JERUSALEM / ANKARA (inn) – Politische Unstimmigkeiten zwischen Israel und der Türkei sollten die Länder nicht davon abhalten, ihr Handelspotenzial auszuschöpfen. Diese Überzeugung brachten mehrere Dutzend Unternehmer und Investoren beider Länder in der zu Beginn der Woche ausgetragenen Onlinekonferenz „Hightech aus zwei Nationen vereinen – Türkei und Israel“ zum Ausdruck.
Organisatoren der Konferenz waren das israelische Außenministerium und die israelische Botschaft in Ankara, der israelische Risikokapital-Fonds „Catalyst Fund“ (FCF) sowie die „Stiftung für Technologieentwicklung der Türkei“ (TTGV). Dies berichtete das israelische Wirtschaftsmagazin „Globes“ am Dienstag.
In einem Vortrag gab die von der Türkei nach Israel immigrierte Lisya Bahar Manoach vom FCF einen Überblick über die Wirtschaft in Israel und die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Cem Leon Menase, ein im türkischen Hightech-Sektor bekannter Berater, berichtete von der Branche in seinem Land. Die Türkei habe kürzlich ihr erste „Einhorn“ verzeichnet, ein Start-up-Unternehmen mit einer Marktbewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar: Die Spielefirma Peak Games wurde für 1,8 Milliarden Dollar an das US-amerikanische Unternehmen Zynga verkauft.
Der Unternehmer Roey Gilad, der für Außenministerium und Botschaft sprach, erklärte: „Der Handel zwischen der Türkei und Israel belief sich im Jahr 2019 auf 7,2 Milliarden Dollar, der größte Teil ergab sich allerdings aus dem Lowtech-Sektor. Würden wir diesem Handel mit dem Hightech-Sektor eine neue Dimension geben, könnten wir ein gegenseitiges Handelsvolumen von 10 Milliarden Dollar erreichen.“ Die israelische Botschaft engagiere sich stark für die Vision, eine Brücke zwischen türkischen und israelischen Hightech-Unternehmen zu bauen.
Konzentration auf gemeinsame Sprache
Mete Cakmakci, Generalsekretär des TTGV, sagte: „Lasst uns die Politik den Politikern überlassen und Geschichte den Historikern. Wir sollten uns auf die Sprache konzentrieren, die wir sprechen: die Sprache der Wertsteigerung“ Während Israel von der jungen Bevölkerung der Türkei sowie seiner strategisch günstigen Lage zwischen Europa und Asien profitieren könne, könne auch die Türkei vieles von Israels Technologie und Innovation lernen. Die Zusammenarbeit halte für beide Seiten wirtschaftliche Vorteile bereit.
Bahar Manoach sagte: „Wir sind gut darin, Möglichkeiten zwischen Wirtschaftspartnern in verschiedenen Ländern und Beziehungen aufzubauen. Kürzlich haben wir den ersten Israelisch-Chinesischen Fonds ins Leben gerufen. Ich bin überzeugt, dass uns das auch mit der Türkei gelingen kann.“
Zwei Unternehmer aus den beiden Ländern berichteten aus ihrer Arbeit: Kobi Marenko stellte das israelische Start-up Arbe Robotics vor, das einen 4D-Bild-Radar in hoher Auflösung für autonome Fahrzeuge darstellt. Sahin Caglayan berichtete als Geschäftsführer für die Firma Reengen, die Lösungen zur Datenanalyse im Energiesektor entwickelt.
Gilad sagte: „In der Vergangenheit war Energie häufig eine Quelle des Konflikts. Vielleicht können wir sie heute als Quelle der Freund- und Partnerschaft sehen.“
Von: mh