JERUSALEM (inn) – Wer Fleisch nach Israel importieren will, muss in Zukunft strengere Schächtregeln als bislang beachten. Das Landwirtschaftsministerium hat die sogenannte „Einhängen-und-Hochziehen“-Methode verboten. Rabbiner und Tierschutzsorganisationen hatten die Methode zuvor kritisiert.
Die „Einhängen-und-Hochziehen“-Methode dient dem schnellen und billigen Schächten. An den Hinterbeinen des Tieres werden zunächst Ketten angelegt. Dann öffnet sich der Boden, so dass es in den Schlachtraum fällt. Dort fixieren die Fleischer den Kopf mit einem Metallhaken, um die Kehle freizulegen. Anschließend erfolgt der Schnitt durch die Kehle durch einen Schächter. Das Tier wird nun mithilfe der Ketten an den Hinterbeinen zum Zerlegen hochgezogen.
Anonym auf dem Schlachthof
Tierschutzorganisationen wie die amerikanische „Menschen für die ethische Behandlung von Tieren“ (Peta) oder die israelische „Anonyme für Tierrechte“ haben jedoch bei verdeckten Recherchen beobachtet, wie die Tiere weiterbearbeitet werden, obwohl sie noch bei vollem Bewusstsein sind und Schmerzen empfinden: An den Ketten gehängt bluten die Tiere langsam aus; die Fleischer beginnen schon mit dem Zerlegen; dazu gehört auch der Stich in den Hinterkopf mit der „Puntilla“ (Spanisch für „Nagel“), um die Wirbelsäule zu durchtrennen. Wie „Peta“ anmerkt, werden die Tiere dabei nur paralysiert – sie verlieren weder das Bewusstsein noch sterben sie durch den Stich.
Diese Recherchen wurden im vergangenen November im israelischen Fernsehen gezeigt. Das Landwirtschaftsministerium hat nun festgelegt, dass Tiere in einem Umlegeapparat geschächtet werden müssen. Bei dieser Methode kommt das Tier in einen Kasten, dessen Begrenzung an die Größe des Tieres angepasst werden kann. Dann wird der Kasten mitsamt dem fixierten Tier umgedreht. In dieser Position erfolgt dann der Kehlenschnitt. Das Tier muss umgelegt werden, damit der Schnitt nach Vorschrift ohne Druck erfolgen kann. Den neuen Richtlinien zufolge ist auch das Aufhängen des Tieres verboten, wenn es noch lebt.
„Wichtiger Schritt vorwärts“
Laut der Tierschutzorganisation „Peta“ kommen 40 Prozent des in Israel verzehrten Fleisches aus Paraguay. Mehr als 80 Prozent werden derzeit mit der „Einhängen-und-Hochziehen“-Methode geschächtet. Unternehmen haben bis zum 1. Juni 2018 Zeit, auf die tierfreundlichere Methode umzustellen. Neue Lizenzen werden schon jetzt nur vergeben, wenn der Betrieb auf die „Einhängen-und-Hochziehen“-Methode verzichtet. In Israel ist die Methode laut der Onlinzeitung „Times of Israel“ bereits verboten. Das Oberrabbinat hatte sich bereits im Jahr 2008 nach entsprechender Kritik dagegen ausgesprochen.
Die neuen Bestimmungen haben die Tierschutzorganisationen als „wichtigen Schritt vorwärts“ bezeichnet, berichtet die israelische Tageszeitung „Jerusalem Post“. Dennoch werden sie ihre Petition beim Hohen Gericht in Israel nicht zurückziehen, um sicherzustellen, dass die Richtlinien umgesetzt werden.
Von: df