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Prophetengräber in Nahost

Im Nahen Osten finden sich zahlreiche Gräber und Gedenkstätten biblischer Propheten und Personen. Archäologen oder biblische Aussagen widersprechen teils den Traditionen der unterschiedlichen Religionen, wo sich die Orte befinden. Um einige von ihnen gibt es Streit zwischen den Palästinensern, der islamischen Behörde Waqf und Israel. Israelnetz listet eine Auswahl der Stätten auf.
Eine wichtige Stätte im Judentum: das Grab der Erzväter Abraham, Isaak und Jakob in Hebron

Das „Grab der Patriarchen“ oder die Höhle Machpela in Hebron im Westjordanland ist eine wichtige Stätte des Judentums. Der Tradition zufolge ruhen hier die drei Erzväter Abraham, Isaak und Jakob, sowie ihre Frauen Sara, Rebekka und Lea. Obwohl das Neue Testament in Apostelgeschichte 7,16 dieses Grab in Sichem, dem heutigen Nablus, verortet, gilt Machpela auch für manche christliche Konfessionen als heilige Stätte. Auch Muslime führen sich auf den Stammvater Abraham zurück. Deswegen gehört zu dem Baukomplex die Abrahamsmoschee, ein Kirchenbau aus Kreuzfahrerzeit, der erobert wurde. Im nördlichen Teil gibt es eine Synagoge für jüdische Pilger. Vor Ort herrschen hohe Sicherheitsvorkehrungen. Die Stätte und die Stadt sind einer der Streitpunkte im Nahostkonflikt. Die israelische Armee bewacht das Grab. Die islamische Stiftung Waqf, die auch für den Tempelberg zuständig ist, verwaltet es.

Das Grab des Daniel – oder Mausoleum des Daniel – befindet sich im iranischen Susa. An diesem Ort soll der Tradition nach der Prophet Daniel begraben sein. Im Buch Daniel 8,2 ist der Ort erwähnt: „Ich hatte eine Vision, und während ich sie sah, befand ich mich in der Burg Susa, die in der Provinz Elam liegt, am Ulai-Kanal.“ Obwohl in der Bibel nichts über den Tod des Propheten berichtet ist, findet sich sein Grab nach jüdischer und arabischer Überlieferung dennoch in Susa. Das Mausoleum ist eine muslimische Pilgerstätte. Insgesamt sechs Orte beanspruchen, die Ruhestätte des Daniel zu sein, darunter sind auch Kirkuk im Irak und Samarkand in Usbekistan.

Grab des Daniel Foto: Gemeinfrei
Grab des Daniel

Das Grab des Propheten Hesekiel befindet sich laut jüdischer Annahme in Al-Kifl im Irak. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts kamen bis zu 5.000 Juden aus Bagdad und anderen großen Städten während des Passahfests zur Stätte. Die irakische Gemeinde bildete einst eine der größten und bekanntesten jüdischen Gemeinden im Nahen Osten. Heute ist das Grab Teil der Al-Nuchailah-Moschee. Der muslimischen Tradition nach liegt dort ihr Prophet Dhu l-Kifl, der oft als Hesekiel identifiziert wird. Zu Zeiten Saddam Husseins wurde die Stätte geschützt. Ein weiteres Bauwerk in Dezful im südwestlichen Iran wird auch als mögliches Grab Hesekiels identifiziert.

Grab von Hesekiel Foto: David Stanley, Wikipedia
Grab von Hesekiel

In den „Gräbern der Propheten“ auf dem oberen Westhang des Jerusalemer Ölbergs sollen Haggai, Maleachi und Sacharja ihre letzte Ruhe gefunden haben, besagt eine mittelalterliche jüdische Tradition. Von den letzten drei jüdischen Propheten wird angenommen, dass sie im 6. bis 5. Jahrhundert vor Christus lebten. Bei der Stätte handelt es sich um in Felsen geschlagene Katakomben. Archäologen haben die frühesten Grabkammern auf das 1. Jahrhundert vor Christus datiert, was der Tradition widerspricht.

Die Grabstätte des Propheten Samuel, des letzten Richters Israels, liegt nördlich des Jerusalemer Stadtteils Ramot. Auf dem Areal befindet sich eine Moschee, die früher eine Kirche war. Das Grab ist in einer unterirdischen Kammer, in der es eine Synagoge gibt. Auf dem Jerusalemer Berg Zion wird das Davidsgrab nach jahrhundertelanger Tradition in einem Bauwerk in unmittelbarer Nähe der deutschen Dormitio-Kirche als Grabstätte des biblischen Königs David verehrt. Es gilt als eine wichtige heilige Stätte im Judentum. Die Authentizität der tatsächlichen Grabstätte Davids gilt als zweifelhaft. Die Mehrheit der Historiker und Archäologen sehen sie nicht als das eigentliche Grab Davids an. Laut der Bibel (1. Könige 2,10) wurde er wie die anderen Könige von Juda in der Davidsstadt begraben. Diese liegt etwa 700 Meter weiter östlich.

Aaron, der biblische Hohepriester und Bruder des Mose, liegt der Tradition nach auf dem Berg Hor (Dschabal Harun), in der Nähe von Petra, im Süden Jordaniens begraben. Weil Juden am Aarongrab angeblich beteten, hatte Jordanien das Betreten der Stätte im August 2019 verboten. Nachdem Israels Präsident Reuven Rivlin Ende 2019 mit dem jordanischen Prinzen Ghazi Bin Mohammed Gespräche führte, wurde das Grab für Israelis wieder eröffnet. Wiederum ist der Ort von Moses Grab laut der Bibel (5. Mose 34) niemandem bekannt. Auf dem Berg Nebo zeigte Gott Mose das Land, „von dem ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe: Ich will es deinen Nachkommen geben“. Er durfte selbst nicht hinein: „So starb Mose […] im Lande Moab nach dem Wort des HERRN. Und er begrub ihn im Tal, im Lande Moab gegenüber Bet-Peor.“ Muslime glauben, dass Moses Grab mit dem Namen „Nabi Musa“ im Westjordanland nahe Jericho lokalisiert ist.

Aarongrab Foto: Joneikifi, Wikipedia
Aarongrab
Grab des Mose Foto: Israelnetz/mh
Grab des Mose

Die Stätte, an der Josef, ein Sohn des Erzvaters Jakob, begraben liegen soll, befindet sich bei Nablus, dem biblischen Sichem. Die von Israelis „Kever Josef“ genannte Grabstätte wurde mehrmals von Palästinensern zerstört und schlussendlich zu einer Moschee umgebaut. Laut mancher muslimischer Quellen gilt das Grab der Patriarchen als Josefs Ruhestätte. Auch die Grabstätten des jüdischen Führers aus biblischer Zeit Josua Ben Nun und seines Mitarbeiters Kaleb befinden sich nach jüdischer Tradition nahe der Autonomiestadt Nablus in der palästinensischen Ortschaft Kifl Hares. Josua war der Nachfolger von Mose und führte die Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei in das von Gott verheißene Land Kanaan. Von Josuas Tod heißt es in Richter 2,8 und 9: „Und sie begruben ihn im Gebiet seines Erbteils in Timnat-Heres auf dem Gebirge Ephraim, nördlich vom Berge Gaasch.“ Muslimische Traditionen nennen weitere Orte als Josuas Grabstätten, etwa in der Türkei.

Das Rahelgrab in der Nähe von Bethlehem gilt als Begrabungsort der Matriarchin Rahel, Jakobs zweiter Frau. Die Stätte ist Muslimen heilig. Seit wenigen Jahrzehnten wird von palästinensischer Seite aus politischen Gründen die Bezeichnung Bilal-Moschee bevorzugt, der traditionelle arabische Name ist „Rahel-Kuppel“. Die Hebräische Bibel kennt zwei Lokalisierungen des Grabs der Rahel, jeweils nördlich und südlich von Jerusalem, wobei das heutige Rahelgrab der Südtradition entspricht.

Historische Fotografie des Rahelgrabes bei Bethlehem, zwischen 1890 und 1900 Foto: Wikipedia
Historische Fotografie des Rahelgrabes bei Bethlehem, zwischen 1890 und 1900

Auch für das Grab des Propheten Jesaja gibt es verschiedene Traditionen: Eine besagt, es liege im iranischen Isfahan, eine andere benennt das Tal Nachal Dischon in der Region Galiläa, eine dritte sieht es auf der Silwan-Seite des Kidrontals südlich der Davidsstadt.

Das Grab des Propheten Hosea liegt laut jüdischer Tradition auf dem jüdischen Friedhof in Safed im Norden Israels. Der Rabbiner Emil G. Hirsch und der Theologe Karl Viktor Ryssel schrieben in der „Jewish Encylopedia“ wiederum, dass diese Tradition haltlos sei.

Von: Martina Blatt

Diesen Artikel finden Sie auch in der Ausgabe 1/2020 des Israelnetz Magazins. Sie können die Zeitschrift kostenlos und unverbindlich bestellen unter der Telefonnummer 06441/5 66 77 00, via E-Mail an info@israelnetz.com oder online. Gerne senden wir Ihnen auch mehrere Exemplare zum Weitergeben zu.

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2 Antworten

    1. Das Grab liegt wie das von ihrem Bruder Aaron in der Nähe von Petra in Jordanien.

      0

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