspricht der Raketentheorie, weil sie einem Eingeständnis der Unfähigkeit gleichkäme, die Sicherheit für Zivilmaschinen über dem eigenen Territorium zu garantieren. Das käme einem tödlichen Schlag für die Tourismusindustrie gleich, neben dem Suezkanal die wichtigste Einkommensquelle Ägyptens. Tatsächlich haben schon Airlines der Golfemirate und Großbritanniens oder auch die Lufthansa-Gruppe eine Einstellung ihrer Flüge nach Scharm el-Scheich angekündigt. Gleichwohl arbeiten die Briten an einer Evakuierung von Tausenden gestrandeten Landsleuten, möglicherweise über Kairo. Nachdem der Abschuss mit einer Rakete mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann, wird immer intensiver eine an Bord geschmuggelte Bombe diskutiert. Britische Urlauber und Israelis, die sich in Scharm el-Scheich auskennen, reden von „miserablen“ Sicherheitsvorkehrungen der Ägypter auf dem Flughafen der Ferienstadt. Ob die Koffer durchsucht würden, sei fraglich. Das bedeutet, dass ein Aktivist des IS eine Sprengbombe mit Höhenmesser ungestört in den Koffer eines Passagiers hätte packen können. Dafür spricht, dass die NASA nach eigenen Angaben mit einem ihrer Satelliten einen „Lichtblitz“ fotografiert hat, also eine Explosion. Zudem will die amerikanische Abhöragentur NSA verstärkten Funkverkehr vom IS unmittelbar vor und nach dem Absturz mitgeschnitten haben. Inhalte wurde noch nicht bekannt. Das alles deute darauf hin, dass die Maschine durch eine Bombe in der Luft zerstört wurde. Amerikaner und Briten stehen hinter dieser Version. Augenzeugen an der Unglücksstelle wollen bemerkt haben, dass einige Blechteile nach außen verbogen sind, was nach ihrer Einschätzung ebenfalls auf eine Explosion im Flugzeug hindeutet. Bedauerlicherweise seien schon über 130 Leichen ausgeflogen worden, ohne sie auf Verbrennungen oder andere Spuren zu untersuchen. Das israelische Fernsehen berichtet gleichwohl, dass Passagiere aus dem hinteren Teil des Flugzeugs, also über dem Gepäckraum, Verbrennungen erlitten hätten, während Insassen im vorderen Teil von einer Druckwelle getroffen worden seien. Auch das deute auf eine Bombe hin.

Russland bemängelt westliche „Einmischung“

Eine weitere Theorie redet von einem technischen Defekt, etwa der Explosion eines Benzintanks. Dieser Annahme widersprechen von allem die russischen Behörden. Obgleich die betroffene Maschine vor sieben Jahren in einen Unfall verwickelt war, sei sie voll repariert und gut gewartet gewesen. Die Russen fürchten um den „guten“ Ruf ihrer Luftflotte. Auch der Hersteller Airbus schließt ein „traumatisches“ Ereignis aus guten Gründen aus. Die Maschinen von Airbus gälten als sehr zuverlässig und könnten sicher landen, selbst wenn ein Antriebswerk ausfällt. Während Ägypten um den Tourismus und Russland um den guten Ruf seiner Passagierflugzeuge bangen, bringt die amerikanisch-britische Version ein politisches Element in diese mysteriöse Affäre. In Moskau wird gemäß Korrespondentenberichten diese westliche „Einmischung“ als „Rache“ wegen des russischen Engagements in Syrien aufgenommen. Sollte sich herausstellen, dass eine Bombe vom IS oder einer anderen Terror-Organisation das Flugzeug zerstört habe, wäre es der schlimmste Terroranschlag seit 9/11 in New York. Israelische Sicherheitsexperten sagen, dass auf amerikanischen, europäischen oder gar israelischen Flughäfen wegen dieses Vorfalls nichts geändert werden müsse. Doch in Afrika und auch in Ägypten gebe es noch viele Mängel bei der Flugsicherheit. So werde nicht geprüft, ob ein Passagier, der seinen Koffer eingecheckt hat, das Flugzeug auch bestiegen habe. Obgleich die Ägypter im Widerspruch zu den Russen von einer „mechanischen Katastrophe“ sprechen, haben sie schon drei Militärbrigaden nach Scharm el-Scheich geschickt, die bei den Sicherheitskontrollen der Passagiere helfen sollen. (uws)

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