JERUSALEM (inn) – Programmierer-Knappheit in Israel: An rund 10.000 Ingenieuren und Programmierern soll es Israel in den kommenden zehn Jahren mangeln. Das prognostiziert die Innovationsbehörde der Regierung, berichtet die Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Es geht um einen Markt, in dem 140.000 Personen beschäftigt sind.
Der Hauptgrund hinter der Knappheit sei ein starker Rückgang der Absolventen in den Fachgebieten Informatik, Mathematik und Statistik. Ein weiterer Grund sei, dass nach dem Platzen einer Spekulationsblase im Jahr 2000 viele israelische Hightech-Arbeiter ihren Job verloren haben. So sei das Interesse der Studenten an einer Technik-Karriere gesunken, erklärt Noa Acker, Politikleiterin der Abteilung Soziale Herausforderungen der Innovationsbehörde.
Ultra-Orthodoxe und Araber integrieren
Die israelische Regierung will dem nun entgegenwirken mit unterschiedlichen Mitteln. Das Bildungsministerium will etwa das Lernen von Mathematik und Naturwissenschaften fördern – besonders in weiterführenden Schulen außerhalb der Städte, wo bestimmte Bildungsangebote nicht zur Verfügung stehen.
Zudem gibt es den Plan, langfristig mehr ultra-orthodoxe Juden und Araber in die Industrie zu integrieren – zwei schnellwachsende Bevölkerungsgruppen mit geringer Arbeitsbeteiligung. Das sind nur einige Strategien, um Potenzial im Land zu suchen.
Bürokratische Hürden für Experten lockern
Israelische Firmen schauten sich nun auch vermehrt im Ausland nach Arbeitskräften um, damit das Land IT-technisch weiterhin oben mitmischen kann. In einem Ranking des Weltwirtschaftsforums hat Israel in den vergangenen drei Jahren sechs Plätze verloren und befindet sich nun auf Rang 17.
Die Regierung bereitet 500 Visa für Studenten vor, die bereits Naturwissenschaften und Ingenieurswesen an israelischen Universitäten studiert haben, damit diese ein Jahr in Technikunternehmen arbeiten können. Zudem möchte sie die bürokratischen Hürden für unbegrenzte „Expertenvisa“ lockern.
Die Ukraine etwa sei ein Top-Ziel für die Rekrutierung. In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion gebe es eine ausgeprägte Lehre von Mathe- und Computerwissenschaften. In der Ukraine absolvierten jährlich 20.000 IT-Fachleute die Hochschule. Auch in anderen europäischen Ländern wie Polen oder Bulgarien haben israelische Firmen Arbeiter rekrutiert.
Bereits im Januar beschloss Israel, 500 Hightech-Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Mehr als umgerechnet 222 Millionen Euro möchte Israel in dieses Programm investieren. Es zielt auch darauf ab, in den kommenden sechs Jahren die Anzahl der Studenten in Hightech-Studiengängen um 40 Prozent zu steigern.
Mit Google und Microsoft um Arbeiten buhlen
Der Mangel sei besonders schmerzhaft für die 5.000 israelischen Start-ups, die um Talente konkurrieren mit Entwicklungszentren von Technologie-Riesen wie Google, Intel, Apple und Microsoft. Diese bieten Anreize, die Start-ups nicht leisten können.
Angetrieben durch Start-ups ist die israelische Technologieindustrie der am schnellsten wachsende Teil der Wirtschaft. Sie mache 14 Prozent der Wirtschaftsleistung und die Hälfte der Exporte aus, heißt es in dem Bericht der „Yediot Aharonot“.
Von: mab