JERUSALEM / RAMALLAH (inn) – Zum ersten Mal seit dem Jahr 2016 ist am Sonntag ein ägyptisches Regierungsmitglied nach Jerusalem gekommen. Der Minister für Brennstoffe, Tarek el-Molla, traf den israelischen Außenminister Gabi Aschkenasi (Blau-Weiß). Die beiden vereinbarten, die Zusammenarbeit im Bereich Erdgas weiter auszubauen.
Im Januar 2020 hatte Israel mit Erdgaslieferungen nach Ägypten begonnen. Das Gas wird dort aufbereitet und nach Europa exportiert. Aschkenasi sagte nach dem Treffen mit El-Molla, der Aspekt Energie sei „ein Anker für regionale Stabilität und ein Beispiel für die wirtschaftliche Blüte, die unsere Länder wegen des Friedens erfahren“.
Nach Auffassung des Politikanalysten Gabriel Mitchell vom israelischen Mitvim-Institut sollte das Treffen auch ein Signal an die Türkei senden. Das sagte er der Nachrichtenseite „Times of Israel“. Wegen der Unterstützung der 2013 entmachteten Muslimbruderschaft gibt es Spannungen zwischen Ägypten und der Türkei. Mehrere Mittelmeerländer werfen der Türkei außerdem vor, Bohrungen in den Wirtschaftszonen anderer Länder vorzunehmen.
Abbas betont „brüderliche“ Beziehungen
El-Molla kam außerdem nach Ramallah. Dort empfing ihn der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) Mahmud Abbas. Die beiden Seiten unterzeichneten ein Verständigungsabkommen zur Nutzung eines im Jahr 2000 entdeckten Gasfeldes vor der Küste des Gazastreifens. Abbas betonte bei der Zeremonie laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA die „brüderlichen“ Beziehungen zwischen Ägypten und den Palästinensern.
Die Palästinenser gehören dem im Januar 2019 gegründeten Erdgasforum des östlichen Mittelmeeres (EMGF) an. Beteiligt sind dort außerdem Ägypten, Jordanien, Griechenland, Israel, Italien und Zypern. Das Forum geht auf eine Initiative des israelischen Energieministers Juval Steinitz (Likud) zurück.
Der bis dahin letzte Besuch eines ägyptischen Regierungsmitglieds in Jerusalem datiert auf den Juli 2016. Damals empfing Premier Benjamin Netanjahu den noch heute amtierenden Außenminister Samih Schukri. Bereits dieser Besuch galt als Seltenheit: Es war der erste eines ägyptischen Außenministers seit neun Jahren.
Von: df