JERUSALEM (inn) – Neben weiteren Einschränkungen des öffentlichen Lebens hat die israelische Regierung am Montag milliardenschwere Finanzhilfen für die Wirtschaft angekündigt. Zunächst erklärte Premierminister Benjamin Netanjahu, dass öffentliche Gebete und Zusammenkünfte von mehr als zwei Personen bis auf weiteres verboten werden. Nur noch 15 Prozent der Arbeitskräfte dürfen ihrer Beschäftigung nachgehen. Zudem sollen Familienbesuche zum Passahfest vermieden werden, denn genau durch solche Treffen verbreite sich das Coronavirus.
Danach skizzierte Finanzminister Mosche Kahlon ein Hilfspaket, das die Regierung geschnürt hat, um die wirtschaftlichen Folgen der Restriktionen abzufedern. Es enthält umgerechnet 2,6 Milliarden Euro für das Gesundheitssystem. Zudem soll mit 5 Milliarden Euro ein Sicherheitsnetz für alle Arbeitnehmer, einschließlich Freiberufler, gespannt werden. Weitere 8,2 Milliarden Euro sind für die Rettung der Unternehmen aller Größen bestimmt. Noch einmal 2 Milliarden plant das Finanzministerium zum Wiederaufbau der Wirtschaft nach der Krise ein. „Wir werden nicht zulassen, dass unsere Wirtschaft kollabiert“, sagte Kahlon.
Mögliche neue Behandlungsmethoden
Israel meldet zur Stunde 4.831 COVID-19-Patienten. 18 Menschen sind bereits gestorben. Besondere Sorge bereitet Wissenschaftlern und Behörden die Gemeinschaft der Ultra-Orthodoxen. Viele widersetzen sich den Vorgaben der Regierung. Im Jerusalemer Stadtviertel Mea Schearim, wo viele von ihnen leben, musste die Polizei am Montagmorgen eine Versammlung hunderter Männer in einer Synagoge auflösen. Außerdem warfen die Bewohner dort Steine auf medizinisches Personal, das Corona-Tests durchführen wollte. Sie verletzten einen Mitarbeiter und beschädigten einen Krankenwagen. In ihrer Hochburg Bnei Brak bei Tel Aviv fällt jeder dritte Corona-Test positiv aus.
Das lateinische Patriarchat von Jerusalem lässt die traditionelle Palmsonntagsprozession in diesem Jahr ausfallen.
Unterdessen ist der Mann, der in Israel zuerst schwer an dem Virus erkrankte, genesen. Der Busfahrer aus Ostjerusalem wurde am 5. März ins Krankenhaus eingeliefert. Die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet, er sei mit dem Medikament Remdesivir behandelt worden, das ursprünglich gegen Ebola entwickelt wurde. In zwei israelischen Krankenhäusern testet die israelische Firma Pluristem außerdem eine Therapie auf Basis von Plazenta-Zellen. Mit Erlaubnis des Gesundheitsministeriums erhalten drei Patienten die Behandlung. Etwaige Ergebnisse sollen veröffentlicht werden, sobald genug Daten vorhanden sind.
Parkplatz für Flugzeuge
An anderer Stelle geht es derzeit schneller voran als sonst: Wegen der nahezu leeren Straßen und Schienen kann das Verkehrsministerium Infrastrukturprojekte besser vorantreiben. Dazu zählt die Erweiterung der Schnellzugstrecke zwischen Tel Aviv und Jerusalem, die Stadtbahnen der beiden Metropolen sowie Schnellspuren für die Ajalon-Autobahn. Das Ministerium teilte mit, die Fertigstellung der Projekte könne wahrscheinlich um mehrere Monate vorgezogen werden.
Derweil bietet Israel seinen Ramon-Flughafen nahe Eilat als Parkplatz für Flugzeuge an. Dort könnten etwa 100 Maschinen Platz finden. Das Klima sei vorteilhaft und die Sicherheit gewährleistet. Eine nicht näher bezeichnete osteuropäische Fluggesellschaft soll laut der israelischen Flughafenbehörde bereits Interesse an dem Stellplatz bekundet haben.
Von: tk